zum Hauptinhalt
Auf der ITB belegt die Türkei eine eigene Halle. Doch die Besucherzahlen sind eingebrochen.

© dpa

Internationale Tourismus-Börse in Berlin: In Deutschland reist man deutsch

Deutschland verzeichnet einen Übernachtungsrekord – dank einheimischer Touristen. Zum Auftakt der ITB wirbt der türkische Außenminister um Feriengäste aus der Bundesrepublik: "Die Türkei ist so sicher wie Deutschland."

Von Maris Hubschmid

Eines schillernder und verheißungsvoller als das andere – auf der ITB werben derzeit 184 Länder um die Gunst der Urlauber. Doch das liebste Reiseziel der Deutschen bleibt: Deutschland. Bereits zum siebten Mal in Folge freut sich der Deutsche Tourismusverband (DTV) über einen Rekord an Übernachtungen, mit rund 448 Millionen waren es 2016 nochmals drei Prozent mehr als im Vorjahr. Der Anteil der ausländischen Gäste aber sinkt – lediglich 81 Millionen Übernachtungen entfielen auf sie.

Asiaten meiden Europa

Bleiben die Deutschen angesichts internationaler politischer Spannungen lieber im Land? Dass Deutschland von Schreckensnachrichten andernorts profitiere, sieht man beim DTV „nicht unbedingt“. Bei aller Reiselust: Die Bundesbürger liebten nun mal das Vertraute. Dagegen vermutet die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) sogar einen umgekehrten Effekt, was internationale Gäste betrifft: Aus der Ferne werde Europa als eine Destination wahrgenommen. Auch Terroranschläge in Brüssel, Paris und Nizza oder der Brexit trügen so dazu bei, dass Touristen aus anderen Teilen der Welt fernbleiben. Vor allem Asiaten entscheiden sich immer seltener für Europa. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung stellt sich der Verband auf „weniger Wachstum“ ein.

Die Deutschen selber verreisen immer häufiger, dafür kürzer und günstiger. Von dem Trend zu naheliegenden Zielen profitieren dabei auch die Niederlande, die sieben Prozent mehr Deutsche anlockten als zuletzt. Berlin registriert trotz des Anschlags am Breitscheidplatz im Dezember keinen Besucherrückgang. Weniger gefragt ist Dresden. „Der gute Ruf hat gelitten“, bedauert die Tourismus-Beauftragte mit Blick auf Pegida.

"Die Türkei fehlt dem Ferienmarkt"

Die Diakonie wies am Mittwoch darauf hin, dass knapp ein Viertel aller Familien in Deutschland kein Geld für einen gemeinsamen Urlaub habe. „Für die Entwicklung der Kinder und den Zusammenhalt der Familie ist ein gemeinsamer unbeschwerter Urlaub sehr wichtig“, mahnte Sozialvorstand Maria Loheide.

Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands, erklärte: „Im deutschen Ferienmarkt fehlt die Türkei.“ Gerade für Familien hätte es dort stets ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis gegeben, das sich sonst nicht so leicht finde. „Die Türkei muss zurückkommen.“ Dafür warb zum Messe-Auftakt auch der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu, der die Idylle türkischer Reiseziele pries und Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD), mit dem er sich zuvor im Hotel Adlon getroffen hatte, „seinen Freund“ nannte. Cavusoglu betonte: „Die Türkei ist so sicher wie Deutschland.“

Condor streicht Türkeiflüge

Den Marktforschern der GfK zufolge sind Buchungen in die Türkei 2016 um 60 Prozent zurückgegangen. Bereits im Vorjahr hatte sich die Zahl halbiert. Terror und der Putschversuch vergangenen Juli seien zwar Gründe, vor allem aber die Politik von Präsident Recep Tayyip Erdogan hält wohl immer mehr Deutsche ab. Die zu Lufthansa gehörende Ferienairline Condor gab am Mittwoch bekannt, das Flugangebot in die Türkei abermals deutlich zu reduzieren.

Zur Startseite