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Perspektive Computer. Nicht nur in der „ReDI-School“, auch im Bildungswerk Kreuzberg schaute Minister Thomas de Maizière kürzlich Flüchtlingen bei der Ausbildung zu. Foto: Wolfgang Kumm/dpa

© picture alliance / dpa

Integration: Nur das Können zählt

Eine Berliner Schule bildet Flüchtlinge zu Programmierern aus und hilft bei der Firmengründung. Am Montag war Thomas de Maizière zu Besuch.

Mit einer großen Virtual Reality Brille vor Augen sitzt der Innenminister in einem schwarzen Sessel und hält ein Lenkrad in den Händen. Bewegt es nach links und rechts, als steuere er ein Auto. Die Studentinnen und Studenten, die den Autoverkaufsraum der Zukunft geschaffen haben, schauen lachend zu. Thomas de Maizière steht auf. Rückt seine Krawatte gerade. Vor einer halben Stunde war die Stimmung noch nicht ganz so ausgelassen. Als die Flüchtlinge von ihm wissen wollten, warum das in Deutschland so kompliziert sei, mit den Asylverfahren und den Arbeitsmöglichkeiten.

Am Montagnachmittag hat de Maizière (CDU) die „ReDI School of Digital Integration“ besucht. Sie wurde im Dezember 2015 gegründet. Die Idee dabei: Junge, technikaffine Geflüchtete lernen zu programmieren. Sie entwickeln Angebote, die ihnen und anderen Flüchtlingen in Deutschland helfen können und qualifiziert sie für Jobs in der Technologie- und Start-up-Szene. Da es in der Branche aber nicht nur darum geht, was man weiß, sondern auch wen man kennt, gibt es Vorträge von Experten und Netzwerkveranstaltungen. Unterrichtet werden die Studenten von ehrenamtlichen Coaches und Mentoren aus der Berliner Tech-Branche, die hauptberuflich Coder, Developer und Webdesigner sind.

Arbeiten, ohne perfekt deutsch zu können

Im Februar begannen die ersten 42 Studenten die Fachausbildung an der Schule. Vier Monate später machten 35 von ihnen den Abschluss. Entstanden ist zum Beispiel das Portal Let’s Integrate, das Treffen zwischen Einheimischen und Geflüchteten vermittelt. Die App Bureaucrazy hilft, den deutschen Bürokratiewahnsinn zu bewältigen. Weil sie einen Nerv trifft, haben selbst der „Guardian“ und die „Washington Post“ darüber berichtet. Ausgerechnet diese App stellten die Studenten dem Innenminister vor. Versprechen konnte er den Geflüchteten nichts. Stattdessen bat er um Geduld.

Die Schule sei eine „sehr gute Initiative“, sagte de Maizière, „von der wir sicher mehr bräuchten“. Vor allem deswegen, weil die Kursteilnehmer hier kreativ werden, etwas gründen können, selbst wenn ihr Deutsch noch nicht so gut ist. Ihr Englisch aber schon. Die Geschäftsführerin Anne Riechert ergänzt: In der IT-Branche seien Zertifikate und Zulassungen nicht so wichtig. Fehlende Zeugnisse sind kein Ausschlusskriterium. Es zähle, was jemand kann. Schließlich werden hierzulande viele Fachkräfte gebraucht. Nach Angaben des Branchenverbands Bitkom sind 43 000 Stellen im IT-Bereich nicht besetzt.

Zuckerberg war im Frühjahr zu Besuch

Die Idee für die Programmierschule hatte Riechert, als sie vor gut einem Jahr eine Flüchtlingsunterkunft besuchte. Dort lernte sie einen Iraker kennen, der codieren, aber nicht arbeiten konnte. Ihm fehlte der Zugang zu einem Laptop. Riechert bat daraufhin bei der Berliner Nacht der Start-ups um Spenden. Mittlerweile kooperiert sie mit der Daimler AG und wird von dem Stahlhändler Klöckner gesponsert. Dort beginnt einer der Studenten jetzt ein Praktikum. Den Verkaufsraum der Zukunft haben die Studenten für Daimler entwickelt und dort vorgestellt.

Im Februar besuchte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg die Schule. Kurz, nachdem das Projekt begann. „Das Treffen mit den syrischen Studenten war einer der Höhepunkte meines Aufenthalts in Deutschland, und ich war sehr beeindruckt von ihrem Mut und ihrer Zielstrebigkeit“, schrieb er über die Begegnung. Facebook Deutschland kündigte danach an, die Schule finanziell unterstützen zu wollen. Die nächste Klasse startet im September.

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