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Der Siemens-Campus kommt an einen historischen Ort.

© Hannibal Hanschke, Reuters

Innovationsstandort Berlin: Siemens baut Campus für 600 Millionen Euro

Der Technologiekonzern will mit einer Riesen-Investition am traditionsreichen Ort in Siemensstadt ein Zeichen setzen.

Von Sabine Beikler

Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser will mit der Investition von 600 Millionen Euro für einen Innovationscampus in Berlin-Siemensstadt über die Grenzen der Hauptstadt hinaus „ein Zeichen setzen für Deutschland als Industriestandort“. Berlin und der Wirtschaftsstandort Deutschland würden es verdienen, von einem internationalen Unternehmen „die Chance zu bekommen, gemeinsam zu gestalten“, sagte Kaeser am Mittwoch in Berlin. Der Umgang mit der vierten industriellen Revolution als Industrieland Nummer eins sei eine nationale Aufgabe.

Gegen starke Konkurrenz

Berlin konnte sich gegen starke internationale Konkurrenz durchsetzen. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Siemens-Vorstand Cedrik Neike, ein gebürtiger Berliner, unterzeichneten am Mittwoch im Roten Rathaus ein Memorandum of Understanding zum geplanten Innovationscampus auf dem Gelände der historischen Siemensstadt. In den kommenden Jahren soll auf einer Fläche von rund 70 Hektar die Siemensstadt 2.0 entstehen: ein neuer Stadtteil, der Urbanität, Arbeiten, Wohnen und Forschen integriert. Rund 2000 Wohnungen will Siemens bauen, davon sollen 30 Prozent mietpreisgebunden sein. Nach dem Konzept sollen auf dem Areal auch Büros und Forschungslabore entstehen und Anwendungsfelder wie dezentrale Energiesysteme oder Elektromobilität angesiedelt werden. Neike betonte, man wolle keinen „elitären, sondern einen integrativen Campus“. Man wolle die Siemensstadt auch für Start-ups und Universitäten öffnen und dort Spitzentechnologien entwickeln. Kaeser sagte: „Hier in Deutschland, gerade in Berlin, gab es Gründungen schon, da gab es in Silicon Valley noch gar keine Garagen.“ Man müsse jetzt mutig vorangehen.

Müller sagte, bei der Investition von Siemens gehe es nicht nur um die „spektakuläre Summe“ von 600 Millionen Euro, sondern vor allem um Innovation und Arbeitsplätze. Das Projekt habe den Anspruch, dass „die Zukunftsfragen, die technologischen und ethischen Fragen, die mit der Automatisierung verbunden sind, in Berlin miteinander vorangetrieben werden und Probleme, die damit verbunden sind, gelöst werden können“. Die Anwendung neuer Technologien werde in Berlin sichtbar sein. Die strategische Entscheidung von Siemens, in der Hauptstadt zu investieren, sei ein „wichtiger, bedeutungsvoller Tag für Berlin und den Wirtschaftsstandort Berlin“. In den vergangenen acht Wochen sei es gemeinsam gelungen, die Voraussetzungen für die Entstehung eines Innovationscampus in Berlin-Siemensstadt zu schaffen.

Vierte industrielle Revolution

Berlin und Siemens werden einen städtebaulichen Wettbewerb über die Gestaltung des Areals durchführen. Für die Ansiedlung hatte Siemens beim Denkmalschutz sowie Bau- und Planungsrecht vom Senat Zugeständnisse gefordert. Mehrfach betonten Kaeser und Neike, dass die Vorarbeiten von Berliner Seite „sehr beeindruckend“ gewesen seien. Um eine gute Verkehrsanbindung zu gewährleisten und die stillgelegte Siemensbahn zügig zu reaktivieren, ist Berlin laut Müller in engen Gesprächen mit dem Bund. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) appellierte an die Bundesregierung, ihre Anstrengungen auf Berlin als Digitalisierungsstandort zu konzentrieren. „Wir brauchen einen klaren Nukleus, das kann nur Berlin sein.“ Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte, das Projekt sei „ein großer Erfolg und eine Auszeichnung für den Wirtschafts- und Innovationsstandort Deutschland“.

Kaeser wollte noch am Mittwochabend mit Altmaier zusammentreffen und darüber sprechen, „wie sich die Bundesregierung einbringen“ könne. Siemens begreife die vierte industrielle Revolution nicht als Bedrohung, sondern als Chance, die gemeinsam mit der Politik gestaltet werden müsse.

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