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30 Stockwerke, 20 Stockwerke, 14 Stockwerke. Die drei Baukörper von „The Square3“ sehen die Projektentwickler im Kontext eines Siegertreppchens. Mehr als Fantasie sind jetzt Geldgeber gefragt.

© Simulation: Moritz Gruppe GmbH/LAVA

Wolkenkratzer in der City Ost: Im Dreisprung in die Brache

Bebauungsplan verabschieden, Investoren finden, Hochhäuser errichten – das sind die nächsten Schritte für das Projekt The Square3.

Lichtenberg will mit seinem Ortsteil Alt-Hohenschönhausen nun hoch hinaus: Mit dem Sportforum Berlin im Rücken soll hier auf einer 62 000 Quadratmeter großen Grundstücksfläche so etwas wie eine „City Ost“ mit bis zu 5000 neuen Alt-Hohenschönhausenern entstehen. Die City Ost darf auf ihren drei Baufeldern durchaus in den Himmel wachsen, wenn es nach Projektentwickler Dirk Moritz geht. „Wir planen dreißig Stockwerke – es können aber auch 33 werden“, sagte er am Donnerstag anlässlich der Vorstellung des Projektes. „Wir wollen mal sehen, ob wir hier das größte Hochhaus in Berlin hinbekommen.“

Das Areal – ein ehemaliges TLG-Gelände – liegt an der Konrad-Wolf- Straße/Ecke Weißenseer Weg und ist derzeit noch eine unansehnliche Brache in Alt-Hohenschönhausen. Der Ortsteil befindet sich in unmittelbarer Nähe zu Europas größtem innerstädtischen Naturschutzgebiet, zu dem der Faule See, der Orankesee, der Obersee und der Volkspark Prenzlauer Berg gehören. Von Europas größtem Sportzentrum bis zum Alexanderplatz sind es 4,9 Kilometer – die Fahrtzeit mit dem Auto beträgt unter zehn Minuten.

Und doch würden wohl vor allem nur Lichtenberger diese Lage mit City assoziieren: Die Brache, die unter anderem mit 350 bis 400 zusätzlichen Wohnungen bebaut werden soll, fügt sich (noch) in ein wenig vorteilhaftes Bild des Bezirks. Lichtenberg – so räumte auch Moritz ein – wird vor allem mit Plattenbauten, Stasi und Hartz IV in Verbindung gebracht. Investoren unterschreiben hier die Verträge nicht blind – wie bei vergleichbaren Vorhaben in Prenzlauer Berg, Mitte oder Friedrichshain: „Hohenschönhausen ist aus Sicht der Banker nicht Kategorie C, sondern Kategorie X.“ Das soll sich unter dem Projekttitel The Square3 ändern – es soll so etwas wie das Eingangstor nach Lichtenberg werden. „Ein Highlight für Berlin“ (Moritz).

Eine internationale Investorengemeinschaft hat die Fläche bereits 2010 erworben. Nun geht es darum, das Projekt zu entwickeln. Und das heißt: ein Bebauungsplan muss her und jede Menge Geld, das wohl nur auf internationalen Märkten zu beschaffen ist. Projektentwickler Moritz hat für den Januar und Februar schon einmal Termine mit potenziellen Investoren in Shanghai und London ausgemacht. Auf einem Stadtplan hat er eine „Entfernungsspinne“ aufgezeichnet, damit auch jenseits der Berliner Stadtgrenzen verständlich wird, dass diese Lage keine schlechte ist.

"Wir messen uns mit der ganzen Welt"

Neue Anziehungskraft. "The Square3" soll die Attraktivität des häufig verkannten Stadtteils Alt-Hohenschönhausen steigern.
Neue Anziehungskraft. "The Square3" soll die Attraktivität des häufig verkannten Stadtteils Alt-Hohenschönhausen steigern.

© Simulation: Moritz Gruppe GmbH/LAVA

Die Baufelder sollen in verschiedenen Segmenten auf den Markt gebracht werden; die Illusion, dass sich der eine große Investor finden lässt, der hier baut, hat die Moritz-Gruppe nicht. Dennoch sind die Ziele, so Moritz, durchaus hoch gesteckt: „Wir wollen nicht in der Kreisklasse spielen, wir messen uns nicht mit Alt-Hohenschönhausen inhouse, sondern wir messen uns mit der ganzen Welt.“ Als Termin für den Baubeginn wünscht er sich das Jahr 2014 oder 2015 – die Genehmigung des B-Plans würde er gerne mit der „City of Lights 2013“ in Verbindung bringen – und dann die geplanten Hochhäuser schon einmal in die Wolken projizieren.

40 000 Quadratmeter für Wohnen ist im Rahmen des Projektes The Square3 vorgesehen, ein bereits bestehendes Apartmenthaus mit 150 Ein- und Zweizimmerwohnungen wird derzeit saniert. Natürlich sollen auch Restaurants, Cafés, Geschäfte ihre Plätze finden, wie auch Hotels in zwei Kategorien und vielleicht auch ein Medizinzentrum. Außerdem wird der Anschluss an das Sportforum Berlin mit dem Deutschen Olympiastützpunkt gesucht: Ein auf Sport ausgerichtetes Shoppingzentrum ist geplant sowie Einrichtungen zur Förderung des Bildungsangebotes.

Lichtenbergs Bezirksstadtrat und Leiter der Abteilung Stadtentwicklung, Wilfried Nünthel (CDU), sieht in The Square3 „eine weitere städtebauliche Attraktion, die weit über die Stadtgrenze hinaus wirken wird“. Es sollten hier auch viele Wohnungen angeboten werden, die für Bürgerinnen und Bürger infrage kommen, die nicht über hohe Einkommen verfügen. Nach seinen Angaben wird der Bezirk um über 5000 Wohnungen wachsen, „sollten die in Planung befindlichen Wohnungsbauvorhaben auch nur zu Teilen realisiert werden“. Das Areal sei ein weiterer Schritt in der städtebaulichen Entwicklung des Bezirks. Nach der Entwicklung des neuen Wohnquartiers in der Rummelsburger Bucht und dem Beginn der Gartenstadt Karlshorst rücke nunmehr mit Alt-Hohenschönhausen ein gewachsenes Quartier ins Blickfeld.

Karin Seidel-Kalmutzki, Vorsitzende des Sportausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus, kann den Baubeginn für The Square3 kaum erwarten – die SPD-Politikerin wohnt am Orankesee und ärgert sich seit Jahren über die vernachlässigte Brachfläche. Mit Hochhäusern hat sie kein Problem und hofft – wie die Bezirkspolitiker – auf Synergien durch das Sportforum.

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