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Schöneberger Ufer 5. Anstelle des Parkhauses entstehen Eigentumswohnungen. Der Potsdamer Platz ist fußläufig erreichbar.

© Reinhart Bünger

Neues Projekt am Gleisdreieck: Wohnlofts statt Parkdecks

Am Gleisdreieck wird die Hochgarage von Renzo Piano ab Mitte des Jahres umgebaut.

Das debis-Parkhaus am Gleisdreieck von Renzo Piano wird nach Informationen des Tagesspiegels ab diesen Sommer teilabgerissen in einen Riegel aus vier Wohngebäuden umgebaut. Der Gebäudekomplex läuft unter dem Projekttitel „Gleis Park“ und wird auf einem Areal errichtet, das für die Trassenführung der geplanten S-Bahnlinie 21 vorgesehen war. Wird die Trasse tatsächlich einmal gebaut, steht dieser Parkhaus-Gebäuderiegel im Wege. Doch dies sei „Zukunftsmusik“, habe die Deutsche Bahn AG ihnen versichert, beteuern die Bauherrn. Bauherr und Eigentümer des Areals ist die Bauwens Unternehmensgruppe (Köln), die innovative, schlüsselfertige Wohn- und Gewerbeimmobilien entwickelt, plant und realisiert. Eine Baugenehmigung liegt nach Unternehmensangaben inzwischen vor.

Die Pläne für den Umbau stammen vom Büro KSP Jürgen Engel Architekten. Sie gingen siegreich aus dem Qualifizierungsverfahren „Umnutzung Parkhaus am Gleisdreieck“ hervor.

Das Parkhaus Gleisdreieck bietet Stellflächen für 1500 Pkw. Nach dem Umbau bleibt ein Komplex mit zirka 730 Stellplätzen für die Öffentlichkeit erhalten, der die Wohnbauten gegen die parallel verlaufende oberirdische U-Bahntrasse der Linie 2 abschirmt. Auf dem frei werdenden Teilgrundstück sollen nach dem derzeitigen Planungsstand knapp 180 Wohneinheiten und 71 Stellplätze in einer gemeinsamen Tiefgarage entstehen. Die Rotunden des Parkhauses sollen stehenbleiben. Über die Quadratmeterpreise möchte die Bauwens Unternehmensgruppe noch keine Auskunft geben, doch zweifellos geht es an diesem stadtzentralen Standort um den Bau von höherpreisigen Eigentumswohnungen.

Das Berliner Modell der Kooperativen Baulandentwicklung greift hier nicht

Die Hochgarage war Ende der neunziger Jahre von der DaimlerChrysler Immobilien GmbH in Auftrag gegeben worden. Als Architekten zeichneten Renzo Piano Building Workshop und Kohlbecker Ingenieure und Architekten, die sich mit dem Umbau des urheberrechtlich geschützten Baus in einen Wohnkomplex einverstanden erklärt haben sollen. Teile der Außenfassade sollen in einen anderen Baukomplex integriert werden. Planungs- und Baubeginn für das Parkhaus am Gleisdreieck war 1998, fertig gestellt wurde es im Jahr 2000. Geparkt wird hier seitdem auf fünf Ebenen. Neben einem Unter- und Erdgeschoss, gibt es ein erstes und zweites Ober- sowie ein Dachgeschoss. Ausgelastet war das Parkhaus aber so gut wie nie.

Die Baufelder am westlichen Rand des Parks sollten ursprünglich nicht bebaut werden. Sie wurden im Flächennutzungsplan als Grün definiert – ökologische Ausgleichsflächen für Potsdamer und Leipziger Platz, die durch den Bau des Parkhauses und durch der Häuser an der Flottwellpromenade immer weiter dezimiert wurden. Die Interessengemeinschaft Gleisdreieck klagte 1998 gegen den Bau der Hochgarage, verlor jedoch vor dem Oberverwaltungsgericht und gegen eine große Koalition aus Bezirksamt, Senat, Debis und Renzo Piano.

Die Wohngebäude sollen über einen vertikalen Garten schallschutztechnisch vom Restparkhaus getrennt werden.
Die Wohngebäude sollen über einen vertikalen Garten schallschutztechnisch vom Restparkhaus getrennt werden.

© Zeichnung: KSP Jürgen Engel Architekten, Berlin

Nach Angaben der Bauherren sollen zugunsten des nun vorgesehenen Wohnprojektes keine weiteren Flächen des Gleisdreiecksparks zusätzlich in Anspruch genommen werden.

Auf eine schriftliche Anfage des Tagesspiegels zum aktuellen Planungsstand reagierte der aktuelle Baustadtrat des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, Florian Schmidt (B’90/Die Grünen), bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht.

Beim nördlichen Teil des ehemaligen Potsdamer Güterbahnhofs handelt es sich nach der damaligen Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts um einen „Unbeplanten Innenbereich“ nach Paragraf 34 Baugesetzbuch (BauGB). Wird danach gebaut, dann müssen sich die Neubauten an die bereits bestehende Umgebung anpassen. Das Berliner Modell der Kooperativen Baulandentwicklung greift an dieser Stelle nicht. Mietwohnungen für 6,50 Euro den Quadratmeter sind nicht zu erwarten.

Es soll Maisonettewohnungen mit direktem Zugang in den Park geben

Ursprünglich sollte ein Stockwerk des umstrittenen – weil kaum genutzten – Parkhauses lediglich abgetragen werden, weil darauf später die erweiterte Trasse der neuen S-Bahn-Linie 21 aufgebaut werden sollte. Schon seit Jahren gibt es Pläne, die S 21 in dem Abschnitt von Potsdamer Platz bis Gleisdreieck zu verlängern. Die S 21 genannte S-Bahn-Verbindung vom Nordring zum Hauptbahnhof und dann zum Potsdamer Platz bleibt zwar trotz einer enormen Kostensteigerung förderwürdig, teilte das Bundesverkehrsministerium im vergangenen September mit. Dennoch ist eine Realisierung der Pläne nicht wirklich in Sicht.

In den Erdgeschossen der vier neuen Gebäudekörper sind Maisonettewohnungen für Familien mit direkten Zugängen in den Park vorgesehen.

In den oberen Etagen ist ein Mix aus kleineren und größeren Wohnungen geplant – für unterschiedliche Generationen und Zwecke: Barrierefreiheit und Zweitwohnsitz lauten dafür die einschlägigen Stichworte. Die letzten Planungsdetails – es geht hier unter anderem noch um Fassadenbrüstungen – sollen im April geklärt sein. Die Treppenhäuser und Parkplätze sollen als Schallschutzwand den Lärm der nahen U-Bahn-Trasse abschirmen. Vorgesehen sind vier Treppenhäuser mit Aufzug, die die hauseigene Tiefgarage über sechs Obergeschosse mit den Penthäusern verbinden. Das Häuserensemble auf dem 186 langen und 16 Meter tiefen Grundstück soll vom Parkhaus abgesetzt werden und auf der Rückseite Raum für begrünte Patios lassen. Ein vertikaler Garten soll das verbleibende Parkhausteilstück optisch abschirmen.

Unmittelbar angrenzend realisiert die Copro-Gruppe ihr Gewerbeimmobilienprojekt. Marc F. Kimmich, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter von Copro, sagte auf Anfrage zum benachbarten Bauprojekt: „Wir sehen das Projekt überaus positiv und halten die geplante Wohnnutzung für eine sinnvolle und gute Ergänzung zu unserem eigenen Projekt mit gewerblicher Nutzung.“

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