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Platz ist in der kleinsten Hütte nicht wirklich. Doch mit einigen optischen Tricks und Einbauten wirkt alles größer.

© Mike Wolff

Microapartments: Bloß keine Duschvorhänge

Wie kleine Wohnungen größer rauskommen.

Das Bett gehört ins Schlafzimmer, der Esstisch steht dort, wo man isst, und der Schreibtisch im Büro – die Inneneinrichtung einer Wohnung folgt für gewöhnlich diesen Gesetzen. Doch was, wenn Bett, Esstisch und Schreibtisch sich nicht weitläufig in der Wohnung verteilen lassen, sondern in einem Raum untergebracht werden müssen? Was, wenn ein Microapartment einzurichten ist?

„In einem Microapartment kann man nicht mit den konventionellen Größen einer Wohnung planen“, erklärt Wencke Katharina Schoger, Innenarchitektin aus Berlin. Oft gehe es darum, mehrere Nutzungen an einer Stelle einzurichten, die sich auch noch überlagern. „Bei der Einrichtung eines Microapartments geht es jedoch nicht nur darum, gewöhnliche Raumgrößen herunterzuskalieren“, sagt Schoger. Wichtig sei es, dass flexibel mit den kleinen Grundrissen geplant werde und intelligente Lösungen gesucht und umgesetzt werden: Durch das Drehen um neunzig Grad werde ein flaches Element zu einem hohen, oder das Bett wird hochgeklappt und so zum Schrank.

Auch wenn der Expertin zufolge ein Tisch, Bett, Stuhl und vielleicht ein Sofa in einem Microapartment vorhanden sind, gebe es keine allgemeingültige Innenarchitektur. „Die konkrete Gestaltung ist zum einen abhängig vom Konzept“, sagt Schoger. Sobald ein großer Gemeinschaftsbereich außerhalb der Wohnung geplant sei, müsse man sich weniger Gedanken darüber machen, wie ein Wohnzimmerfeeling entstehen könnte. Zum anderen hänge die Gestaltung von der Zielgruppe ab. „Es macht für die Planung der Inneneinrichtung einen Unterschied, ob die Zielgruppen Paare sind oder einzelne Personen.“

Wer länger bleibt, braucht mehr Abstellflächen

Auch Benjamin Oeckl, Geschäftsführer beim Miniapartmenteinrichter Belform, hat da Ideen. Für ihn richtet sich die Innenarchitektur nicht zuletzt auch nach der Dauer des Wohnens. „Eine kürzere Laufzeit des Mietvertrages, wie es bei Serviced Apartments oft der Fall ist, geht damit einher, dass der Mieter weniger persönliche Gegenstände mitbringt“, sagt Oeckl. Als Konsequenz werde weniger Stauraum eingeplant. Bleibt ein Mieter hingegen länger in einer Wohnung wie Studenten oder Projektmitarbeiter, bringe er meist mehr persönliche Gegenstände mit – und benötige dementsprechend mehr Stauraum.

„Wir wollen nur so viel vorgeben, dass die Bewohner auch ihre individuelle Note einbringen können“, sagt auch Heiko Szczodrowski, Geschäftsführer der Commerz Real KGV. Darum lassen die Planer genügend Platz auf den Abstellflächen und an den Wänden für Fotos, sodass auch diese Wohnung auf Zeit ein zweites Zuhause werden könne. „Der Stil ist meist stabil, nüchtern, mit gedeckten Farben und möglichst neutral“, sagt Szczodrowski. Unbedingt gehöre ein leistungsfähiges W-Lan in Microapartments.

Minimalwohnen ist ein Trend

„Auf keinen Fall hängen wir Duschvorhänge auf“, sagt Szczodrowski, „und wir bedenken ausreichend Fahrradabstellflächen vor den Apartments, sodass diese nicht mit in die Wohnungen müssen.“

„Bei allen Entscheidungen in Bezug auf die Inneneinrichtung soll das Gefühl entstehen, dass das Apartment größer ist, als man es von der Quadratmeterzahl her denkt“, sagt Oeckl.

Schoger arbeitet derzeit in Berlin an einem Projekt, in dem große Altbauwohnungen in kleine Apartments aufgeteilt werden. Dass es in Zukunft nur noch derart kleine Wohnungen geben wird, sieht Schoger allerdings nicht. „Das Minimalwohnen ist ein Trend und es gibt den Bedarf, für viele ist diese Form des Wohnens auch sinnvoll“, betont Schoger, „aber der gesamte Wohnungsbau wird sicher nicht darauf reduziert.“

Anja Brandt

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