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Wasser beruhigt. Generell werden Ferienwohnungen oder Ferienhäuser an Gewässern oder gleich am Meer bevorzugt.

© Koll Steine/epr

Investition Ferienhaus: Luxus auf Zeit

Es darf auch mal eine ganze Insel sein: Trends beim Ferienhaus-Urlaub.

Eine Ferienimmobilie gilt als lukrative Investition – vor allem, wenn diese in Deutschland liegt. Ganze neun Prozent Bruttorendite lassen sich hierzulande mit dem eigenen Ferienhaus pro Jahr erwirtschaften, wie die „Marktstudie private Ferienimmobilien 2017“ des Ferienhausportals FeWo-direkt und des Maklerhauses Engel & Völkers zeigt. Knapp zwei Drittel der Deutschen mit Ferienimmobilienbesitz erwarben ihr Ferienhaus oder ihre Ferienwohnung hierzulande in den vergangenen sechs Jahren.

Der Urlaub im Ferienhaus hat indes seinen Ursprung in Skandinavien. „Der Durchbruch des Ferienhaustourismus war in den 1950er Jahren, als das dänische Fremdenverkehrsamt nach Hamburg ging und mit Dancenter erstmals Ferienhausurlaub in Dänemark bewarb“, sagt Ines Carstensen, die seit vielen Jahren zum Ferienhaustourismus forscht. Die Idee, in einem eigenen Haus für sich zu sein und Ferien zu machen, stieß bei den Deutschen auf Interesse. Noch heute profitiert Dänemark von der Nähe zu Deutschland: Mehr als drei Viertel aller Ferienhausurlauber reisen mit dem eigenen Auto an.

Von der räumlichen Nähe hat auch Kroatien in den vergangenen Jahren profitiert. „Kroatien hat eine rasante Entwicklung gemacht“, sagt Thorsten Kerwin, Geschäftsführer des Anbieters Casamundo. Besonders aus Süddeutschland ist das Land an der Adria gut zu erreichen. Von München nach Medulin in Istrien sind es weniger als 600 Kilometer.

Auch im Urlaub hat der Deutsche gewisse Ansprüche

Neben Kroatien zählt Kerwin Deutschland, Frankreich und Italien zu den beliebtesten Reiseländern der Ferienhausurlauber. Stefanie Schulze zur Wiesch, die als Geschäftsführerin von Atraveo Tui Villas verantwortet, nennt ebenfalls den kroatischen Markt und fügt Spanien und Portugal hinzu. Die in Deutschland am stärksten gebuchte Region dort ist die Ostsee.

„Ferienhäuser waren in den 1990er Jahren in Deutschland ein Statussymbol, und es war verpönt, sie zu vermieten“, sagt Carstensen. Damals waren viele Ferienhäuser lieblos mit Gegenständen zweiter Wahl eingerichtet. Reisende störte das nicht, denn der Urlaub sollte funktional und günstig sein, sagt Schulze zur Wiesch. Die Bedürfnisse der Reisenden haben sich inzwischen aber stark gewandelt. Urlaub im Ferienhaus ist heute „Luxus auf Zeit“, so Kerwin.

Besondere Unterkünfte mit hoher Lebensqualität, die man sich im Alltag nicht leisten könnte, rückten in den vergangenen Jahren immer mehr in den Fokus der Reisenden. So mieten Ferienhausurlauber gerne Unterkünfte wie einen Leuchtturm, eine Burg oder gleich eine ganze Insel. „Die Unterkunft ist Zentrum des Urlaubs“, sagt Schulze zur Wiesch. Für Hotelurlauber sind Ausflüge und Erlebnisse das Wichtigste der Reise – für Ferienhausurlauber ist es die Unterkunft mit umfangreicher Ausstattung.

Werden wir in Zukunft nur noch im Ferienhaus übernachten?

Ferienhausurlaube in Deutschland sind beliebt, ganz besonders an der Nord- und Ostsee.
Ferienhausurlaube in Deutschland sind beliebt, ganz besonders an der Nord- und Ostsee.

© epr/dekoVries Gmbh

Bei Casamundo werden zum Beispiel Häuser mit einer direkten Angelmöglichkeit oder eigenem Solarium angeboten. „Pool, Sauna, Terrasse, WLAN und ein großer Garten sind für Reisende die wichtigsten Kriterien“, sagt Kerwin. „Außerdem wird der Wunsch nach einem frei stehenden Haus immer größer.“ Familien mit Kindern bevorzugen große Entfernungen zu den Nachbarn, sodass sich niemand von den Kindern gestört fühlt.

Das ist ein entscheidender Vorteil gegenüber dem Hotel. Die Möglichkeit, sich in einer komplett ausgestatteten Küche selbst zu versorgen, ist ein weiterer. Ferienhausurlauber sehen darin Unabhängigkeit und genießen es, mit der Familie und Freunden ausgiebig zu frühstücken und am Abend zu grillen. Sollte die Ausstattung der Küche mal nicht genügen, so können Reisende das notwendige Equipment ganz einfach mit dem Auto mitnehmen.

Als weiteren Vorteil nennt Schulze zur Wiesch: „Ein Viertel aller Ferienhausurlauber will ein Haustier mit in den Urlaub nehmen.“ Ob das erlaubt ist, finden die Reisenden am besten im Internet heraus. Die Verbreitung des Internets und von Anbietern wie Fewo-direkt, Casamundo oder Atraveo haben den Markt der Ferienhäuser beflügelt. Auf Onlinebuchungsseiten können Reisende besser das perfekte Ferienhaus für den Urlaub finden, denn ein Reisebüromitarbeiter kennt kaum die Ausstattung von Hunderttausenden Ferienhäusern. Außerdem kann der Reisende Verfügbarkeiten selbst prüfen und bekommt über Fotos, Videos und Nutzer-Kommentare einen Eindruck. Für Urlaube an der Ostsee sind die meisten Ferienhäuser schon Monate vor Juli und August ausgebucht.

Werden wir in Zukunft nur noch im Ferienhaus übernachten? „Ferienhäuser spielen an Nord- und Ostsee eine sehr, sehr große Rolle“, sagt Kerwin. Trotzdem könne man nicht davon sprechen, dass der Urlaub im Ferienhaus den Hotelurlaub verdrängt. Im Ferienhaus übernachten Familien, Großfamilien oder ganze Freundeskreise. Ferienhausurlauber reisen selber an, verpflegen sich selbst und genießen die Unabhängigkeit. Urlaub im Hotel funktioniert grundlegend anders und zu einem anderen Preis.

Kleinod deutsche Nord- und Ostseeküste

Die wachsende Nachfrage hat zu kräftigen Preissteigerungen an den deutschen Nord- und Ostseeküsten geführt. Eine aktuelle Marktanalyse von LBS Research in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut empirica verortet die teuersten Küstenstandorte auf den Nord- und Ostfriesischen Inseln. In 70 Prozent aller ausgewerteten Küstenregionen liegen die Spitzenpreise aber noch zwischen erschwinglichen 2000 und 4000 Euro pro Quadratmeter.

Rügen und Usedom bieten trotz ihrer großen Popularität immer noch ein wesentlich gemäßigteres Preisniveau als die Nordseeinseln. Auf Rügen liegen die Standardpreise in den bei Touristen beliebten Gemeinden zwischen 3500 und 4300 Euro pro Quadratmeter. Selbst im gefragten Heringsdorf auf Usedom wird die Grenze von 4000 Euro pro Quadratmeter nicht überschritten.

In den untersuchten Küstenregionen sind die Standardpreise für inserierte Ferienobjekte in den letzten drei Jahren im Durchschnitt um jeweils fünf Prozent pro Jahr gestiegen. Spitzenreiter ist auch hier wiederum der Landkreis Nordfriesland. Hier betrug die jährliche Preissteigerungsrate im Schnitt 30 Prozent.

Bei Auslandsinvestitionen steht meist das persönliche Interesse an einer Ferienimmobilie am präferierten Reiseziel im Vordergrund, wirtschaftliche Faktoren folgen erst danach.

Für drei von vier Eigentümern einer Ferienimmobilie im Ausland nimmt die eigene Nutzung und Vermietung des Domizils die erste Stelle der Kaufmotivationen ein, ein Viertel möchte sich in der erworbenen Ferienimmobilie zur Ruhe setzen – in Deutschland sagt das dagegen nur jeder Zehnte.

(mit dpa)

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