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Das Bremer Startup Hausfrage unterstützt Eigenheimbesitzer durch die Vermittlung von Fachfirmen, Ratgebern und einen Antwortservice für individuelle Fragen.

© www.hausfrage.de

Homeoffice: Mit Mrs. Feelgood gegen den Corona-Blues

Aline Vogel sorgt beim Bremer Startup "Hausfrage" für Produktivitätssteigerungen

Frau Vogel, Sie kommen aus der Eventbranche, waren mit dem Reiseunternehmen TUI auf Schiffen unterwegs. Man sieht Sie im Internet auf einer Seite als ausgezeichnete „Trainerin der Woche“. Wie kann Zumba gegen den Corona-Blues helfen? Sind Fitnessübungen Teil Ihrer neuen Aufgabe, die Sie vor einem Monat übernommen haben?

Das ist tatsächlich ein kleiner Teil der Aufgabe. Zumba gehört allerdings nicht dazu, weil das virtuell nicht für jedermann etwas ist. Aber wir haben zum Beispiel nach Feierabend in dieser Woche eine kleine Pilates-Online-Session, damit jeder gut runterkommen kann: hauptsächlich Atem- und Entspannungsübungen.

Sie werden aber nicht nur nach Feierabend aktiv sein. Was genau ist Ihre Aufgabe?

Das Thema ist ganz neu und gar nicht so leicht einzugrenzen. Es geht im Grunde darum, die Produktivität des Unternehmens zu steigern, indem die Mitarbeiter glücklicher sind. Bei „Hausfrage“ handelt es sich um ein Startup-Unternehmen, das im vergangenen Jahr unglaublich gewachsen ist. Es sind jetzt knapp über sechzig Mitarbeiter.

Wenn das Unternehmen so stark wächst, müssten die Mitarbeiter doch ziemlich glücklich sein. Die brauchen Sie doch gar nicht.

Sicher ist die Grundstimmung gut. Aber in der Pandemie ist es ganz schwierig, dieses coole Startup-Gefühl beizubehalten – wenn fast alle im Homeoffice sind und ohnehin nicht jeder so glücklich mit sich selbst ist. Da fällt es auch schwer, glücklich im Job zu sein. Früher ging man gerne zu Arbeit, weil einen der Vormittagstalk in der Teeküche mit den Kollegen erheitern konnte oder die Runde auf dem Balkon oder auf der Dachterrasse nett war…

Wer jetzt im Schlafanzug in der Team-Sitzung am Bildschirm sitzt, kann doch auch viel Freude verbreiten…

Das stimmt. Trotzdem fehlt gerade neuen Mitarbeitern der Austausch. Es fällt dann schwer, Kontakte zu knüpfen, die Kollegen überhaupt kennenzulernen. Online sieht man auch gar nicht, wer neu dazu gekommen ist. Man hat auch keine gemeinsamen Gesprächsthemen. So gehört es zu meinen Aufgaben das „Onboarding“ zu koordinieren und neue Kollegen an die Hand zu nehmen, vielleicht ein „Buddy“-System zu erschaffen und eine Unternehmenskultur zu kreieren. Denn die ist im Wachstum ein wenig auf der Strecke geblieben.

Das aber geht doch alles nur virtuell. Wie bringen Sie Menschen zusammen?

Da lost man zum Beispiel fünf Personen willkürlich aus. Die Neuen plus fünf Personen, die dann in einem virtuellen Raum zusammenkommen und sich einen Kaffee holen. Sie bleiben zusammen, bis die Kaffeetasse leer ist. So lernen sie sich kennen. Dann haben wir den „Magic Mittwoch“, wo wir online einmal in der Woche abends etwas veranstalten. In zwei Wochen ist eine virtuelle Kochsession geplant, bei der alle mitmachen können. Vorher wird das Rezept bekannt gegeben, damit alle einkaufen gehen können.

Aline Vogel (32) hat Tourismus und Eventmanagement in Bremen studiert. Dann hat sie in Köln und Aachen als selbstständige Ausbilderin für das amerikanische Unternehmen Boka gearbeitet und weltweit Fitness Events und Messen organisiert. Anschließend hat sie auf Kreuzfahrtschiffen von TUI Cruises den Bereich Sport&Gesundheit geleitet. Seit Mitte März ist sie beim Bremer Startup Hausfrage als "Feelgoog Managerin" angestellt.
Aline Vogel (32) hat Tourismus und Eventmanagement in Bremen studiert. Dann hat sie in Köln und Aachen als selbstständige Ausbilderin für das amerikanische Unternehmen Boka gearbeitet und weltweit Fitness Events und Messen organisiert. Anschließend hat sie auf Kreuzfahrtschiffen von TUI Cruises den Bereich Sport&Gesundheit geleitet. Seit Mitte März ist sie beim Bremer Startup Hausfrage als "Feelgoog Managerin" angestellt.

© www. Hausfrage.de

Bei Ihnen im Betrieb geht Berufliches und Privates aber ganz schön durcheinander, Frau Vogel. War das Ihre Idee?

Als Vorbild hat man zum Beispiel Google. Dort wird „Corporate Happiness“ total großgeschrieben. Nicht alles, was die machen, hat mit der Arbeit zu tun. Da gibt es zum Beispiel ein Fitnessstudio. Es geht darum, eine Unternehmenskultur zu schaffen, und das auch nach außen zu tragen: Wir sind eine coole Gruppe und wir halten auch zusammen. Der Zusammenhalt steht ganz klar im Vordergrund. Das macht uns stark.

Was machen Sie denn mit schwachen Kollegen in der Krise? Schicken Sie die zum Psychologen?

Die Herausforderung liegt darin, das erst einmal herauszufinden. Dafür haben wir eine „Input-Box“, in die jeder erst einmal anonym hineinschreiben kann. Das Tool gibt es erst seit vergangener Woche und dieser „Kummerkasten" wird sehr, sehr gut genutzt. Da gehen täglich Nachrichten ein.

Was schreiben Ihre Kollegen denn so?

Das ist komplett verschieden. Den einen nervt die Kaffeemaschine, der andere ist überfordert, der Dritte braucht mehr Büromaterial oder ist genervt vom Homeoffice. Dies alles signalisiert: Es gibt Redebedarf. Natürlich kann mit diesen Feedbacks viel machen. Man kann Konzepte machen, man kann mit den Mitarbeitern sprechen und eine Vertrauensbasis schaffen. Dann ist man ganz, ganz weit. Es muss sicher sein, sich auszutauschen.

Offenbar ein neues Berufsbild, das Sie ausfüllen. Sie sind so etwas wie ein Temperaturregler für das mentale Wohlbefinden.

Das Thema ist nicht nur Sport und Spaß und dann stellen wir vielleicht noch zwei Obstkörbe hin. Da gehören auch Themen wie Arbeitssicherheit und Hygiene mit dazu. Wenn man kein Experte ist, muss man Experten hinzuziehen.

Als was würden Sie sich denn jetzt bezeichnen? Als Betriebsunterhalterin?

Als Feelgood Managerin – das ist wirklich eine offizielle Bezeichnung. Dafür gibt es auch Stellenausschreibungen – angegliedert an den Personalbereich.

Was hat eine Mrs. Feelgood bei „Hausfrage“ aktuell anzugehen?

Die größte Hürde ist, das Ganze für alle verständlich einzuführen und zwar so, dass es nicht auf Unmut stößt. Da muss man vorsichtig sein, weil es ganz neu ist. Ich kann nicht voranpreschen und sagen: Mir nach! Ich muss die Unternehmenskultur erst erschaffen und prägen. Damit man diese auf der Instagram-Seite dann auch sehen kann und Menschen sagen: Dort würde ich gerne arbeiten. Das ist definitiv auch eines der Ziele. Die zweitgrößte Hürde ist, dass es diese Position vorher nicht gab.

Gibt es etwas, was bei Ihnen im Moment in der Diskussion ist, um es umzusetzen?

Ich bin dabei, ein Belohnungssystem zu etablieren, wo man kleine Challenges für die Mitarbeiter kreiert und sie mit Quartals-Awards auszeichnen kann.

Das klingt nach schlimmen Online Games.

Es geht um Kategorien wie „Die Performance der Woche“ oder „Wer geht die Extrameile?“. Wer hat die meisten Leads generiert, Unternehmergeist gezeigt, wer hat die besten Sales gehabt?

Auweia. Da sitzt ein ganz schöner sozialer Druck dahinter!

Das ist eine Ansichtssache. Das ist ein Anreiz für Leistungen, die ohnehin schon erbracht werden. Nur, dass sie jetzt belohnt werden.

Bekommen die Mitarbeiter eine Flasche Wein von Ihnen?

Ich habe mir überlegt, dass es zum Beispiel einen „Heute-mache-ich-früher-Feierabend“-Pass geben könnte. Den kann man einlösen, wann man möchte. Man bekommt ein, zwei Überstunden gutgeschrieben, ohne diese geleistet zu haben. Vielleicht gibt es auch materielle Dinge. Für viele ist die Freizeit aber ganz wichtig.

Das Interview führte Reinhart Bünger.

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