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Die frühere Raststätte Dreilinden in West-Berlin wurde vor dem Grenzübergang in die ehemalige DDR errichtet.

© imago/Rech

Checkpoint Bravo: Dreilinden zum Dritten

Die Raststätte steht erneut zum Verkauf – der Bezirk wünscht hier keine Neubauten.

Der Schwung ist hin, die schönen Pläne sind geplatzt. Werner Scharwächter ist es jetzt leid. Und er ist stocksauer. Um die Autobahnraststätte Dreilinden, sein Eigentum, soll sich nun ein anderer kümmern. Der Berliner Unternehmer, Spezialist für Bau- und Bohrgerät, ist heute siebzig Jahre alt, gleichwohl noch kämpferisch auf seine Art. Aber er hat die Nase voll, fühlt sich von den Behörden verschaukelt. „Ich will nur noch mein Geld, dann ist Schluss“, sagt er. Für das markante Gebäude mit dem halbrunden Turm beim alten Checkpoint Bravo in Zehlendorf habe er bereits einen Käufer. „Doch auch der braucht Klarheit“, sagt Scharwächter. Die will er nun „endgültig“ erstreiten.

Ideen für eine Wiederbelebung gab es schon viele

Der Begriff „warten“ scheint untrennbar mit Dreilinden verbunden zu sein. Stauten sich hier zu Mauerzeiten oft genug stundenlang alle Gefährte, deren Passagiere den Transit durch die DDR auf sich nehmen wollten oder mussten, wird das Warten auf eine Renaissance der Autobahnraststätte nunmehr in Jahren gemessen. Seit 2002 liegt der Markstein brach, nicht einmal kalten Kaffee gibt es mehr. Ideen für eine Wiederbelebung gab es seitdem viele. Und als sich 2009 endlich der Berliner Unternehmer Thomas Drechsel („Wurstmaxe“) als neuer Eigentümer der Öffentlichkeit offenbarte, war ihm alle Aufmerksamkeit gewiss. Für schlappe 45 000 Euro hatte Drechsel das „Tor nach West-Berlin“ vom Liegenschaftsfond Berlin gekauft.

Es rauschte gewaltig im Blätterwald, Drechsel verstand es, die Öffentlichkeit für seine Pläne einzunehmen. Die Idee mit dem Hotel für Rucksacktouristen war allerdings schnell verworfen. Zu weit draußen. Ein Schnellrestaurant lag an der Autobahn buchstäblich nahe, doch die Vorstellung einer Disko weit ab vom Schuss an einer Schnellstraße ließ sicher nicht nur Eltern erschauern. Dann lieber „irgendwas mit Oldtimern“, das kam gut an. Hatte Berlin zwar schon („Meilenwerk“), aber was sollte es. Die Pläne reiften. Gelegentliche Nachfragen diverser Medien beschleunigten die Angelegenheit wenig bis gar nicht. Und dann war plötzlich Schluss. Dreilinden kam 2012 unter den Hammer.

Für Scharwächters Baumaschinenschau gab es keine Genehmigung

Jetzt trat Werner Scharwächter auf den Plan, ersteigerte das Objekt für 535 000 Euro. Der gebürtige Sauerländer, der von Karlshorst aus mit der Firma Boramtech einen weltweiten Handel mit schwerem Bau- und Bohrgerät betreibt, sah an der Raststätte den perfekten Ort, um seine Maschinen für die Kundschaft ins rechte Licht zu rücken. Allein, der Unternehmer hatte nicht mit den Berliner Behörden gerechnet. Namentlich nicht mit dem Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf. Für seine Baumaschinenschau gab es keine Genehmigung.

Dann eben was mit Oldtimern. Das kam dem Bezirksamt bekannt vor, als 2014 Scharwächters Antrag im Rathaus eintraf. Es gab einen positiven „Bauvorbescheid“, wie dem Tagesspiegel die heutige Bürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) bestätigt. Alles schien glatt zu laufen. Auf dem 5000 Quadratmeter großen Areal durfte der Unternehmer mit amtlichem Segen was mit Oldtimern machen. Reparatur, Verkauf, Ausstellung.

Auch ein Restaurantbetrieb war Gegenstand des Bescheids. „So ein Vorbescheid gilt ja für drei Jahre“, sagt die Bürgermeisterin. „Und der Eigentümer hat kürzlich den Antrag auf Verlängerung gestellt. Der Bescheid ist zwar noch nicht ergangen, doch da sich an der Nutzung offenbar nichts verändert hat, wird einer Verlängerung um ein weiteres Jahr nichts im Wege stehen.“

"Der Bezirk blockiert alles in Dreilinden"

Seine eigenen Pläne in Bezug auf Dreilinden verfolgt Scharwächter allerdings nicht mehr, wie er auf Anfrage mitteilt. „Ich habe einen Käufer, der bereit ist, Millionen zu zahlen. Der braucht jedoch nicht nur große Parkflächen, sondern auch Planungssicherheit. Der Bezirk lässt mich immer aber nur gegen die Wand laufen.“

Die Klage stößt bei der Bezirksbürgermeisterin auf Unverständnis. Sie verweist auf den positiven Bauvorbescheid. Macht jedoch auch klar: „Am Denkmalschutz für die gesamte Anlage wird nicht gerüttelt.“ Das bedeute, dass das gesamte Erscheinungsbild von Dreilinden als „Tor nach Berlin“ nicht verändert werden dürfe, sagt Cerstin Richter-Kotowski. Eventuelle Neu- oder Anbaupläne, die schon einmal eine Rolle in Scharwächters Nutzungsideen spielten, könne der Eigentümer zu den Akten legen.

„Der Bezirk blockiert eben alles in Dreilinden“, beharrt Scharwächter. Welche Pläne der ungenannte Interessent für den Standort hat, mag der Sauerländer nicht verraten. Der Bauunternehmer hat sich einstweilen auf einen Rammkurs begeben. Um die Sache endgültig zum Abschluss zu bringen, habe er erst in der vergangenen Woche einen „kompetenten Rechtsanwalt“ beauftragt. „Und ich bleibe Optimist“, sagt der Unternehmer. „In zwei Wochen rechne ich mit einer Entscheidung.“

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