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Das undatierte Foto aus dem Jahr 1945 zeigt den Blick über die Ruinen des Nikolai-Viertels in Berlins Mitte mit der zerstörten Nikolaikirche im Vordergrund. Das Foto ist im Bildband "Berlin nach dem Krieg" veröffentlicht, der im März 2010 im Verlag " Das neue Berlin " erschienen ist. Motive aus der Zeit zwischen April und Mai 1945 zum Ende des Zweite Weltkrieges zeigen erschütternde Szenen. Die Fotos stammen aus dem Archiv des Berliner Verlages und wurde jetzt erst für die Digitalisierung wieder entdeckt.

© DPA/Berliner Verlag

Berlin nach 1945: Beim Wiederaufbau gab es Grenzen

In der Viersektorenstadt Berlin ging es nach dem Kriegsende nicht allerorten gleich schnell voran.

Das Staatsvolk-West sprach nach dem Kriegsende mit Blick gen Osten in der Regel von der „Zone“. Lange Jahre setzten die Blätter des Axel Springer Verlags die sogenannte DDR in sogenannte Gänsefüßchen – eine orthografische Nichtanerkennung des verflossenen Staates östlich der Elbe. Doch in Berlin lagen die Dinge tatsächlich anders, durfte genau genommen nicht von Zonen gesprochen werden, wenn die Sektoren der Alliierten gemeint waren.

Tagesspiegel-Leser wiesen nach der Lektüre des am 2. Mai in der Print-Ausgabe erschienenen Beitrags über die unmittelbare Wiederaufbauphase 1945 auf einen Fehler in der dazugehörigen Grafik hin, in der die Sektoren als Zonen bezeichnet wurden: „Mehr und mehr wird in Veröffentlichungen zur Teilung Deutschlands vergessen, dass Deutschland in vier Zonen und Berlin (die Oder-Neiße-Gebiete lass ich mal beiseite) geteilt wurde und Berlin in vier Sektoren. Zunächst waren es sogar nur drei“, schreibt etwa Klaus Krause: „Dann gaben die Briten von ihrem Sektor Reinickendorf und Wedding für einen französischen Sektor ab und Amerikaner und Briten gaben in SW-Deutschland Teile ihrer Zonen für eine französische Zone ab.“

Eine weitere Leserin ergänzt: „Die ZONE begann für uns jenseits der Sektorengrenzen. Soweit ich mich erinnern kann, kamen Soldaten aller vier Besatzungsmächte durch unser Wohngebiet und ich verbinde damit Wrigley’s Kaugummis, Cadbury-Schokolade und exotische Mongolen, die mit langen Peitschen Kunststücke machen konnten, die uns Kinder begeisterten. Zum Schluss waren wir französischer Sektor, ich habe dann in den amerikanischen Sektor geheiratet.“ Berlin wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zur Viersektorenstadt, wie auch Wien.

Der Wiederaufbau Berlins - eine gesamtdeutsche Aufgabe?

Der Wiederaufbau nach 1945 ging in den Sektoren mit unterschiedlicher Schnelligkeit voran. Das war – auch und vor allem – dem Mangel an Baumaterialien geschuldet, deren Verteilung rasch zum Gegenstand politischer Propaganda wurde. Penibel wurde, je nach politischem Standort, aufgerechnet, welcher Sektor besser mit Dachziegeln und Bauholz versorgt wurde, wer mehr Zementdachsteine, wer weniger Dachpappe vom Magistrat von Berlin erhielt.

Die Gewinnung von Baumaterial aus den Kriegstrümmern stieß angesichts des Maßes an Zerstörungen an Grenzen. In Ermangelung von Rohstoffen konnten zum Beispiel die elf arbeitsfähigen Fabriken, die Dachpappe herstellen konnten, die notwendigen Mengen nicht liefern. In der von der Roten Armee herausgegebenen „Täglichen Rundschau“ (Ausgabe vom 7. August 1946) forderte der Landesvorstand Groß-Berlin der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands schließlich von der Alliierten Kommandantur Berlins: „Es werden dringend benötigt: 

5000 Tonnen Zement, vor allem, um die Dächer einzudecken,

120000 Quadratmeter Glas, um wenigstens einen Wohnraum für jede Familie zu verglasen,

6000 Tonnen Kalk,

1000 Tonnen Gips,

25 000 Kubikmeter Bauholz,

3.000 000 Quadratmeter Pappe,

5.000 000 Dachsteine,

50 Tonnen Nägel, um die Arbeiten zur Instandhaltung der Wohnungen fortführen zu können.“

Sie seien der Meinung, so schreiben Carl Litze und Hermann Matern, dass der Wiederaufbau der Stadt Berlin eine Aufgabe ganz Deutschlands sei, „und nehmen an, daß auch die Herren Kommandanten der gleichen Auffassung sind“. Das bleibt dahingestellt.

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