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Stoppt die Riester-Rente? Eine Verbraucherallianz aus Bund der Versicherten, Bürgerbewegung Finanzwende und Verbraucherzentrale Bundesverband startete im Mai vor dem Bundeskanzleramt eine Kampagne zum Neustart der privaten Altersvorsorge.

© AFP/John MacDougall

Baufinanzierung: „Wahlfreiheit beim Riestern garantieren“

Ein Plädoyer für die Eigenheimrente als frei wählbare Alternative. Ein Gastbeitrag

Die Riester-Rente ist in aller Munde. Die Koalition wollte sie verbessern. Am Ende reichte es nicht einmal zu einer kleinen Reform. Aufgabe des künftigen Gesetzgebers muss es sein, neben der Geld-Rente auch eine Lösung für die Eigenheim-Rente zu finden.

Wer „Riester“ hört, denkt vor allem an eine private Geldrente. Die Förderung wurde 2002 eingeführt, um Menschen zu helfen, privat für ihr Alter vorzusorgen – vor allem Familien mit Kindern und Geringverdienern. 2008 anerkannte die Politik dann, dass die Menschen auch mit einer Eigenheimrente in Form des mietfreien Wohnens für ihr Alter vorsorgen können. Im Laufe der Zeit wurde klar, dass einige bürokratische Stellschrauben zu stark angezogen worden waren. Vor allem aber litt die „Riester-Rente“ unter der Niedrigzinspolitik der EZB. Union und SPD hatten sich im Koalitionsvertrag deshalb auf eine Reform verständigt.

Eine Zeitlang sah es so aus, als könnte es zumindest zu einer kleinen Reform kommen. Doch ein Regierungsentwurf blieb aus, trotz Sympathien für die Eigenheimrente. Jetzt ist der künftige Gesetzgeber gefordert, eine Lösung zu finden, die der privaten Geldrente gerecht wird – insbesondere aber auch der Eigenheimrente, da für die meisten Menschen die eigenen vier Wände die bevorzugte Form der Altersvorsorge sind.

Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts spart ein Rentnerhaushalt, der im Wohneigentum lebt, im Schnitt etwa 670 Euro im Monat oder ein Drittel seines durchschnittlichen Nettoeinkommens. Durch die Förderung in der Anspar- und Finanzierungsphase wird schneller notwendiges Eigenkapital aufgebaut bzw. die Immobilie schneller entschuldet – ein wesentlicher Grund dafür, dass Eigenheimrenten nach wie vor auch von Verbraucherschützern als kostengünstige und zinssichere Finanzierungsbausteine empfohlen werden.

Die Zinssicherheit steht im Fokus

Rund 1,8 Millionen Menschen haben sich seit 2008 für diese Riester-Variante entschieden. Da sie im Kern auf den Eigenheimerwerb abzielt, stehen bei ihr auch nicht Themen wie Beitragsgarantie oder Rendite im Fokus, sondern die Zinssicherheit für die Anspar- und Tilgungsphase. Die Parteien, die die künftige Regierung stellen, sind gut beraten, bei einer grundlegenden Reform die 16 Millionen Menschen im Blick zu haben, die sich freiwillig für „Riester“ entschieden haben. Verlässlichkeit und Vertrauen – darauf bauen die Menschen nirgendwo mehr als bei der Altersvorsorge. „Riester“ muss reformiert werden. Für die private Geldrente und die Eigenheimrente können unter einem gemeinsamen Dach individuelle Maßnahmen zur Optimierung gefunden werden.

Dabei muss gelten: Egal, wie die künftige private Geldrente aussieht – die Eigenheimrente muss eine frei wählbare und gleichberechtigte Alternative bleiben, denn viele Menschen sind finanziell nicht in der Lage, auf zwei Wegen gleichzeitig vorzusorgen. Wessen Herz für das eigene Heim schlägt, sollte sich dafür entscheiden dürfen. Und zwar frei, nicht in Form eines verpflichtenden Angebots, zu dem man auch „Nein“ sagen kann, wie es ein „Opt out“-Modell will. Mancher Protagonist dieser Idee sieht in Freiwilligkeit offenbar die „Qual der Wahl“. Eine fürsorgende Politik müsse den Verbraucher mit sanftem Zwang davor schützen. Doch wie sanft ist dieser wirklich? Wie frei fühlt sich zum Beispiel ein Arbeitnehmer, „Nein“ zu sagen, wenn er bei Vertragsabschluss vom neuen Arbeitgeber ein Angebot erhält? Und was passiert dann mit seinem eigentlichen Wunsch?

Lassen wir die Menschen auch künftig frei entscheiden, wie sie zusätzlich vorsorgen möchten: ob mit einer Betriebsrente, einer privaten Geldrente oder einer Eigenheimrente.

Der Autor des Gastbeitrages ist Hauptgeschäftsführer des Verbands der Privaten Bausparkassen.

Christian König

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