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Vorsicht bei Kundenkreditkarten: Nicht alle lohnen sich.

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Ikea, Tchibo oder Amazon: Mehr Händler bieten Kunden Kreditkarten an

Vom Onlineshop bis zum Kaffeeladen: Viele Händler locken Kunden mit eigenen Kreditkarten. Doch oft ist die Nutzung teuer, schnell wird die Karte zur Kostenfalle.

Von Carla Neuhaus

Die neue Couch würde perfekt ins Wohnzimmer passen. Aber können wir sie uns auch leisten? Zweifel wie diesen will der Möbelkonzern Ikea seinen Kunden nehmen. Er verspricht ihnen seit Kurzem, sie könnten sich „einfach jederzeit Wünsche erfüllen“. Alles, was sie dafür bräuchten, sei die neue Ikea-Kreditkarte. Mit der kann man weltweit in Geschäften bezahlen und zwar nicht nur bei der schwedischen Möbelkette. Außerdem kann der Kunde selbst entscheiden, wann und wie er seine Kreditkartenschulden begleicht: in einem Schwung zu Beginn des nächsten Monats oder nach und nach als Ratenzahlung. Das klingt verlockend – kann aber auch ganz schön teuer werden. Das gilt für die Ikea-Kreditkarte ebenso wie für die Bezahlkarten anderer Konzerne.

DIE ANBIETER

Wer will, kann sein Portemonnaie mittlerweile mit Kunden-Kreditkarten füllen. Ob Deutsche Bahn, Amazon, ADAC oder Douglas: Sie alle bieten inzwischen eigene Kreditkarten an. Selbst Fußballvereine haben den Markt für sich entdeckt. So hat der FC Bayern München eine eigene Mastercard für Fans im Angebot. Aus Sicht der Konzerne und Vereine macht das durchaus Sinn. Sie setzen darauf, dass Kunden und Fans so mehr Geld bei ihnen ausgeben. Schließlich wird der Betrag wie bei anderen Kreditkarten auch nicht direkt vom Konto abgebucht.

Neben höheren Umsätzen hoffen die Konzerne, die Kunden durch die Karten zudem stärker an sich binden zu können. „Die Unternehmen wollen mit den eigenen Kreditkarten in einen engeren Kontakt zu den Kunden treten“, sagt Martin Fassnacht, Marketingexperte an der Wirtschaftshochschule WHU. Deshalb locken die Konzerne meist mit Sonderkonditionen oder Rabatten, wenn Verbraucher sich für ihre Kunden-Kreditkarte entscheiden.

DIE VORZÜGE

Der ADAC wirbt zum Beispiel mit Tankrabatten und günstigeren Mietwagenkonditionen im Ausland bei Verwendung der Kreditkarte. Bayern München verspricht Besitzern der FCB Mastercard Zugriff auf ein Sonderkontingent von 600 Eintrittskarten für jedes Heimspiel und gibt Rabatt auf Einkäufe im Fanshop. Bei Amazon bekommt man eine Startgutschrift von 30 Euro. Bei Douglas brauchen die Kartenbesitzer beim Umtausch keinen Bon vorzuzeigen und bekommen zum Geburtstag einen Gutschein. Dazu können Kunden die Karten meist auch gleich nutzen, um Punkte zu sammeln, die sie später einlösen können. Bei Tchibo gibt es beim Zahlen mit der Karte „Treuebohnen“, bei Douglas „Beauty Points“. Der Punktesammler Payback bietet sogar bereits vier verschiedene Kreditkarten an, mit denen man zahlen und Payback-Punkte sammeln kann. Belohnt wird der Kunde mit Extra-Punkten. Die Deutsche Bahn wirbt damit, dass die Prämienpunkte bei ihr nicht verfallen, wenn man die Kreditkarte der Bahn nutzt – anders als wenn man die Punkte nur per Bahncard sammelt.

Doch ob sich diese Vorzüge für den Kunden am Ende tatsächlich auszahlen, ist nicht gesagt. „Bei jeder Kreditkarte sollte sich der Verbraucher genau ansehen, ob er die darin enthaltenen Zusatzleistungen überhaupt benötigt“, sagt Kerstin Schultz, Finanzexpertin von der Verbraucherzentrale Sachsen. Denn nur wenige Kunden-Kreditkarten sind kostenlos – und wenn, dann oft nur im ersten Jahr.

DIE KOSTEN

Meist zahlen Kunden um die 30 Euro pro Jahr für die Karte. Besonders teuer ist die ADAC Kreditkarte Gold, für die 99 Euro jährlich fällig werden. Die Ikea-Kreditkarte bleibt ab dem zweiten Jahr nur dann kostenlos, wenn man darüber eine Ratenzahlung laufen lässt oder auf einen Jahresumsatz von mehr als 1200 Euro kommt. Sonst zahlt man 17,99 Euro jährlich. In der Regel lohnt sich eine Kundenkreditkarte daher nur für Stammkunden, die die Karte dann auch tatsächlich oft nutzen. So ist das auch bei der Payback Kreditkarte von Visa. 29 Euro werden für die im Jahr fällig. Dafür kann man zwar mehr Punkte sammeln als ohne: Für fünf Euro Umsatz bekommt man einen Payback-Punkt extra gutgeschrieben. Doch das zahlt sich nur aus, wenn man sehr oft mit der Karte zahlt und dabei Punkte sammelt, die man dann auch einlöst.

Dauerhaft kostenlos sind dagegen zum Beispiel die American-Express-Karte von Payback und die Partner Card Visa vom Hagebaumarkt. Sie haben aber dafür den Nachteil, dass Kunden damit nicht kostenlos Geld abheben können. Überhaupt sollten Kunden darauf achten, ob und wo sie mit der Kreditkarte günstig Geld am Automaten ziehen können. So ist mit der Prepaid-Karte vom ADAC das Geldabheben im Ausland zwar kostenlos, in Deutschland zahlt man dafür aber pro Abhebevorgang 2,50 Euro. Mit der Ikea-Karte wiederum kann man zwar weltweit kostenlos Geld abheben – aber nur an Automaten in Ikea-Märkten.

Verbraucherschützer halten deshalb auch nur wenige Kundenkreditkarten für empfehlenswert. Eine Ausnahme ist die Tchibo Card Plus. Für die wird keine Jahresgebühr fällig und man kann mit ihr an allen Commerzbank-Automaten kostenlos Geld abheben. Einziger Nachteil ist, dass das Abheben auf maximal 250 Euro am Tag und 500  Euro in der Woche begrenzt ist. Die Stiftung Warentest hält sie deshalb für eine „gute Wahl“, besonders für Stammkunden, die so auch noch Treuepunkte sammeln. Nur: Im Ausland sollte man die Tchibo-Karte nicht zum Geldabheben nutzen, denn das kostet.

DIE SOLLZINSEN

Genau hinschauen sollten Verbraucher auch bei den Sollzinsen. Die werden fällig, wenn man die Kreditkartenschulden nicht in einem Schwung begleichen kann. Eine solche Ratenzahlung lassen sich fast alle Anbieter teuer bezahlen: Die Zinsen liegen in der Regel im zweistelligen Bereich. Da wäre es für den Kunden meist sehr viel günstiger, auf einen klassischen Ratenkredit der Bank umzuschulden. Das gilt auch bei der Nutzung der Ikea-Kreditkarte. Für Käufe im schwedischen Möbelhaus ist die Ratenzahlung zwar mit einem Sollzins von 4,9 Prozent vergleichsweise günstig. Wer die Ratenzahlung aber für Einkäufe außerhalb der Ikea-Welt nutzt, zahlt gleich 13,9 Prozent. Das sei „viel zu hoch“, meint Verbraucherexpertin Schultz. Dabei geht es sogar noch teurer. Für eine Ratenzahlung mit der an sich kostenlosen Karstadt Kreditkarte müssen Kunden nämlich Zinsen in Höhe von 15,62 Prozent zahlen.

Um böse Überraschungen zu vermeiden, sollte man daher in jedem Fall immer erst mal das Kleingedruckte lesen. Wer ohnehin von seiner Bank eine günstige Kreditkarte bekommt, kann auf die Kunden-Kreditekarte zudem in den meisten Fällen gut verzichten. mit dpa

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