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Ob es das günstigste ist? Dieses Pärchen hat zumindest ein Hotel gefunden.

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Hotels buchen im Internet: Die falschen Versprechen der Buchungsportale

Wer sein Hotel im Internet bucht, landet schnell bei Portalen wie HRS oder Booking.com. Doch entgegen ihrer Werbeversprechen findet man dort oftmals nicht das günstigste Angebot.

Sie wollen verreisen und suchen ein gutes, aber günstiges Hotel? Das auch im August noch Zimmer frei hat, trotz der Ferien? Kein Problem. Denn wer im Internet surft, kann auch spontan noch einen Kurztrip starten. Zum Beispiel nach München: Das Hotelportal HRS verlangt 71 Euro für das Doppelzimmer im Ramada Hotel. Dieser „Hot Deal“, so wirbt HRS, sei der „garantiert günstigste Preis“.

Wer braucht also noch ein Reisebüro, wenn die preiswerten Angebote ohnehin im Netz lauern? Und wenn online zudem noch hilfreiche Bewertungen anderer Nutzer warten? Wie die von Jörg. Der lobt das freundliche Personal und das große Zimmer in München und gehört damit zu den 91 Prozent der Besucher, die das Hotel weiterempfehlen würden.

Das Bundeskartellamt sieht die Bestpreisgarantien kritisch

Also alles kein Problem? Von wegen. Denn HRS bietet gar nicht den günstigsten Preis. Den gibt es beim amerikanischen Konkurrenten Booking.com. Die Übernachtung kostet dort nämlich nur 64 Euro, zudem verspricht Booking eine dauerhafte Bestpreisgarantie.

Komplett zur Verwirrung trägt eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Service-Qualität (DISQ) bei. Anfang des Jahres hatte das DISQ herausgefunden: Keiner der zehn getesteten Bettenvermittler, dazu gehörten auch HRS und Marktführer Booking.com, bietet immer und ausschließlich die günstigsten Zimmer an. Auch das Bundeskartellamt sieht Bestpreisgarantien kritisch, allerdings aus Wettbewerbsgründen. Denn die Hotels verpflichten sich gegenüber den Portalen vertraglich dazu, ihre Zimmer nirgendwo anders preiswerter anzubieten – und zwar selbst dann nicht, wenn Gäste direkt an der Hotelrezeption nach einem Zimmer fragen. So können die Portale ihre Preise erhöhen und niemand darf sie unterbieten.

Es laufen Verfahren gegen Booking und Expedia

Ein erstes Machtwort sprach das Kartellamt bereits 2013, als es HRS, damals 30 Prozent Marktanteil, die Bestpreisklauseln untersagt hat. Mittlerweile haben die Wettbewerbshüter auch Booking.com abgemahnt, das die Garantien bis zur endgültigen Entscheidung aber weiter anbietet. Entfernt das Portal die Klauseln nicht, droht auch ihm ein Verbot. Und auch gegen das Online-Reisebüro Expedia läuft derzeit ein Verfahren.

Trotz des Verbots der Bestpreisgarantie wirbt HRS aber weiter mit seinen preiswerten Angeboten. Entdeckt der Nutzer auf einer anderen Plattform ein preiswerteres Zimmer, will HRS die Differenz erstatten. Dafür muss das günstigere Angebot jedoch exakt die gleichen Konditionen beinhalten, also: Reisedaten, Zimmerkategorie, Verpflegung sowie Zahlungs- und Stornierungsbedingungen. Damit beginnt ein mühseliger Vergleich. „Das erfordert einiges an Rechercheaufwand“, sagt Falk Murko von der Stiftung Warentest. Doch der ist meist ohnehin nötig. Die Marktforscher vom DISQ raten zu einem Vergleich auf mehreren Plattformen, heißt es in der Studie. Denn Preisunterschiede von deutlich über 20 Prozent seien bei den Portalen keine Seltenheit – und der ausgewiesene Bestpreis könne eben oft nicht das Versprechen einlösen. Und auch den Empfehlungen der Nutzer kann man nicht immer trauen, wie eine Studie der Fachhochschule Worms zeigt: 15 Prozent der Bewertungen seien im Auftrag der Hotels von Reputation-Management-Agenturen erstellt, heißt es.

Auch Metasuchmaschinen sind mit Vorsicht zu genießen

Wie man schnell und einfach an die günstigsten Zimmerpreise kommt, weiß Test-Experte Murko: „Zuerst sollte man sich auf den Meta-Suchmaschinen umschauen, um einen ungefähren Überblick über Hotels und Preise zu bekommen.“ Meta-Suchmaschinen, das sind Plattformen wie Trivago und Discavo. Sie vergleichen die Angebote der einschlägigen Portale von HRS bis Expedia nochmals untereinander und ersparen dem Verbraucher einiges an Aufwand. Aber auch hier gilt es, allerhand Dinge zu beachten. „Viele Hotelportale weisen ihre Preise mittlerweile ohne Frühstück und kostenlose Stornierungsmöglichkeit aus, um auf den Vergleichsplattformen ganz oben zu landen“, sagt Murko. „Nutzer sollten die Angebote wirklich ganz genau lesen und dann vergleichen.“

Nicht selten haben verschiedene Hotelportale auch verschiedene Zimmer und Stornierungsoptionen. Nach eigenen Angaben durchforstet Trivago 270 Hotelportale und vergleicht Angebote für rund 700 000 Hotels weltweit.

Preisgarantien sind meist falsch

Doch selbst mit der Meta-Suchmaschine lässt sich nicht immer der beste Preis finden, wie die Zeitschrift „Reise und Preise“ kürzlich in einem Test herausgefunden hat. Demnach bieten Seiten, die auffallend viele Angebote vergleichen, nicht automatisch die besten Tarife. Weiteres Manko: Alle Metasuchmaschinen listen die Hotelangebote voreingestellt nach „Empfehlung“, „Beliebtheit“ oder „Bestseller“ und damit ziemlich willkürlich. Die Tester raten dazu, vor jeder Buchung noch einmal direkt auf der Webseite des Hotels vorbeizuschauen. Denn meist gibt es dort einen besseren Preis, weil die Provision an die Portale entfällt und dadurch oft das Frühstück im Preis inbegriffen ist oder der Gesamtpreis günstiger wird. So heißt es dann auch: „Die wahre Konkurrenz sind oft die Hotels selber.“

Dass Preisgarantien meist falsch sind und die besten Preise bei den Hotels selbst warten können, zeigt sich auch in unserem Test mit verschiedenen Hotels in sechs europäischen Großstädten. (siehe Tabelle). Dort war bei Booking.com trotz der Garantien nur einmal der günstigste Preis zu finden, während die Zimmer bei HRS immer teurer waren als bei der Konkurrenz. Mit den Meta-Suchmaschinen ließ sich in vier von sechs Fällen der beste Preis finden, nur in Paris und Barcelona war die Hotelseite noch günstiger. Mit einer Direktbuchung in dem spanischen Hotel konnte man im Vergleich zum Preis, den Trivago gefunden hatte, noch einmal zehn Prozent sparen. Gegenüber dem Angebot von HRS ist das sogar eine Preisersparnis von knapp 100 Euro.

Alexander Triesch

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