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In Schwierigkeiten: An der Wall Street rechnet man im Fall von Archegos aber noch nicht mit einem großen Crash.

© AFP/Angela Weiss

Hohe Verluste befürchtet: Ein strauchelnder Hedgefonds stellt die Wall Street vor Probleme

Weil der Fonds Archegos seinen Margin Calls nicht nachkommt, brechen die Kurse diverser Banken weltweit ein. Auch die Deutsche Bank ist wohl betroffen.

Welche Auswirkungen es haben kann, wenn ein Hedgefonds sich verzockt, hat Anfang des Jahres das Beispiel von Gamestop einer breiten Öffentlichkeit vor Augen geführt. Die Leerverkäufer von Melvin Capital hatten darauf gesetzt, dass die Papiere des Computerspieleverkäufers an Wert verlieren würden. Als diese dann aber massiv stiegen, stand der Hedgefonds dem Vernehmen nach kurz vor dem Aus – und musste mit Milliardenbeträgen gerettet werden. Nicht wenige hatten damals bereits mit einem großen Crash gerechnet.

Nun steckt ein anderer Fonds in Problemen. Und wieder betreffen die Auswirkungen die gesamte Börse. Der US-Hedgefonds Archegos Capital reißt diesmal vor allem Banken mit in Schwierigkeiten. Die Schweizer Großbank Credit Suisse und die japanische Investmentbank Nomura warnten am Montag vor erheblichen Verlusten durch den Ausstieg aus Positionen bei einem US-Hedgefonds. Sie nannten den Namen des Hedgefonds zwar nicht, doch Finanzkreisen zufolge handelt es sich um Archegos.

Auch die Deutsche Bank ist einem Insider zufolge betroffen, allerdings weniger stark als die Wettbewerber. Das Exposure des Frankfurter Geldhauses sei nur ein Bruchteil dessen, das andere hätten, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur "Reuters" am Montag. Bis Freitagnacht habe die Bank keine Verluste aus den Geschäften mit Archegos erlitten und manage die Positionen.

Einfluss auf die Ergebnisse des ersten Quartals

Die japanische Investmentbank Nomura bezifferte den Verlust auf zwei Milliarden Dollar, die Credit Suisse zufolge könnte der Verlust „sehr bedeutend und wesentlich“ für das Ergebnis des ersten Quartals sein. Die Schweizer erklärten, ein bedeutender Hedgefonds sei Nachschusspflichten – den sogenannten Margin-Calls – nicht nachgekommen. Das bedeutet, er hätte eigentlich Geld nachzahlen müssen, weil sein eingesetztes Kapital unter den für seine Positionen benötigten Wert gesunken ist. Da der Investor kein Geld nachschoss, seien die Schweizer Großbank und andere Geldhäuser nun dabei, diese Positionen aufzulösen. Haben diese nun an Wert verloren, bleibt die Bank auf dem Minus sitzen.

Am Freitag hatte ein Ausverkauf von Aktien in den USA zu markanten Kursverlusten bei einer Reihe von Unternehmen geführt, die einer mit der Sache vertrauten Person zufolge mit Archegos Capital in Verbindung stehen. Die Papiere der Medienkonzerne ViacomCBS und Discovery hatten jeweils 27 Prozent an Wert verloren. Die in den USA notierten Anteile der chinesischen Unternehmen Baidu und Tencent Music waren im Laufe der Woche um ein Drittel beziehungsweise knapp 50 Prozent abgesackt.

Wie groß werden die Folgen sein?

Investoren halten systemische Risiken zu jetzigen Zeitpunkt zwar für unwahrscheinlich, zeigten sich allerdings nervös über das Ausmaß der Verkäufe von Archegos und möglich weitere Veräußerungen. Die Aktien der Credit Suisse stürzten am Montag an der Börse in Zürich um 14 Prozent ab – das ist der größte Tagesverlust seit dem Börsencrash vom Frühjahr 2020 ein.

In Tokio waren die Nomura-Anteile 16 Prozent eingebrochen. Auch an der deutschen Börse konnte man die Auswirkungen spüren: Die Titel der Deutschen Bank fielen in Frankfurt um gut fünf Prozent, konnte sich im Laufe des Nachmittags aber wieder auf ein Minus von nur noch gut drei Prozent erholen. Damit waren sie noch immer der schwächste Wert im Leitindex.

Die Credit Suisse lehnte eine weitergehende Stellungnahme ab und stellte mehr Informationen zu gegebener Zeit in Aussicht. Die Warnung ist erneut ein Rückschlag für die Bank, die erwägt, Investoren zu entschädigen, die vom Zusammenbruch von Fonds betroffen sind, die mit der insolventen Finanzfirma Greensill verbunden sind. Bereits im vierten Quartal 2020 war eine Investition in einen Hedgefonds-Anbieter die Credit Suisse teuer zu stehen gekommen: Das Institut musste den Wert der Beteiligung an York Capital um 450 Millionen Dollar berichtigen. (mit rtr)

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