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Zahlreiche Rechtsfälle kosten die Deutsche Bank viel Geld.

© AFP

Hohe Strafzahlungen: Deutsche Bank macht Milliardenverlust

Operation gelungen, Zahlen rot: Der Umbau seines Instituts kommt voran, versichert Deutsche-Bank-Chef John Cryan – und legt einen Milliardenverlust vor.

Die Deutsche Bank hat mit einem erneuten Verlust von 1,4 Milliarden Euro im vergangenen Jahr deutlich schlechter gewirtschaftet, als Experten und Analysten erwartet hatten. Grund waren – wie schon 2015, als das Minus bei fast sieben Milliarden Euro lag – erneut hohe Kosten für die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten.

Vorstandschef John Cryan räumte am Donnerstag ein, dass der Vorstand nicht zufrieden sei. „Trotzdem war 2016 sogar ermutigend“. Er fühle sich besser als vor einem Jahr. Die Deutsche Bank habe gezeigt, dass sie widerstandsfähig ist. „Und dass wir wichtige Rechtsfälle beilegen konnten, verschafft uns Rückenwind“. Im Januar seien die Geschäfte wieder deutlich besser gelaufen. 2017 wolle die Bank wieder profitabel arbeiten. Ob wieder eine Dividende gezahlt wird, ließ Cryan offen.

Was mit der Postbank passiert, blieb offen

Details zur künftigen Strategie der Deutschen Bank blieb Cryan allerdings schuldig. „Unsere Strategie ist es, eine erfolgreiche Bank zu sein“, sagte er. Das Geldhaus werde sich nicht grundsätzlich ändern. Ein abrupter Strategieschwenk habe sich in der Geschichte von Unternehmen selten bewährt und das erst recht nicht bei Banken. Was mit der Postbank passieren soll, ließ der Brite offen. Für eine Entscheidung sei es noch zu früh. Auch zu einem möglichen Teil-Börsengang der Vermögensverwaltung nahm er nicht konkret Stellung. „Wir wissen, worin wir gut sind. Er geht vor allem darum, unsere Stärken zu stärken“, sagte Cryan lediglich.

2016 haben vor allem Kosten für Rechtsstreitigkeiten die Bank wieder belastet. Allein im vierten Quartal waren es 2,4 Milliarden Euro. Grund war die Buße von insgesamt fast sieben Milliarden Euro für dubiose Hypothekengeschäfte in den USA, die die Bank allerdings gestreckt über mehrere Jahre zahlen kann. Insgesamt muss sie noch 4,7 Milliarden Euro für bereits geregelte Rechtsfälle auf den Tisch legen. Zusammen mit Reserven für weitere Verfehlungen belaufen sich die Rückstellungen aktuell auf insgesamt 7,6 Milliarden Euro. „Von den 20 größten Rechtsfällen haben wir neun beilegen können“, sagte Cryan. „Die übrigen elf wollen wir so schnell wie möglich regeln. Das liegt aber nicht allein in unserer Hand“.

John Cryan bittet um Entschuldigung

Cryan, der seit Mitte 2015 an der Spitze der Bank steht und in dessen Amtszeit die Bank allein fünf Milliarden Euro für Vergleiche und Strafen zahlen musste, entschuldigte sich in einer gesonderten Erklärung ausdrücklich für die Verfehlungen. „Es wurden schwerwiegende Fehler gemacht.“ Das Verhalten etwa bei den US-Hypothekengeschäften „war völlig inakzeptabel“. Er betonte aber auch, dass es um das „Fehlverhalten weniger“ gehe. Die allermeisten Mitarbeiter seien weder beteiligt gewesen noch trügen sie Schuld. Forderungen an ehemalige verantwortliche Vorstände oder Manager will der heutige Bank-Chef aber nicht stellen. Damals hätten andere Vergütungsregelungen gegolten.

Äußert besorgt ist Cryan auch über die Entwicklung in den Vereinigten Staaten, ohne dass er am Donnerstag den Namen des neuen US-Präsidenten nannte. Die restriktive Einreisepolitik lehnt er ebenso strikt ab wie die Ausgrenzung bestimmter Gruppen. „Wir sind absolut überzeugt von Gleichheit, Inklusion und Freizügigkeit“. Die Bank beschäftige Mitarbeiter aus 150 Nationen und verschiedener Glaubensrichtungen. Genau diese Grundsätze schätzten die Mitarbeiter am größten deutschen Geldhaus.

Kunden zogen mehr als 40 Milliarden Euro ab

Zumindest vor Steuern verbuchte die Bank mit 800 Millionen Euro 2016 einen Gewinn. Zudem zahlte sie eine halbe Milliarde Euro Steuern, unter anderem weil Aufwendungen für Rechtsfälle beim Fiskus nicht geltend gemacht werden können. Vor allem auf dem Höhepunkt der Krise im September, als Forderungen der US-Behörden von 14 Milliarden Dollar bekannt geworden waren, hatten Kunden der Bank den Rücken gekehrt und Vermögenswerte von mehr als 40 Milliarden Euro abgezogen. Diese Einbußen seien mittlerweile wieder ausgeglichen, betonte Finanzvorstand Marcus Schenck.

Cryan, der wie der gesamte Vorstand auf den Bonus verzichtet, sieht die Bank mit Blick auf das Kapital so gut aufgestellt wie seit drei Jahren nicht mehr. Die Liquiditätsreserven beziffert er mit 218 Milliarden Euro. Mit dem geplanten Abbau von weltweit 9000 Arbeitsplätzen bis Ende 2018 kommt die Bank voran. 2016 wurden knapp 1400 Stellen gestrichen, davon rund 1200 in Deutschland. Ende 2016 wurden weltweit 99 744 Menschen beschäftigt, davon 44 600 in Deutschland.

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