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Foto: Kay Nietfeld/dpa

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Exklusiv

Hohe Nachfrage nach dem ID.3: VW hat 20.000 Vorbestellungen für neues Elektroauto

Erst 2020 kommt der ID.3 auf den Markt, schon heute haben 20.000 Käufer ein Auto reserviert. Ende des Monats startet VW in Berlin sein elektrisches Carsharing.

Die Nachfrage nach dem ID.3, dem ersten VW-Elektroauto aus der neuen ID-Serie, übertrifft die Erwartungen des Herstellers. „Wir haben die Marke von 20.000 Vorbestellungen übersprungen“, sagte Jürgen Stackmann, Vertriebsvorstand der Marke VW, „Tagesspiegel Background Mobilität & Transport“. 30.000 ID.3 zum Stückpreis von knapp 40.000 Euro hatte VW als „First Edition“ für Vorbestellungen reserviert. „Das ist schon toll, wir sind vor nicht mal einem Monat gestartet“, freute sich Stackmann.

Die Vorbesteller zahlen 1000 Euro für das E-Auto an, obwohl das Fahrzeug bislang noch nicht komplett präsentiert wurde. Der Anzahlungsbetrag wird Käufern bei Vertragsunterzeichnung gutgeschrieben. Ursprünglich wollte VW bis zur Internationalen Automobil-Ausstellung IAA, die im September stattfindet, 30.000 Vorbestellungen erreichen. „Wir rechnen fest damit, dass wir es früher schaffen“, sagte Stackmann. „Wir bekommen jeden Tag einige 100 Bestellungen aus Europa.“ Der ID.3 wird im Werk Zwickau gebaut. Dort sollen künftig bis zu 100.000 Fahrzeuge pro Jahr vom Band rollen. Der Listenpreis für den regulären ID.3 startet bei knapp 30.000 Euro.

Vielversprechende Gespräche mit Großkunden

VW nutzt das Instrument der Vorbestellungen ähnlich wie Tesla, um die Aufmerksamkeit schon ein Jahr vor der Markteinführung auf das E-Modell zu lenken. Der US-Elektroautobauer hatte bei der Einführung des Tesla Model 3 ebenfalls auf den Run der „Early Adopter“ gesetzt, die dem Massenmarkt vorausfahren wollen.

Auch bei Flottenbetreibern scheint der ID.3, der den Volumenmarkt der „Golf“-Klasse ansprechen soll, auf Interesse zu stoßen. „Wir führen bereits entsprechende Gespräche mit Großkunden“, sagte Stackmann.

VW begrüßt – wenig überraschend  – die Verlängerung der staatlichen Kaufprämie für E-Autos, die das Unternehmen selbst gefordert hatte. Dies sei eine „hervorragende Startplattform auch für unsere ID-Familie“, sagte Stackmann. Die Bundesregierung hatte die Prämie für Elektroautos („Umweltbonus“) bis Ende 2020 verlängert, statt sie Ende Juni auslaufen zu lassen. Sie beträgt 4000 Euro für rein elektrisch angetriebene Autos und 3000 Euro für Plug-in-Hybride und wird je zur Hälfte vom Bund und der Industrie finanziert.

VW verspricht kurze Lieferzeiten

Die üblicherweise langen Lieferzeiten für Elektro-Neuwagen von bis zu einem Jahr will VW vermeiden. Vertriebschef Stackmann bereitet die Kundschaft aber schon einmal auf Eventualitäten vor. „Wir sehen keine außergewöhnlichen Hindernisse. Aber man sollte bei einer solchen, völlig neuen Technologie nicht erwarten, dass alles über Nacht völlig reibungslos funktioniert“, sagte er Tagesspiegel Background. Dies gelte nicht nur für VW, sondern auch für die Zulieferer, insbesondere die Zelllieferanten.

Im Fall des ID.3 ist dies der südkoreanische LG-Konzern, der ein Werk in Polen gebaut hat. „Die Zellfabriken fahren ihre komplexe Produktion und ihre Kapazitäten gerade sukzessive hoch“, gab Stackmann zu bedenken. „Wir rechnen damit, dass wir unser ID.3-Zielvolumen produzieren können. Wir erwarten keine ungewöhnlich langen Lieferzeiten im Vergleich zu unseren konventionellen Fahrzeugen.“

ID.3 soll früh in die Berliner Carsharingflotte

Erstmals fahren können den ID.3 nicht nur die „First Edition“-Käufer, sondern auch Carsharing-Nutzer in Berlin. Ende Juni startet Volkswagen „We Share“, sein vollelektrisches Carsharing mit zunächst 1500 e-Golf-Fahrzeugen. Im kommenden Jahr sollen dann Schritt für Schritt auch ID.3 in die Flotte aufgenommen werden. „Wir fahren die e-Golf-Flotte im dritten Quartal schnell auf 1500 Fahrzeuge hoch, zum Jahreswechsel folgen dann 500 modifizierte e-UP! mit größerer Reichweite“, sagte Stackmann. „Einige ID.3-Fahrzeuge werden dann schon zum Marktstart im Sommer 2020 in die Flotte aufgenommen, im Jahresverlauf dann mehr.“

Details zu den Preisen will VW am 26. Juni bei einer Auftaktveranstaltung in Berlin bekannt geben. „Wir starten mit einem attraktiven Preismodell, das mindestens auf dem Niveau unserer Wettbewerber liegen wird“, sagte Stackmann. Ähnlich wie bei den Anbietern Car-2-Go und Drive-Now (künftig: Share Now) und Sixt liegt das Geschäftsgebiet von „We Share“ während der Testphase innerhalb des S-Bahn-Rings, wo VW auch die entsprechende Ladeinfrastruktur zur Verfügung stellt. Im „Realbetrieb“ soll es vergrößert werden. „Es wird auch Pakete für die Fahrt ins Umland geben“, kündigte Stackmann an.

Bonus für das Selberladen

Und: „Es wird in unserem Preissystem Anreize für Selbstlader geben.“ Prinzipiell will VW nur Fahrzeuge auf die Straße stellen, die ausreichend geladene Akkus an Bord haben. Dafür sorgt ein großes Team von Mitarbeitern, die die E-Autos an öffentlichen oder halb-öffentlichen Stationen bei Einzelhändlern (Background berichtete) laden und dann wieder im Geschäftsgebiet verteilen. Für VW ein kostspieliges Unterfangen. Dennoch glaubt Stackmann an den wirtschaftlichen Erfolg. „We Share ist kein Marketingtool, wir wollen daraus in zwei bis drei Jahren ein profitables Geschäftsmodell machen.“

Pläne für die Zukunft gibt es auch schon. „Wir planen im nächsten Jahr zwei weitere Standorte im europäischen Ausland. In Deutschland könnten wir uns Hamburg als nächste Stadt gut vorstellen“, kündigte Stackmann im Gespräch mit Background an. Außerdem teste man gerade, inwiefern E-Scooter eine intelligente Ergänzung in der We-Share-App sein könnten. „Für Berlin wären sie sicherlich interessant. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.“

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