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Küchenhilfe. Die Roboter Rosie (l.) und James (r.) servieren den Doktoranden Ingo Kresse (2.v.r.) und Thomas Rühr (2.v.l.) an der Technischen Universität München Pfannkuchen.

© Tobias Hase/dpa

Helfer ohne Herz: Roboter werden in Deutschland dringend gebraucht

Deutschland muss innovativer werden, fordert eine Expertenkommission. Nicht nur im Bereich Robotik.

Berlin - Wer sich in einem japanischen Pflegeheim umschaut, wird sie oft entdecken: Roboter, die körperlich anstrengende Arbeit übernehmen, wie beispielsweise Menschen aus dem Bett und in den Rollstuhl zu heben. In Deutschland werden solche Maschinen in der Regel noch nicht eingesetzt – wegen ethischer Fragen, vor allem aber auch, weil das Potenzial von Robotern hierzulande unterschätzt wird. „Deutschland droht deshalb den Anschluss zu verlieren“, warnte am Mittwoch Dietmar Harhoff, Vorsitzender der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), als er in Berlin das Jahresgutachten vorstellte.

"Allenfalls internationales Mittelmaß"

Während deutsche Unternehmen Roboter erfolgreich in der industriellen Fertigung einsetzen würden, beispielsweise von Autos, würden Serviceroboter wenig wahrgenommen. Die Kommission forderte die Politik deshalb auf, die Einführung deutlich stärker zu fördern.

Die mangelhafte Entwicklung der Robotik fügt sich nach Ansicht der Kommission jedoch nur ein in eine ganze Reihe von Schwächen, die hierzulande im Bereich Digitalisierung und Innovation bestehen, Harhoff und seine fünf Kollegen sprechen von einer „alarmierenden Situation“: Deutsche Unternehmen seien nach 40 Jahren Digitalisierung „allenfalls internationales Mittelmaß“. Mit Ausnahme des Bereichs der „Embedded Software“, also Software, die direkt in Geräte oder Maschinen eingebaut ist, hätten sie bislang keine Stärke in den neuen Bereichen der digitalen Wirtschaft aufgebaut, während US-Unternehmen wie Apple, Google, Amazon oder Facebook die Internetwirtschaft dominieren würden.

Besondere Sorge macht den Experten, „dass ein Großteil des Mittelstands den digitalen Wandel noch nicht mit der erforderlichen Intensität verfolgt“. Gerade bei der Nutzung von Big Data ließen sich erhebliche Unterschiede zwischen Großunternehmen und kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) erkennen. Erst sieben Prozent der KMU würden Big Data – das Sammeln und Auswerten etwa von Maschinendaten – tatsächlich nutzen, bei den Großunternehmen seien es immerhin 27 Prozent.

Steuerliche Vorteile für innovative Unternehmen

Da in Deutschland die Datensensibilität sehr groß sei, müsse ein Weg gefunden werden, um den Datenschutz zu gewährleisten, ohne die Möglichkeiten zu verpassen. Das sei ein ziemlicher „Eiertanz“, meinte Harhoff, dennoch müssten sich Politik und Wirtschaft dringend dieser Diskussion stellen.

Zweiter großer Knackpunkt: Anstatt neue Potenziale in der internetbasierten Wirtschaft zu erschließen, würden in Deutschland etablierte Sektoren, die von Innovationen bedroht seien, verteidigt, wie auch der Streit um den Fahrdienstleister Uber und das Taxigewerbe zeige.

Um gerade kleine und mittlere Unternehmen in der Entwicklung neuer Technologien zu unterstützen, fordert die Kommission eine bessere staatliche Förderung im Rahmen einer Steuergutschrift proportional zur Höhe der Forschungs- und Entwicklungsausgaben des jeweiligen Unternehmens. Ein solches Instrument stehe in den meisten OECD-Ländern zur Verfügung, Deutschland mache davon jedoch noch keinen Gebrauch. Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die das Gutachten von der Kommission am Mittwoch überreicht bekam, habe für diesen Vorschlag Sympathien gezeigt, berichtete Harhoff. Sie wolle sich dazu mit Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) austauschen.

Die Kommission plädiert weiter für eine Reform des Bildungs- und Ausbildungssystem: Computing und Digitalkunde sollten künftig als Grundlagenfach unterrichtet werden – allerdings von Lehrern, nicht von Robotern.

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