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Die Gehälter in der Metall- und Elektroindustrie sollen im April verhandelt werden.

© dpa

Heiße Verhandlungen: Welche Branchen in diesem Jahr neue Tarife bekommen sollen

Im April sind die Metaller dran, später kommen auch noch die Staatsbediensteten und die Bauindustrie. Viele Tarifverträge müssen 2020 neu verhandelt werden.

Die deutsche Tariflandschaft ist bunt. Viele Arbeitnehmer können inzwischen wählen zwischen mehr Geld oder Freizeit, und für bestimmte Mangelberufe sind Entgeltgruppen modernisiert worden. Zum Beispiel vereinbarten die Tarifparteien für die Unikliniken in Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm im vergangenen Jahr eine Erhöhung der Einstiegsgehälter in zwei Stufen um 37 Prozent. In diesem Jahr soll es erstmals einen Tarifvertrag geben für 1,1 Millionen Beschäftigte in der Altenpflegebranche. Es wird höchste Zeit. Denn ohne attraktive Arbeitsbedingungen – und dazu gehören neben Geld und Arbeitszeit auch gesundheitsverträgliche Umstände und Entwicklungsmöglichkeiten – bekommen die Arbeitgeber keine Arbeitnehmer mehr.

Im vergangenen Jahr bekamen rund 20 Millionen Arbeitnehmer hierzulande auf der Grundlage eines Tarifvertrags eine Einkommenserhöhung. Im Schnitt waren es drei Prozent. Bei einer Preissteigerung von nur gut einem Prozent in 2019 haben die nach Tarif bezahlten Arbeitnehmer also real knapp zwei Prozent mehr in der Tasche. Im neuen Jahr werden Tarifverträge für rund zehn Millionen Beschäftigte verhandelt. Der größte Bereich – und womöglich der größte Konflikt – steht nach Ostern an, wenn es Ende April um die Einkommen der knapp 3,8 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie geht.

Schwierige Aufgabe für Horst Seehofer

Kurz darauf folgt die Bauindustrie mit gut 630.000 Arbeitnehmern sowie das Gastgewerbe in einigen Bundesländern. Im öffentlichen Dienst (Kommunen und Bund mit 2,7 Millionen Betroffenen) wird im Spätsommer verhandelt. Vor einem Jahr hatte der Tarifabschluss für die Beschäftigten der Länder für 2019 und 2020 jeweils 3,2 Prozent höhere Gehälter gebracht – eine Richtschnur für die anderen Staatsbediensteten.

Der neue Verdi-Chef Frank Werneke tritt das erste Mal als Verhandlungsführer für den öffentlichen Dienst auf - das macht es für Innenminister Horst Seehofer (CSU) und kommunale Arbeitgeber nicht einfacher.

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Wie teuer es am Ende wird, hängt maßgeblich vom Konjunkturverlauf ab. Die Arbeitgeber in der Metallindustrie, zu der die Autobranche und der Maschinenbau gehören, werben bereits seit Monaten für eine neue Bescheidenheit. Der letzte Abschluss liegt fast zwei Jahre zurück und war teuer. Seit mehr als einem Jahr sind Produktion und Umsätze in der Industrie rückläufig. Für die IG Metall, die in den kommenden Woche über ihre Tarifforderung berät, ist die Ausgangslage schwierig. Zumal ein Thema aus dem vergangenen Jahr in die Tarifauseinandersetzung 2020 schwappt: Die Arbeitszeit der Metaller in Ostdeutschland.

Problemfall Arbeitszeit Ost

Anderthalb Jahre haben sich IG Metall und Arbeitgeber vergeblich bemüht, um die tarifliche Wochenarbeitszeit im Osten (38 Stunden) der im Westen (35 Stunden) anzugleichen. Nicht sofort oder in wenigen Jahren, sondern in mehreren Schritten bis 2030. Selbst das war mit den Arbeitgebern nicht zu machen.

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Da die IG Metall zu wenige Mitglieder im Osten hat und die Arbeitgeber um die Schwäche der Gewerkschaft wissen, konnten sie den Tarifpartner am Verhandlungstisch verhungern lassen. Das will sich die im Westen durchsetzungsstarke IG Metall nicht bieten lassen und spielt derzeit mehrere Varianten durch. Womöglich gehört ein Art Nachteilsausgleich für die Ost-Metaller zum Forderungskatalog für die Tarifrunde 2020: Wer länger arbeitet, der soll auch mehr Geld bekommen.

Alternativ dazu könnte es einzelbetriebliche Arbeitszeitverkürzungen in jenen Betrieben geben, in denen die Gewerkschaft viele Mitglieder hat. Und die auch bereit sind für ihre Forderung vor das Werkstor zu gehen: BMW und Porsche in Leipzig, VW in Zwickau sowie die Autozulieferer ZF und Mahle in Brandenburg wurden bereits als Kandidaten ausgemacht. Das indes würde dem ohnehin lädierten Flächentarifvertrag in Ostdeutschland den Rest geben. Kurzum: Die Metallindustrie steht vor einem heißen Frühling.

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