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Aus Sicht des Handels ist der Individualverkehr in Innenstädten unerlässlich.

© dpa/Bernd Settnik

HDE gegen Verbannung des Autoverkehrs: „Sonst wird der Handel die Innenstädte verlassen“

Die Handel wächst zwar kräftig, doch die Zahl der Läden hat seit 2010 um 38.700 reduziert. Der HDE hat dem Umgang mit Innenstädten als Problem ausgemacht.

Welche Krisenmeldungen 2019 auch immer aus der Industrie kamen – die Deutschen kauften fleißig ein. Entsprechend zufrieden zeigte sich der Handelsverband Deutschland (HDE) am Freitag bei seiner Jahrespressekonferenz. 2019 wuchsen die Umsätze um 3,2 Prozent, im Weihnachtsgeschäft wurde erstmals die Umsatzmarke von 100 Milliarden geknackt und im laufenden Jahr wird ein Plus von 2,5 Prozent auf 557 Milliarden Euro erwartet. „Der Konsum bleibt der Treiber für die Gesamtwirtschaft", kommentierte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.

Sorge bereitet dem HDE allerdings der Schwund kleiner Geschäfte. Seit 2010 hat sich die Zahl der Geschäfte in Deutschland um 38.700 reduziert. Gerade kleinere Innenstädte leiden darunter. Mit der falschen Verkehrspolitik könne es laut Genth so weitergehen. „Wir dürfen die Innenstädte nicht aufgeben“, forderte er. Debatten um Park & Ride-Systeme oder andere flexible Verkehrskonzepte seien zwar richtig. „Aber wir müssen Raum für Individualverkehr lassen“, sagte Genth. „Sonst wird der Handel die Innenstädte verlassen.“ Die Grünen in Berlin hatten erst kürzlich angekündigt, ab 2030 keine Diesel- und Benzinautos innerhalb des S-Bahn-Rings mehr zuzulassen.

Verkaufsoffene Sonntage besser regeln

In der Frage der Sonntagsöffnungszeiten forderte er Verlässlichkeit. Es könne nicht sein, dass Verdi am Samstag davor den verkaufsoffenen Sonntag „wegklagt“, so Genth. Die gegenwärtige Rechtsprechung sei zu kompliziert und nicht mehr zeitgemäß. Er schlug vor, sich am Konzept der langen Samstage zu orientieren. Seit 1957 war es immer am ersten Samstag des Monats gestattet, bis 18 Uhr zu öffnen. So könnte man es nun beim Sonntag regeln, findet er. „Dass jeder Sonntag offen ist, will ja weder der Händler noch der Kunde.“

Eine Umfrage des Verbandes unter 500 Händlern zeigt aber, dass rund ein Drittel mit positiven Erwartungen ins Jahr geht. 30 Prozent rechnen allerdings mit einem schlechteren Verlauf als 2019. Dabei ist entscheidend, ob Händler das Internet als Absatzort für sich entdeckt haben oder nicht.

Fahrradhandel boomt

Bei den Multichannel-Anbietern rechnen zwei Drittel mit einer Umsatzsteigerung und nur drei Prozent mit einem Rückgang. Tatsächlich kaufen allerdings noch immer 42 Prozent der Konsumenten – „oft ältere Semester“, wie Genth sagte – ausschließlich im stationären Handel. Sie stehen aber nur für ein Viertel des Gesamtumsatzes.

Das größte Umsatzwachstum verzeichneten 2019 Fahrradhändler mit rund 12 Prozent. Auch der Lebensmittelhandel legte immerhin um 1,4 Prozent zu. Das bedeute jedoch nicht, dass mehr Lebensmittel verkauft wurde, sondern höherwertige, erklärte Genth. „Etwa Bio oder regionale Lebensmittel.“ Am schlechtesten sieht es im Spielwarenhandel aus, wo die Umsätze um drei Prozent sanken.

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