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Auch auf Reis aus China erheben die USA einen Strafzoll.

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Handelsstreit: Die USA und China überziehen sich mit Strafzöllen

Auf 6000 weitere Produkte aus China verlangen die Amerikaner ab Montag einen Strafzoll. Die Chinesen kündigen Gegenmaßnahmen an.

Von Carla Neuhaus

Bei Apple-Produkten hört der Spaß auf. Zwar kritisierte Donald Trump den iPhone-Konzern zuletzt immer wieder, weil er in China statt in den USA fertigt. Trotzdem schreckt der US-Präsident vorerst davor zurück, auch Apple-Geräte mit Strafzöllen zu belegen. Sowohl die Smartwatch als auch die typischen Apple-Kopfhörer hat Trump im letzten Moment wieder von der Liste mit Produkten streichen lassen, auf die ab kommenden Montag Strafzölle fällig werden. Den Ausschlag dafür könnte ein Brief gegeben haben, den der Konzern Anfang des Monats an den US-Handelsbeauftragen Robert Lighthizer geschickt hatte. Darin heißt es, die Strafzölle machten Apple-Produkte für Amerikaner teurer. Mit anderen Worten: Die Abgabe treffe nicht den Konzern sondern die Verbraucher. Aus einem ähnlichen Grund hat Trump womöglich auch Kindersätze für Autos und Fahrradhelme von der Liste nehmen lassen.

Wirklich ins  Gewicht fallen diese Ausnahmen angesichts von mehr als 6000 Produkten aus China, auf die die Amerikaner neue Strafzölle erheben, aber nicht. Trump rechnet deshalb auch weiterhin damit, Waren im Wert von rund 200 Milliarden Dollar zu treffen. 194 Seiten lang ist die Liste, in der detailliert aufgeführt ist, welche Produkte „Made in China“ besteuert werden. Darunter sind Handtaschen und Koffer, Handtücher, Teppiche und Spiegel, aber auch diverse Lebensmittel wie Basmati-Reis, Thunfisch und Forelle, Ananas und Äpfel. Die in den USA so beliebte Erdnussbutter ist ebenso aufgeführt wie Kaviar und Haifischflossen.

Auf all diese Waren wollen die Amerikaner zunächst eine Abgabe von zehn Prozent, ab 2019 dann von 25 Prozent erheben. „Wir haben China sehr deutlich gemacht, welche Änderungen wir brauchen – und wir haben ihnen jede Möglichkeit gegeben, uns fair zu behandeln“, sagte Trump. „Aber bislang ist China nicht Willens, seine Praktiken zu ändern.“

Die Chinesen reagieren prompt mit eigenen Zöllen

Die Chinesen sehen das naturgemäß anders. „Um seine legitimen Rechte und Interessen und die globale Freihandelsordnung zu wahren“, müsse China Gegenmaßnahmen ergreifen, hieß es in einer Mitteilung des Pekinger Handelsministeriums. Diese Gegenmaßnahmen kamen dann auch prompt. Noch am Dienstag kündigte Peking Strafzölle auf 5200 US-Produkte an, die kommende Woche zeitgleich mit Trumps Strafzöllen gegen China in Kraft treten sollen.

Der Unterschied: Im Fall der Chinesen geht es „nur“ um Waren im Wert von 60 Milliarden Dollar. Das zeigt allerdings auch schon das Ungleichgewicht im Handelsstreit: Längst kann China nicht mehr im gleichen Maße zurückschlagen. Selbst wenn Peking auf sämtliche Waren Strafzölle verlangen würde, die die Amerikaner nach China verkaufen, kämen sie lediglich auf einen Warenwert von 130 Milliarden Dollar.

Die spannende Frage ist nun, wie schnell Trump wiederum auf die Gegenmaßnahmen der Chinesen reagieren wird. Im Vorfeld hatte er bereits erklärt, in diesem Fall „umgehend Phase drei“ einzuleiten. Diese nächste Welle mit US-Strafzöllen könnten dann noch einmal mehr chinesischen Produkte treffen – insgesamt Waren im Wert von mehr als 260 Milliarden Dollar. Für Trump ist das nur konsequent. Er twitterte: „Wenn andere Länder keinen fairen Handel treiben, werden sie mit Zöllen belegt.“

Auch US-Verbraucher dürften den Zollstreit bald spüren

Ökonomen und Unternehmen fürchten derweil die Folgen dieses Streits. Die Auswirkungen spüren Verbraucher in den USA schon jetzt. Die Preise für Waschmaschinen zum Beispiel sind um 20 Prozent gestiegen, seit Trump Strafzölle auf Stahl und Aluminium eingeführt haben. Und das ist erst der Anfang. Denn nach Industrieprodukten konzentriert sich der US-Präsident bei den Strafabgaben inzwischen immer stärker auf Alltagsgegenstände und Lebensmittel. Doch steigen diese Preise, können sich Amerikaner weniger leisten, die Unternehmen verkaufen weniger, die Wirtschaft schrumpft.

Und das sind nur die Folgen in den USA. Auch andere Wirtschaftsnationen, allen voran das Exportland Deutschland, leiden bereits unter dem Zollstreit. So produzieren auch ausländische Unternehmen in China, die ihre Waren aus der Volksrepublik in die USA verkaufen und deshalb ebenfalls unter die Strafzölle fallen. „Die Auswirkungen des Handelskriegs auf europäische Firmen in China sind erheblich und überwiegend negativ“, sagt Mats Harborn, Präsident der Europäischen Handelskammer in Peking. Laut einer Umfrage bei in China tätigen EU-Firmen führe der Konflikt zu „erheblichen Störungen der globalen Lieferketten“. Der Konflikt habe ernsthafte Folgen für Unternehmen, die weder chinesisch noch amerikanisch seien.

Deutsche Konzerne geraten zwischen die Fronten

Das trifft auch deutsche Konzerne wie Daimler: Der Autobauer produziert in den USA unter anderem Geländewagen für den chinesischen Markt und fällt so unter die Strafabgaben. Weil der chinesische Markt für den Autobauer so wichtig ist, hat Daimler bereits seine Gewinnprognose für dieses Jahr nach unten korrigieren müssen. Leiden aber die deutschen Autobauer, hat das Folgeeffekte.

Ein Beispiel dafür wiederum ist das Beleuchtungsunternehmen Osram, das inzwischen die Hälfte seiner Umsätze in der Autobranche macht. Das Unternehmen fertigt unter anderen Scheinwerferlampen für Autos, Motorräder und Lkws. „Wenn Kunden wie Daimler Probleme hätten, ihre Produkte von den USA nach China zu verkaufen und umgekehrt, habe das unmittelbar Auswirkungen auf Osram“, sagte kürzlich Chef Olaf Berlien. Zwei Mal musste sein Unternehmen in diesem Jahr seine Prognose deshalb bereits senken.

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