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Investitionsobjekt Windrad: Die grüne Bundesanleihe finanziert nachhaltige Projekte.

© Frank Rumpenhorst/dpa

Gutes Gewissen, negative Rendite: In diese Bereiche fließt das Geld der ersten grünen Bundesanleihe

Ab September gibt der Bund eine Anleihe für nachhaltige Projekte aus. Doch wer so investiert, muss Geld drauflegen anstatt welches zu verdienen.

Der Bund wird im September nach jahrelanger Vorbereitung die erste grüne Bundesanleihe begeben. Das Volumen wird nach Angaben von Finanzstaatssekretär Jörg Kukies (SPD) bei mindestens vier Milliarden Euro liegen, die Laufzeit bei zehn Jahren. Die Rendite wird mit minus 0,51 Prozent aber negativ sein.

Im vierten Quartal soll eine zweite Anleihe vermutlich mit fünfjähriger Laufzeit begeben werden. Insgesamt beziffert Kukies das Volumen der grünen Anleihen des Bundes in diesem Jahr auf elf Milliarden Euro. Damit sollen „grüne“ Ausgaben des Bundes aus dem Vorjahr im Volumen von 12,6 Milliarden Euro finanziert werden. Investoren sollen sich dabei sicher sein, dass das Geld tatsächlich in grüne Projekte fließt.

Über die grünen Bundesanleihen soll nach Angaben von Kukies, Umwelt-Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter und Tasso Diemer, Chef der Finanzagentur des Bundes, neue Investoren und Emittenten für den Markt für grüne Anleihen gewonnen werden. Die Papiere sollen zudem „als Katalysator dienen, um mehr Investitionen in eine umweltfreundliche Wirtschaft zu lenken“, wie Kukies betont.

Er verspricht absolute Transparenz und klare Angaben über die Projekte und Vorhaben, die mit dem Erlös aus den grünen Anleihen finanziert werden sollen. „Transparenz ist entscheidend wichtig“, sagte der Finanzstaatssekretär am Montag. „Die Investoren sollen sicher sein, dass Grün drin steckt, wo Grün draufsteht.“ Anfang nächsten Jahres soll es einen detaillierten Bericht über die Mittelverwendung geben, innerhalb von drei Jahren einen Report über die konkreten Auswirkungen der jeweiligen Investitionen.

Jedes Jahr grüne Wertpapiere des Bundes

Der Bund wird nach Angaben von Kukies von nun an jedes Jahr Grüne Bundeswertpapiere emittieren. Konkrete Angaben über das mögliche Volumen im nächsten Jahr macht er nicht. Mit den grünen Anleihen soll auch Deutschland als Standort für nachhaltige Finanzen gestärkt werden.

Das Geld fließt entsprechend des ebenfalls am Montag vorgelegten Rahmenwerks für Grüne Bundeswertpapiere in fünf Bereiche – in den Verkehr etwa für saubere, CO2-freie Mobilität und den Ausbau des Schienen- und Radverkehrs, in die Internationale Zusammenarbeit und damit etwa in Klima- und Umweltvorhaben in Entwicklungsländern.

Zudem sollen damit Forschung, Innovation und Information etwa in Wege zur Energiespeicherung, in Energie und Industrie etwa in Erneuerbare Energien und Maßnahmen zur Umsetzung der Energiewende und in Land- und Forstwirtschaft, etwa für emissionsarme Agrarmethodenstrukturen, den Küstenschutz oder die Biodiversität gefördert werden. Ausgeschlossen sind laut Rahmenwerk unter anderem Finanzierungen von Rüstung, Tabak, Alkohol, fossiler Energieträger und damit auch Kohle, und Kernenergie.

Keine neuen Vorhaben

Dem Vernehmen werden mit den elf Milliarden Euro, die der Bund in diesem Jahr über Grüne Anleihen erlösen will, keine zusätzlichen Ausgaben finanziert. Es handelt sich um eine Umschichtung, wie zu hören ist. Wegen des immer noch überschaubaren Markt-Volumens von grünen Anleihen emittiert der Bund zeitgleich eine normale Bundesanleihe mit identischer Laufzeit und identischer Rendite.

In diese sogenannte Zwillingsanleihe können Investoren wechseln, falls sie die Grüne Anleihe wegen Liquiditätsproblemen verkaufen müssten, die Nachfrage aber fehlt. Dann nimmt die Finanzagentur des Bundes die grüne Bundesanleihe in ihren Bestand und tauscht sie in die Zwillingsanleihe. Die lässt sich problemlos verkaufen. Über diesen Weg stellt die Finanzagentur die Liquidität des Marktes für Grüne Anleihen sicher.

Der Bund ist im Vergleich zu anderen Ländern spät dran. Nach Angaben der staatlichen Förderbank KfW wurden weltweit bislang Grüne Anleihen im Volumen von mehr als einer halben Billion Euro begeben, mit starkem Wachstum in den vergangenen Jahren.

Ende 2018 waren es, so die Bundesbank, in Euro Anleihen für rund 73 Milliarden Euro. Die KfW ist hierzulande der größte Emittent von grünen Anleihen. Das erste Papier hat sie 2014 aufgelegt. Seitdem ist das Volumen in verschiedenen Währungen auf Milliarden Euro gewachsen. Allein 2019 hat das staatliche Institut neue grüne Anleihen im Volumen von sechs Milliarden Euro begeben.

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