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Arbeit und Arbeitsplätze gibt es jede Menge in Deutschland. Aber immer häufiger nur als Teilzeitjobs.

© dpa

Gute Arbeit und schlechte Arbeit: Immer mehr Erwerbstätige in Deutschland

Im vergangenen Jahr gab es fast 500 000 zusätzliche Stellen in Deutschland. Vier Fünftel davon sind Teilzeit. Die Debatte über prekäre Arbeit bekommt neuen Schwung.

Vor allem wegen der zunehmenden Teilzeit gibt es in Deutschland immer mehr Arbeitsplätze. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes arbeiteten im vergangenen Jahr 24,5 Millionen Personen in einem unbefristeten Normalarbeitsverhältnis, und zwar mindestens 20 Stunden die Woche. Das waren gut 450 000 mehr als im Vorjahr. Rund vier Fünftel des Zuwachses geht auf Teilzeitbeschäftigte zurück. Gleichzeitig fiel die Zahl der atypisch Beschäftigten um gut 130 000 auf 7,5 Millionen. Unter die Bezeichnung atypisch oder prekär fallen Teilzeitjobs mit weniger als 20 Wochenstunden, Minijobber, Leiharbeitnehmer sowie befristet Beschäftigte. Alles in allem belegt die jüngste Statistik die Robustheit des Arbeitsmarktes in Deutschland mit zunehmend sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.

Derzeit suchen 2,77 Millionen Personen suchen noch einen Arbeitsplatz. Europaweit ist Deutschlands Arbeitsmarkt damit Spitze. Nach der harmonisierten Statistik von Eurostat liegt die Quote hierzulande bei 4,7 Prozent. In Spanien liegt die Quote bei 22,5 Prozent, in Frankreich bei 10,2.

Im Herbst wird ein Gesetzentwurf erwartet

Der Umgang mit prekärer Beschäftigung wird die sozial- und arbeitsmarktpolitische Debatte im Herbst bestimmen. In Umsetzung der Koalitionsvereinbarung will Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD)Maßnahmen vorlegen, mit denen der Missbrauch von Werkverträgen bekämpft und Leiharbeitnehmer besser gestellt werden. Davor warnte am Freitag Südwestmetall, der mächtigste regionale Arbeitgeberverband, mit Verweis auf die aktuellen Zahlen der Statistiker. „Das Märchen von der flächendeckenden prekären Beschäftigung ist endgültig enttarnt“, eine weitere Regulierung des Arbeitsmarktes sei nicht erforderlich, hieß es.
Die Böckler-Stiftung des DGB kommt zu einer anderen Einschätzung auf der Basis einer anderen Statistik: Hier werden alle Teilzeitbeschäftigten sowie die Minijobs von Schülern, Studenten und Rentnern zur prekären Beschäftigung gezählt. Im Ergebnis sind dann 39 Prozent aller abhängig Beschäftigten in Teilzeit, Leiharbeit oder Minijobs tätig. Dabei gibt es ein Ost- West-Gefälle, weil die Frauen im Osten häufiger einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen als im Westen. Das liege unter anderem an traditionellen Rollenbildern auf dem westdeutschen Land sowie an fehlenden Möglichkeiten der Kinderbetreuung. In Schleswig-Holstein gibt es mit einem Anteil von 43 Prozent die meisten geringfügig Beschäftigten, in Thüringen mit 35,6 Prozent die wenigsten.

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