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Hanfprodukte von Laia’s werden auf der Grünen Woche präsentiert.

© Rücker/BVE/BLL

Grüne Woche: So schmeckt die Zukunft

Das Berliner Start-up Laia’s verkauft diverse Produkte aus Hanf. Es setzt damit auf einen großen Markt.

Spätestens seit die Grüne Woche im vergangenen Jahr einen Start-up-Wettbewerb ins Programm aufgenommen hat, war klar: die größte Landwirtschaftsmesse der Welt will nicht mehr nur Leistungsschau des Status Quo sein; sie will auch die Trends der Zukunft verkörpern. Ein Anspruch, der so gut klingt, dass ihn auch Konzerne gerne aufnehmen. Rewe hat sich mit dem Motto „Anpacken statt Einpacken“ das Thema Müllreduzierung auf die Fahnen geschrieben. Und Nestlé versucht die Besucher davon zu überzeugen, dass es mehr von nachhaltiger Wasserwirtschaft versteht als seine zahlreichen Kritiker es tun.

Vor allem aber sind da Start-ups, die neuartige Produkte vorstellen. Da wäre zum Beispiel JoyBräu, ein junges Unternehmen, das nach eigenen Angaben das erste alkoholfreie Proteinbier herstellt. Oder das Berliner Start-up Laia's, das sich allerdings auf einen anderen Lebensmitteltrend konzentriert: Hanf.

Auch bei Sportlern beliebt

CEO Sebastian Kamphorst ist überzeugt, damit einen Zukunftsmarkt zu erschließen. Hanfhaltige Produkte seien besonders bei ambitionierten Sportlern und Veganern beliebt, erklärt er. Sein Unternehmen vertreibt Samen, Öle und Proteinpulver aus Hanf. Bislang verkauft er seine Produkte in einem Laden in Friedrichshain und in seinem Onlineshop.

Auf die Frage, warum er dem Hanf eine große Zukunft zutraue, antwortet Kamphorst, die Hanfpflanze habe „fast die gleiche Aminosäurestruktur, wie der menschliche Körper. Es gibt kein Eiweiß, das wir schneller aufnehmen können, als Hanf“. Außerdem seien die Einsatzmöglichkeiten vielseitig. So könnten die Hanfsamen beispielsweise für Pesto, Brotaufstriche oder Salatverfeinerung genutzt werden. Hanf könne auch in Fleisch- und Milchersatzprodukten, sowie Kosmetik eingesetzt werden.

Für den THC-Gehalt gibt es einen Grenzwert

Doch es gelten strenge Auflagen dafür, wie viel Hanf Lebensmittel enthalten dürfen. Hanfsamen haben einen THC-Gehalt, der in geringen Mengen keine berauschende Wirkung hat und nicht abhängig macht. Deshalb gilt in Deutschland ein Grenzwert von 0,2 Prozent für den THC-Gehalt in Hanf. Laut des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) bestehe ansonsten die Gefahr körperlicher Beeinträchtigungen. Aktuell wird diskutiert, den Wert auf 0,1 Prozent zu senken.

Für Kamphorst ein schlechter Vorschlag. Durch die gesetzlichen Beschränkungen würden deutsche Hanfbauern kleinere Ernten einfahren als die ausländische Konkurrenz, die keine Grenzwerte einhalten muss, ist er überzeugt. Deutsche Unternehmen hätten deshalb einen „riesengroßen Nachteil“ besonders gegenüber chinesischen und kanadischen Produzenten meint er und fordert einen einheitlichen EU-Grenzwert und mehr Transparenz bei der Gesetzgebung.

Tatsächlich sehen einige Firmen in Hanf-Lebensmitteln einen Milliardenmarkt und wollen die Pflanze zum Lifestyle-Produkt machen. So hat etwa der Alkoholhersteller Constellation Brands, der unter anderem das Bier Corona herstellt, vier Milliarden US-Dollar in ein kanadisches Cannabis-Unternehmen investiert. Der Konzern plant, Marihuanagetränke und Schlafdrinks zu entwickeln.

Laia's betont hingegen vor allem den Gesundheitsaspekt. Man wolle eine alternative, heimische und zukunftsfähige Proteinquelle fördern. Außerdem sei Hanfanbau nachhaltig, da er wenige Ressourcen verbrauche und einen Mehrwert für die Fruchtfolge habe, sagt Sebastian Kamphorst. Nach seinen Angaben verwendet das Unternehmen ausschließlich Hanf europäischer Landwirte aus biologischem Anbau. Davon sollen sich Kunden selbst überzeugen können. „Wir haben einen Tracking-Code auf unseren Büchsen“, erklärt Kamphorst. „Damit kann man im Internet nachschauen, von welchem Feld das Hanf kommt“. Und noch etwas kommt der Umwelt in seinem Laden in Friedrichshain zu Gute: Hier kann man verpackungsfrei einkaufen.

Lena Paetsch

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