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Auch die Deutsche Bank und die Commerzbank haben die Selbstverpflichtung unterschrieben.

© dpa

Greenwashing oder wichtiger Schritt?: 130 Banken verpflichten sich zu nachhaltigem Investieren

Auch die Deutsche Bank und die Commerzbank unterschreiben die freiwillige Selbstverpflichtung. Experten kritisieren die Ziele als zu langsam.

Zehn Jahre nach der Finanzkrise wollen Banken weltweit ein Zeichen für verantwortungsvolles Handeln setzen - auch deutsche Banken. Am Sonntag wird UN-Generalsekretär António Guterres zusammen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und rund 40 Bank-Chefs aus aller Welt in New York die Prinzipien für verantwortungsvolle Bankgeschäfte (Principles for Responsible Banking PRB) vorstellen.

Auch Commerzbank, Deutschen Bank, Landesbank Baden-Württemberg und GLS Bank werden die Prinzipien unterzeichnen. Bankenkritiker begrüßen den Schritt, bleiben aber skeptisch. Etliche Banken finanzierten immer noch fossile Energien. „Wenn die Prinzipen nicht zu konkreten Aktionen führen, fällt die Initiative in die Kategorie „Greenwashing“, sagt Regine Richter von der Organisation Urgewald.

Sechs Prinzipien wollen die Banken künftig folgen - freiwillig, es gibt keine Verpflichtung: Sie sollen sich an die 17 Entwicklungsziele der UN (Sustainable Development Goals SDG, zu erreichen bis 2030), an das Pariser Klimaabkommen und nationale Umweltregeln halten, sie sollen dafür sorgen, dass ihre Geschäfte positiv wirken, negative Folgen minimiert, Kunden und Beschäftigte bei nachhaltigem und verantwortungsvollen Verhalten unterstützt und Unternehmensführung und -kultur an Nachhaltigkeit ausgerichtet werden. Und sie sollen transparent agieren.

18 Monate nach der Unterzeichnung sollen die Banken erstmals über die Umsetzung der Prinzipien berichten. Ausgearbeitet wurden sie von Experten aus 30 Banken mit Beratung unter anderem von Oxfam und der Naturschutzorganisation WWF.

Die KfW will die Prinzipien erst noch prüfen

130 Banken aus 49 Ländern mit einem Geschäftsvolumen von rund 47 Billionen Dollar - rund 20 Prozent der Branche - wollen nach Angaben der UN die Prinzipien am Sonntag unterzeichnen. „Die Deutsche Bank verpflichtet sich, verantwortungsvoll zu handeln und die globale Agenda für nachhaltige Entwicklung zu unterstützen“, sagt Vorstandschef Christian Sewing. „Klimaschutz muss für uns Priorität haben - und das drückt sich aus durch die Art und Weise, wie wir Kredite vergeben, durch die von uns angebotenen Produkte und durch unsere Richtlinien.“ Nach New York wird Sewing nicht reisen. Schon das ergebe aus Gründen des Klimaschutzes Sinn, sagt ein Sprecher. Vertreten wird das Institut vom künftigen Vorstandsmitglied Christiana Riley, die das Geschäft für Nord- und Südamerika verantwortet.

Auch Commerzbank-Chef Martin Zielke bekennt sich zu den PRB. Sie seien eine klare Vorgabe, wie gemeinsam mit den Kunden Nachhaltigkeit umgesetzt und die Wirtschaft auf diesem Weg unterstützt werden könne. Die Commerzbank arbeite bereits seit 2015 klimaneutral und habe den CO2 Ausstoß seit 2007 um 70 Prozent reduziert. „Mit der Unterzeichnung der UN Prinzipien bekräftigen wir, wie wichtig es uns ist, das Finanzsystem nachhaltiger aufzustellen“, sagt Rüdiger Senft, bei der Commerzbank für Nachhaltigkeit verantwortlich.

Ähnlich argumentiert die Landesbank Baden-Württemberg. Die Prinzipien seien ein Meilenstein, sagt Bank-Chef Rainer Neske. „Wir übernehmen eine Vorreiterrolle“. Die dürfte hierzulande aber in erster Linie der schon immer sozial und ökologisch ausgerichteten GLS Bank zukommen, die schon vor einem Jahr die Unterstützung der Ziele bekundet hat. Als Pionier nachhaltiger Bankgeschäfte, so Vorstandssprecher Thomas Jorberg, wolle man andere Institute aufrufen, auch diesen Weg einzuschlagen. Die bundeseigene Förderbank KfW hat zwar bei der Ausarbeitung der Prinzipien beraten, bewertet sie als wichtigen Impuls und sieht sie im Einklang mit der eigenen Nachhaltigkeitsstrategie. Aber sie will, sagt eine Sprecherin, die Unterzeichnung der PRB erst noch einmal prüfen.

Umsetzung braucht zu lange

Banken-Kritiker sind skeptisch, auch wenn die Initiative gut klinge und begrüßenswert sei. „Die Banken haben jedoch vier Jahre Zeit, zu erklären, wie sie die Prinzipien umsetzen wollen. Das ist in Zeiten des Klimawandels viel zu lang“, sagt Urgewald-Sprecherin Richter. Sie verweist darauf, dass etliche der Großbanken, die die PRB unterzeichnen, immer noch mit insgesamt mehreren hundert Milliarden Dollar Kohle- und Öl-Konzerne finanzieren.

Auch unterstützten sie Firmen, die zumindest indirekt für die Abholzung der Tropenwälder am Amazonas verantwortlich sind oder umstrittenen Palmöl-Konzernen in Asien Kredite gewähren. „Solche Finanzierungen müssen sofort gestoppt werden“, fordert Richter. Sie vermisst im Übrigen ein Prinzip, dass die Verantwortung der Banken auch für die Einhaltung der Menschenrechte betont.

Gerhard Schick, früherer Bundestagsabgeordneter der Grüne und heute Vorsitzender der Bürgerbewegung Finanzwende ist ebenfalls zurückhaltend. Es sei zwar gut, mehr Nachhaltigkeit in den Finanzmarkt zu bringen. Aber solche Prinzipien könnten kein Ersatz für gesetzliche Regelungen sein. „Das zeigt das Beispiel Deutsche Bank, die seit 2008 zu den Unterzeichnern der UN-Prinzipien für verantwortungsvolle Investments gehört, aber in dieser Zeit mit zahlreichen illegalen und schädlichen Aktivitäten aufgefallen ist.“

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