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Frauen sind in deutschen Unternehmens-Vorständen immer noch selten.

© Oliver Berg/dpa

Gleichstellung von Männern und Frauen: Frauen in Vorständen? Deutsche Unternehmen tun sich schwer

Frauen sind in den Vorständen der Dax-Konzerne immer noch selten. Deutsche Unternehmen fallen im internationalen Vergleich immer weiter zurück. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Da dachte man doch, wir in Deutschland seien schon weiter in der Gleichstellung von Mann und Frau im Beruf. Es sieht aber nicht so aus, wenn man soeben erschienenen Sachstandsbericht der deutsch-schwedischen Allbright-Stiftung liest, die sich für mehr Frauen und Diversität in den Führungspositionen der Wirtschaft einsetzt.

Danach ist der Zuwachs an Frauen in den Vorständen der 160 deutschen Börsenunternehmen so gering, dass er in etwa dem gleichzeitigen Zuwachs an Männern entspricht, die Thomas heißen. Stand 1. September dieses Jahres sind 92 Prozent der Vorstandsmitglieder Männer. „Thomas rekrutiert Thomas, und der wiederum einen Thomas, der ihm sehr ähnlich ist“, schreibt die Stiftung. Jedes Jahr werden rund 100 Vorstandsposten in den Börsenunternehmen neu besetzt.

In den Dax-Konzernen beispielsweise stagniert der Anteil auf Vorjahresniveau. Die deutschen Unternehmen fallen im internationalen Vergleich immer weiter zurück, in den USA und Schweden ist der Frauenanteil in den Vorständen doppelt so hoch – und wächst. In den 160 Börsenunternehmen gibt es 110, die keine einzige Frau im Vorstand haben. Da hilft dann auch nicht, dass die Firma mehrheitlich einer Frau gehört, wie im Fall SGL Carbon SE.

79 Firmen ohne Frau im Vorstand haben sich für die kommenden Jahre in der Hinsicht entweder gar kein Ziel gesetzt oder – buchstäblich – das Ziel, einen Frauenanteil von null Prozent zu erreichen. Das betrifft die Hälfte aller an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen.

Die Allbright-Stiftung führt darüber Listen, eine weiße, graue und schwarze: www.allbright-stiftung.de/allbright-berichte. In die schwarze Liste mit eingerechnet ist die „doppelschwarze“ Liste derjenigen 15 Unternehmen, die weder eine Frau im Vorstand noch im Aufsichtsrat haben. Unter ihnen sind Sixt und Rocket Internet aufgeführt.

Die Stiftung hofft aber auf Bewegung. Ein kleines Anzeichen: Im September 2018 sitzen 522 Frauen (und 1192 Männer) in den Aufsichtsräten der deutschen Börsenunternehmen. Das sind 45 Frauen mehr und 68 Männer weniger als vor einem Jahr und entspricht einem Frauenanteil von 30,5 Prozent. Man(n) hätte denken können, Deutschland sei schon weiter. 

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