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Die Vorstände sind nach wie vor männlich geprägt.

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Gleichberechtigung in der Wirtschaft: Frauenanteil in Top-Positionen steigt weiter

Vor fünf Jahren hatte die Bundesregierung eine Frauenquote für große Unternehmen auf den Weg gebracht. Was hat sie gebracht?

Der Frauenanteil in den Führungsgremien großer deutscher Unternehmen ist weiter gestiegen. Nach einer Auswertung der Organisation „Frauen in die Aufsichtsräte“ war Ende Oktober fast jeder dritte Aufsichtsratsposten in den 186 größten, börsennotierten deutschen Unternehmen mit einer Frau besetzt. Im Vergleich zur letzten Auswertung aus dem Juni ist der Anteil von 30,9 auf 31,8 Prozent gestiegen. Im vergangenen Jahr lag er noch bei 28,1 Prozent.

Anlass der Veröffentlichung ist der fünfte Jahrestag des Kabinettsbeschlusses zur Frauenquote. Die Bundesregierung hatte das Vorhaben am 11. Dezember 2014 auf den Weg gebracht. Firmen ab einer bestimmten Größe – in der Regel ab 2000 Beschäftigten – müssen seit Anfang 2016 frei werdende Aufsichtsratsposten mit Frauen neubesetzen, bis mindestens ein Frauenanteil von 30 Prozent erreicht ist. Für rund 4000 weitere Firmen sieht das Gesetz vor, sich selbst Zielgrößen für den Frauenanteil in Vorstand und anderen Führungsgremien zu geben.

„Die Quote für die Aufsichtsräte wirkt“, sagte Familienministerin Franziska Giffey (SPD). „Ohne gesetzlichen Druck hätten wir den starken Anstieg des Frauenanteils in Aufsichtsräten nie erreicht.“ Während die Aufsichtsräte zunehmend weiblicher werden, sind die Top-Management-Etagen der Unternehmen jedoch weiter fest in Männerhand. Rund 90 Prozent der Vorstandsposten sind männlich besetzt. Giffey will den Druck auf die Unternehmen im nächsten Jahr per Gesetz erhöhen.

Die Familienministerin hatte ursprünglich noch für dieses Jahr eine Verschärfung der Quotenregelung angekündigt. Einem Sprecher ihres Ministeriums zufolge ist die Vorlage eines Gesetzentwurfs nun für das kommende Jahr geplant. Vorgesehen sind darin Strafen für Unternehmen, die keine Zielgröße für die Besetzung von Führungspositionen mit Frauen nennen oder als Ziel null Frauen angeben und das nicht begründen. Der Druck auf Unternehmen, die sich Vielfalt im Vorstand verweigerten, müsse erhöht werden, forderte Fidar-Präsidentin Monika Schulz-Strelow. Andernfalls sei eine Quote für Vorstände die logische Konsequenz.

Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack sagte, wenn 90 Prozent der Vorstandsposten von Männern besetzt seien, dann laufe eindeutig etwas schief. Gemischte Teams an der Spitze seien deutlich erfolgreicher. Die Mittelstandsbeauftragte der Grünen, Claudia Müller, kritisierte die Bundesregierung: „Wenn wir den Anteil an Frauen in Führungspositionen verbessern wollen, brauchen wir eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familien, denn noch immer sind viele Frauen mit dem größten Teil der Familienarbeit betraut.“ Das bedeute mehr Investitionen in Kinderbetreuung, flexible Arbeitszeitmodelle und gute Infrastruktur. dpa

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