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Ein Lkw befördert einen Container der China Shipping Container Lines im Hafen von Qingdao.

© dpa

Geschäftsklima-Umfrage: China wird für deutsche Firmen zum Problemfall

Der chinesische Markt ist für deutsche Unternehmen ist sehr wichtig. Doch jetzt wird deutlich, wie sehr der Handelskrieg mit den USA das Klima belastet.

Die Zukunft sieht nicht rosig aus für die deutschen Unternehmen in China. Laut der am Dienstag früh Pekinger Zeit präsentierten Geschäftsklima-Umfrage der deutschen Handelskammer in China sind die Erwartungen der befragten Mitglieder zu ihren Unternehmenszielen bis zum Jahresende stark gefallen. Lediglich ein Viertel (27 Prozent) geht davon aus, dass sie ihre Ziele für 2019 erreichen oder übertreffen werden. Im vergangenen Jahr waren es mit 55 Prozent noch über die Hälfte. Die getrübte Stimmung entsteht vor dem Hintergrund des andauernden Handelskonflikts Chinas mit den USA. So geben 83 Prozent der befragten Firmen an, dass sie direkt oder indirekt davon betroffen sind.

Für 2018 gaben noch 46 Prozent der Unternehmen an, dass ihre Geschäfte nicht von einem Handelsdisput der Chinesen mit den Amerikanern beeinträchtigt wären. Dass es anscheinend keine Hoffnung auf eine Lösung gibt, drückt allgemein auf die Stimmung. „Wir müssen uns auf darauf einstellen, dass der Handelskrieg weiter geht“, sagt der Deutsche Botschafter in Peking, Clemens von Goetze, bei der Vorstellung der Umfrage.

 Handelskrieg mit USA belastet Autoindustrie

Insbesondere in den Branchen Automobil und Maschinenbau - den traditionell starken Sektoren der deutschen Wirtschaft - sind die Erfolgsprognosen signifikant zurückgegangen. Für das kommende Jahr sehen 69 Prozent der Autobauer eine Verschlechterung der Entwicklungen ihrer Branche, gefolgt von 39 Prozent der Hersteller von Maschinen und Industrie Equipment. Zu Wochenbeginn verkündete der chinesische Autoverband CAAM, dass Chinas  Autoabsätze im Oktober um vier Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gefallen sind.

Zum ersten Mal wurde die Umfrage der Außenhandelskammer in China in Zusammenarbeit mit Wirtschaftsprüfern von KPMG ausgeführt und auf Englisch präsentiert, um dem Bericht mehr internationales Gewicht zu verschaffen und damit den Anliegen der deutschen Unternehmen mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen.

So wurden vor allem herausgestellt, das der China-USA-Handelskrieg für eines der negativsten Ergebnisse bei den Geschäftserwartungen gesorgt hat, seitdem Beginn der Umfrage vor zwölf Jahren. Auch die schwachen Wachstumszahlen der chinesischen Konjunkturentwicklung und etwa die Tatsache, dass sich 42 Prozent der befragten ausländischen Unternehmen sich gegenüber chinesischen Unternehmen systematisch benachteiligt fühlen.

Fortschritte beim Marktzugang

Positiv wurde von den Unternehmen aufgenommen, dass China hat eine Reihe von Maßnahmen zur Umsetzung von Reformen ergriffen hat, die auf eine Verbesserung des Marktzugangs und der Gleichbehandlung ausländischer Unternehmen auf dem chinesischen Markt abzielen. Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen bewertete dieses Bekenntnis grundsätzlich positiv. Auch wenn die erzielten Fortschritte laut der Außenhandelskammer in China noch weit entfernt sind von der versprochenen umfassenden systematischen Marktöffnung.

Bisher sind noch zwei von drei Unternehmen von Marktzugangsbeschränkungen betroffen. Die Liste der Benachteiligungen für deutsche Unternehmen, die zum Großteil aus dem deutschen Mittelstand kommen, reicht von selektiver Vergabe von Lizenzen, unverhältnismäßigen Ausschreibungsverfahren bis zu mangelnden Beteiligungsmöglichkeiten an der Entwicklung von Industriestandards. Unzureichenden Vorlaufzeiten bei der Umsetzung neuer Vorschriften werden ebenfalls beklagt.

Für die Hälfte der Unternehmer waren Rechtsunsicherheit und diffuse rechtliche Rahmenbedingungen sowie Probleme beim Technologietransfer die bedeutsamsten Herausforderungen im China-Geschäft. Und doch ergab die Befragung auch, dass die Volksrepublik als Markt weiterhin wichtig bleibt. „Die Top drei Chancen, die der chinesische Markt bietet, sind der wachsende Binnenkonsum, die steigende Nachfrage nach ausländischen Marken und Qualitätsprodukten, sowie die Investition in Innovation und digitale Technologien“, sagt Andreas Glunz, Bereichsvorstand International Business von KPMG Deutschland.

Mehr Wettbewerb im digitalen Sektor

Zwei Drittel der deutschen Unternehmen sehen für sich Geschäftsmöglichkeiten in Bereichen wie Digitalisierung, E-Commerce oder Künstliche Intelligenz, um den Anschluss nicht zu verlieren. Denn etwa 47 Prozent der deutschen Unternehmen schätzen, dass ihre chinesischen Wettbewerber in diesen Feldern führend in sein werden. 

Rund 67 Prozent der befragten Firmen planen, in den kommenden zwei Jahren weitere Investitionen in China zu tätigen. Sollte der Marktzugang sich verbessern, gab die Hälfte aller Unternehmen an, sie würden ihr Investitionsvolumen wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich weiter erhöhen. Darin sieht die Kammer ein klares Zeichen für den Abschluss "eines qualitativ hochwertigen und umfassenden EU-China Investitionsabkommens im nächsten Jahr - in einem Umfang, der über die übliche Dimension des Investitionsschutzes hinausgeht". "Wenn China es schafft fairen Marktzugang zu gewähren, würde das neue Impulse setzen und die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen auf die nächste Stufe heben“, so Jens Hildebrandt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in Peking.

Ning Wang

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