zum Hauptinhalt
Das Logo der Deutschen Bank an der Zentrale in Frankfurt.

© Daniel ROLAND/AFP

Geldwäsche-Verdacht: Eine lange Liste von Fragen an die Deutsche Bank

Stephan Wilken hat den wohl schwierigsten Job bei Deutschlands größtem Geldhaus. Jetzt stellt sich der Geldwäschebeauftragte dem Europaparlament.

Es gibt für Stephan Wilken sicher angenehmere Termine. An diesem Montagabend steht der Geldwäschebeauftragte der Deutschen Bank den Mitgliedern des TAX3-Sonderausschusses des Europaparlaments in einer öffentlichen Anhörung in Brüssel Rede und Antwort. Eigentlich sollte Vorstandschef Christian Sewing kommen. „Der wollte nicht“, sagt Sven Giegold, Europaabgeordneter der Grünen und Mitglied im 45-köpfigen TAX3. Also kommt Wilken.

Die Einladung konnte der 50-Jährige nicht ausschlagen. Die Bank kann sich das in diesen Tagen, in denen sie im Fokus von Geldwäsche-Verdachtsfällen steht, schwerlich leisten. Zudem beruht das Auftreten in einem Ausschuss des Parlaments zwar auf Freiwilligkeit, aber wenn geladene Experten nicht kommen, sperrt das EU-Parlament dem jeweiligen Unternehmen den Lobbyzugang und behält die notwendigen Ausweise ein.

Im vor knapp einem Jahr gebildeten TAX3-Ausschuss werden heikle Themen behandelt: Finanzkriminalität, Steuerflucht, Steuerhinterziehung und Steuervermeidung. Wenn es um Skandale zu Geldwäsche und Steuerhinterziehung gehe, falle immer wieder ein Name – die Deutsche Bank, sagt Giegold. „Wir haben eine lange Liste von Fragen. Wie kann es sein, dass es bei der Deutschen Bank immer wieder zu Skandalen kommt?“ Die deutsche Finanzaufsicht Bafin ist schon vor Monaten hellhörig geworden und hat der Bank im September einen Sonderbeauftragten verordnet. Er soll überwachen, wie Vorgaben zur Prävention von Geldwäsche umgesetzt werden. So etwas gab es bei einer Bank in Deutschland noch nie. Auch beim Geldwäscheskandal der dänischen Danske Bank soll die Deutsche Bank eine wenig rühmliche Rolle gespielt haben. Bis zu 200 Milliarden Euro sollen über Konten bei ihr geflossen sein. Über all das wollen die EU-Parlamentarier von Wilken und auch von Jens Fürhoff, Geldwäsche-Verantwortlicher der Bafin, Genaueres hören.

Seit 24 Jahren bei der Deutschen Bank

Bei der Deutschen Bank ist man sich sicher, mit Wilken den Richtigen für einen der derzeit schwierigsten Jobs im größten deutschen Geldhaus gefunden zu haben. Am 1. Oktober vergangenen Jahres hat er die Aufgabe übernommen. Sein Vorgänger ist übrigens zur Danske Bank gewechselt. Seit rund 24 Jahren arbeitet Wilken für die Deutsche Bank. Bis auf die Anfangsjahre, als er als Kreditanalyst für Entwicklungsländer tätig war, ging es für den Banker mit der hohen Stirn immer um Risiken und Risikomanagement in Deutschland, in Großbritannien, in Indien. Er kümmerte sich um Risiken im Privatkunden-, im Geschäftskunden- und im Kreditgeschäft, in der Vermögensverwaltung, um die Integration des Risikomanagements der Postbank. Also auch um das Thema Geldwäsche.

Entsprechende Schutzvorschriften und Präventionseinheiten gibt es, aber offensichtlich wirken sie nicht wie gewünscht oder werden nicht konsequent umgesetzt. Das glaubt jedenfalls die Bafin. Deshalb ein Sonderaufpasser. Sylvie Matherat, im Vorstand der Deutschen Bank für Regulierungs- und Aufsichtsfragen verantwortlich, hat die Beschäftigten nachdrücklich gebeten, Wilken „tatkräftig“ zu unterstützen. Das scheint auch dringend notwendig. Der 50-Jährige – offiziell „Head of Anti-Financial Crime und Konzerngeldwäschebeauftragter“ – gilt in der Branche als ausgewiesener Experte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false