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Wirtschaft: Ganz Europa ins Depot holen

Neue europäische Index-Zertifikate erlauben europaweite Anlagestrategien mit begrenztem RisikoVON SANDRA SCHUFFELEN / HARALD DÜREN (HB)Die Europäische Währungsunion schafft einen der größten Aktienmärkte der Welt.Gemessen an der Marktkapitalisierung katapultieren sich die elf Teilnehmerländer mit einem Schlag auf Platz zwei der Weltliga nach den USA.

Neue europäische Index-Zertifikate erlauben europaweite Anlagestrategien mit begrenztem RisikoVON SANDRA SCHUFFELEN / HARALD DÜREN (HB)Die Europäische Währungsunion schafft einen der größten Aktienmärkte der Welt.Gemessen an der Marktkapitalisierung katapultieren sich die elf Teilnehmerländer mit einem Schlag auf Platz zwei der Weltliga nach den USA.Für private Anleger ist es höchste Zeit zu handeln.Zu beachten sind vor allem zwei Punkte.Erstens: Anleger sollten ihre Depots vor allem nach Branchen, nicht nach Ländern ausrichten.Zweitens: Aktienkäufer müssen sich nach neuen Börsenbarometern richten.Die Länderindizes wie der Dax, der französische CAC 40 oder etwa der italienische Mibtel werden an Bedeutung verlieren.Im Gegenzug gewinnen europaweite Indizes an Bedeutung.Bestes Beispiel ist die Index-Familie namens "Stoxx".Im "Dow Jones Euro Stoxx 50" werden nur Blue Chips aus jenen Staaten erfaßt, die in der ersten Runde den Euro einführen.Weitergefaßt ist der "Dow Jones Stoxx 50", der auch Aktien etwa aus Großbritannien und der Schweiz einbezieht. "Wir sind davon überzeugt, daß sich die neuen Stoxx-Indizes als europäische Benchmarks durchsetzen werden", sagt Christoph Schlienkamp, Finanzmarktanalyst des Bankhauses Hermann Lampe, Düsseldorf.Deshalb will das Institut sein Depot "Europa-Strategie" künftig auf den Stoxx ausrichten.Bisher filtert das Bankhaus seine europäischen Favoriten aus dem FTSE-Eurotop-100-Index heraus.Dabei setzen die Düsseldorfer ein System von sieben Kriterien ein.Dazu zählen etwa die Gewinndynamik, Dividendenrendite, Kurs-Gewinn-Verhältnis sowie verschiedene charttechnische Signale.Die aktuelle Zusammensetzung des Aktiendepots: ABB (Schweden), Alcatel Alsthom und Peugeot (Frankreich), British Airways und ICI (Großbritannien), Montedison (Italien), Volkswagen und Thyssen (Deutschland), Philips und KPN (Niederlande).Für das Depot fordert das Bankhaus allerdings als Mindesteinlage eine halbe Mill.DM. Anleger, die nur wenige tausend D-Mark investieren wollen, ohne dabei auf eine europaweite Strategie zu verzichten, haben aber Alternativen, wie zum Beispiel Index-Zertifikate.Ihr Vorteil: Sie fassen die Aktien, die einen Index darstellen, in einem Wertpapier zusammen.Gleichzeitig wird das Risiko, das durch eine Einzelanlage in wenige Aktien entstehen würde, reduziert. Wer sich so mit einem Papier quasi ganz Europa ins Depot legen will, wird bei der Bayerischen Vereinsbank fündig.Das Institut bietet auf Basis des Stoxx 50 sowie des Euro Stoxx 50 jeweils zwei Varianten eines Indexzertifikats an.Basis ist zum einen der Stoxx als Preisindex (keine Reinvestition der Dividenden), zum anderen als Performanceindex (Wiederanlage der Dividenden).Letztere Variante könnte ein Steuersparmodell sein: Denn die Dividenden, normalerweise steuerpflichtige Einkünfte aus Kapitalvermögen, werden so zu Kursgewinnen und sind nach Ablauf der sechsmonatigen Spekulationsfrist steuerfrei."Offensichtlich sind sich die Steuerbehörden aber noch nicht einig, wie solche Zertifikate zu behandeln sind," gibt Clemens Heitmann, Bayerische Vereinsbank, zu bedenken."Wir empfehlen Privatanlegern deshalb den Kauf der Preisindex-Zertifikate, die mit einem Preisabschlag von rund 3 Prozent angeboten werden." Auf Europakurs ist auch die Bankgesellschaft Berlin und bietet zwei Index-Zertifikate auf den Euro Stoxx 50 an, wobei Anleger mit der "Berliner Bär"-Variante auf fallende Kurse spekulieren können.Europa fest im Blick hat auch die Deutsche Bank mit Index-Zertifikaten auf den Euro Stoxx 50 und den Stoxx 50.Auch diese Papiere werden mit einem Dividendenabschlag verkauft, so daß der Kunde etwas günstiger kauft als der Index steht.Dafür finden während der Laufzeit keine Ausschüttungen statt. Frisch auf den Markt kommt das Zertifikat auf den Euro Stoxx 50 der Commerzbank.Das Papier wird mit einem Abschlag auf den Index angeboten.Dieser "Discount" verringert sich mit abnehmender Restlaufzeit, so daß am Laufzeitende der Kurs des Zertifikats (in Euro) genau einem Zehntel des Euro Stoxx 50 entspricht.Einem zweiten Zertifikat liegt der Eurotop-100-Index zugrunde.Meist besser als der Eurotop schneidet nach Darstellung der SGZ-Bank ihr mit 20 europäischen Favoriten bestückter Aktienkorb "SG-Eurostars" ab.Auf 20 Titel setzt auch die Investmentbank Merrill Lynch mit dem neuen Zertifikat Euro Select 20."Dieses Papier folgt der Wertentwicklung der 20 dividendenstärksten Papiere der Euro-Teilnehmerländer", erklärt Viktor Walter von Merrill Lynch.Einmal im Jahr wird die Zusammensetzung der 20 Aktien neu berechnet.Dafür kassiert Merrill Lynch ein Prozent Gewinnbeteiligung pro Jahr. Die Tür zu allen Blue Chips an den europäischen Börsen will die WGZ-Bank aufstoßen.Die genossenschaftliche Zentralbank bietet eine Kombination aus 400 Aktien aus 14 Ländern in einem Zertifikat: Die Anleger investieren gleichzeitig in die 14 populärsten Aktienmarkt-Indizes Europas.Der WGZ-Euroindex ist auf eine große Währungsunion ausgerichtet.Bewußt will man sich von der starren Auswahl der Aktienindexfamilie Stoxx abgrenzen. Fazit: Die Mehrzahl der Analysten glaubt, daß jene Aktien, die den Sprung in den Euro Stoxx 50 geschafft haben, künftig besser als der Gesamtmarkt laufen.Index-Zertifikate sind eine kostengünstige Alternative sowohl zum Direktkauf der Blue Chips als auch zu Investmentfonds.Über eines sollte sich der Anleger aber im klaren sein: Trotz der Streuung bleibt das Risiko einer Investition in Aktien.Geht es an den Börsen steil bergab, muß der Anleger die Nerven behalten, oder er verbucht beim Verkauf Verluste.

SANDRA SCHUFFELEN, HARALD DÜREN (HB)

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