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Verkehrs- und Infrastrukturminister Andreas Scheuer (CSU) verliert auf der Gamescom gegen einen E-Sportler von Schalke 04. Auch bei der Games-Förderung droht eine Niederlage.

© Wolfgang Rattay/REUTERS

Gamescom: Warten auf das nächste Level

Auch bei Videospielen hat Deutschland den Anschluss verloren. Die Regierung will das ändern, doch vom Verkehrsminister gibt es bisher nur Versprechen.

Mit Videospielen werden längst viel höhere Umsätze erzielt als mit Kinokarten oder Musik. 34 Millionen Deutsche spielen regelmäßig an der Konsole, dem Computer oder auf dem Smartphone. Bei 80 Millionen Einwohnern ist das eine gigantische Zahl. Entsprechend drängen sich, wenn Gamescom ist, hunderttausende Besucher in den Kölner Messehallen. Doch wie so oft in der Digitalwirtschaft fließen auch in diesem Bereich die Gewinne längst in andere Länder. Deutschland hat bei Videospielen den Anschluss verloren. Der Anteil deutscher Spiele ist inzwischen auf 4,3 Prozent gefallen.

Wie es anders geht, zeigen Frankreich oder Kanada, die seit Jahren mit umfangreichen Förderprogrammen oder Steuererleichterung Spielestudios vor Ort unterstützen und so den Aus- und Aufbau von Knowhow und Arbeitsplätzen gefördert haben. Auch die deutsche Politik hat endlich erkannt, dass Videospiele ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und eine Zukunftsbranche sind. Vor allem Digitalstaatsministerin Dorothee Bär macht sich für die Branche stark. So hat die Bundesregierung inzwischen eine Games-Förderung beschlossen: Mit 50 Millionen Euro pro Jahr sollen Spieleentwickler unterstützt werden.

Bisher ist noch kein Fördercent geflossen

Allerdings ist 2019 davon noch kein einziger Cent geflossen, denn die konkreten Vergabebedingungen stehen noch immer nicht fest. Schlimmer noch: Für das kommende Jahr ist das Geld sogar wieder aus dem Haushaltsbudget des zuständigen Verkehrsministers gefallen. 50 Millionen Euro – dafür werden zwei Umgehungsstraßen gebaut – sind für Andreas Scheuer vergleichsweise wenig, doch der braucht derzeit jeden Cent. In der Branche fragt man sich schon, ob die Spiele-Förderung zum Kollateralschaden des Maut-Desasters wird. Bei der Eröffnung der Gamescom versprach Scheuer, er wolle sich bei den Haushaltsverhandlungen dafür einsetzen, dass das Geld doch noch fließt: „In meiner Prioritätenliste steht die Förderung der Games-Branche an erster Stelle.“

Große Ankündigungen und Versprechen ist man von Scheuer und seinen Vorgängern bei Digitalthemen gewohnt. Wenn die Umsetzung so läuft wie der Breitbandausbau und das Schließen der Funklöcher, wird die deutsche Spieleindustrie es kaum auf das nächste Level schaffen.

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