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Der Chef von Ubisoft Berlin, Istvan Tajnay.

© Dirk Mathesius

Games: Basteln am nächsten Blockbuster

Der Computerspielriese Ubisoft eröffnet ein Studio in Berlin. Schon jetzt arbeiten 60 Entwickler an neuen, millionenschweren Spieleproduktionen.

Computerspiele sind ein gewaltiger Wachstumsmarkt. Allein in Deutschland wurden 2017 rund 3,3 Milliarden Euro mit Games umgesetzt, der weltweite Umsatz liegt bei rund 100 Milliarden Euro. Berlin will an diesem Markt gebührend teilhaben – und ist diesem Ziel gestern ein gutes Stück näher gekommen: In der Hardenbergstraße 32 eröffnete der Branchenriese Ubisoft sein Berliner Studio. Im ehemaligen Hochhaus der Berliner Bank, wenige Meter vom Bahnhof Zoo, wird Ubisoft künftig Spiele-Blockbuster produzieren. Und dabei auch etliche Arbeitsplätze schaffen.

Dass Ubisoft nach Berlin kommen würde, stand schon seit April 2017 fest. Anfang 2018 begann das Unternehmen dann mit dem Aufbau des Studios. Zur gestrigen Einweihung kamen dann nicht nur Konzernchef Yves Guillemot und Deutschlandchef Benedikt Grindel, sondern auch Merkels Staatsministerin für Digitalisierung, Dorothee Bär (CSU), und der Berliner Staatssekretär Christian Rickerts, zuständig für Wirtschaft, Energie und Betriebe. Das Studio leiten wird Istvan Tajnay, ein Kosmopolit mit ungarischen und slowakischen Wurzeln. "In den ersten neun Monaten haben wir mehr als 60 Leute eingestellt", so Tajnay gegenüber dem Tagesspiegel. "Unser nächstes Ziel ist, 150 feste Arbeitsplätze bis 2020 zu schaffen." Mit Ubisoft Berlin hat der Konzern nun bereits seine dritte Niederlassung in Deutschland eröffnet. Die Studios von Ubisoft Blue Byte in Mainz und Düsseldorf existieren schon seit Jahrzehnten, sie sind für Spielereihen wie "Anno" und "Die Siedler" bekannt. Weltweit betreibt Ubisoft über 40 Studios, hat knapp 14.000 Mitarbeiter und machte zuletzt einen Jahresumsatz von rund 1,7 Milliarden Euro.

Das Berliner Studio soll künftig eng mit den anderen Dependancen zusammenarbeiten, betont Deutschlandchef Grindel. Ubisoft Berlin arbeitet an der Marke "Far Cry", die für offene Spielwelten und deftige Action bekannt ist. "Dafür suchen wir Spezialisten aus allen Gebieten und von jeder Erfahrungsstufe", sagt Tajnay. Dazu gehören Programmierer, Grafiker, Animationsexperten, Spieletester, Marketing-Fachleute und auch Producer, die für einen reibungslosen Ablauf des Projekts sorgen. Besucher konnten am Eröffnungstag bereits einige Räumlichkeiten besichtigen: So arbeitet ein Großteil der derzeitigen Belegschaft in einem Großraumbüro im ersten Stock, die einzelnen Arbeitsschritte greifen dabei nahtlos ineinander. Mit Mainz und Düsseldorf sind die Berliner über Telekonferenzen und Video-Chats eng verbunden. "Manchmal merkt man gar nicht, dass man gerade in einem anderen Studio sitzt", so Grindel.

Hoffen auf den Leuchtturmeffekt

Berlin erhofft sich von der Ansiedlung einen Leuchtturmeffekt: Das Großstudio soll weitere Unternehmen in die Hauptstadt locken. Der Berliner Senat unterstützt die Ansiedlung von Ubisoft mit 1,58 Millionen Euro, das Geld stammt aus der regionalen Wirtschaftsförderung von Bund und Ländern. "Berlin ist als Produktionsstandort für Games in den letzten Jahren intensiv gewachsen", sagt Staatssekretär Rickerts gegenüber dem Tagesspiegel. "Wir haben hier mittlerweile 140 Spieleunternehmen." Dazu gehören große Firmen wie Wooga, Softgames und Yager, aber auch viele kleine Studios, zum Beispiel Maschinen-Mensch, Mad about Pandas oder Paintbucket Games. "Es ist gut, jemanden vor Ort zu haben, der Erfahrung mit Großproduktionen hat", sagt Rickerts im Hinblick auf Ubisoft. "Die großen und kleinen Unternehmen befruchten sich gegenseitig." Ubisoft will künftig einiges für das Berliner Spiele-Ökosystem tun, verspricht Istvan Tajnay. Zum Beispiel mit Konferenzen, Schulungen und der Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen wie der Games Academy oder dem SAE Institute.

Auch für den Produktionsstandort Deutschland ist die Berliner Studioeröffnung ein wichtiger Schritt. "Allerdings schöpfen wir unser Potenzial noch lange nicht aus", betont Felix Falk, Geschäftsführer des Branchenverbands Game. Die Branche arbeitet darauf hin, dass die im Koalitionsvertrag festgeschriebene Spieleförderung endlich umgesetzt wird: Die Rede ist von anfangs 50, später 100 Millionen Euro pro Jahr. "Wenn hierzulande – wie im Moment – die Entwicklung von Spielen bis zu 30 Prozent mehr kostet als in Frankreich oder England, dann entscheiden sich nur wenige internationale Studios für Deutschland. Und die Entwickler hier können nur sehr langsam wachsen", sagt Felix Falk. "Erst mit einer Förderung greifen die großen Standortvorteile, die wir zum Beispiel in Berlin haben." Etwa die zentrale Lage in Europa, die lebendige Kulturszene und das große Reservoir an kreativen Arbeitskräften.

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