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Gründer junger Techfirmen haben es noch immer schwer, an Kapital zu kommen.

© REUTERS

G20 Investment Summit: Wie Investoren Afrika helfen wollen

Afrikanischen Staatschefs beraten an diesem Dienstag in Berlin über Investitionen. Auch die Gründerszene spielt eine Rolle.

Natürlich stehen die größten deutschen Konzerne in der ersten Reihe, wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag die Staatschefs von zehn afrikanischen Ländern in Berlin empfängt: Siemens, VW, Bosch, Deutsche Bank, Voith, Herrenknecht und Strabag – sie alle sind Sponsoren des Besuchs von Ägyptens Abdel Fattah el-Sisi, Ruandas Paul Kagame und acht Amtskollegen beim „G20 Investment Summit“. Doch womöglich nachhaltiger als das ein oder andere Milliardenprojekt, das in Berlin mit Unterschriften auf den Weg gebracht werden könnte, ist das Engagement kleinerer Firmen und Investoren, die Afrikas Probleme besser anpacken, indem sie die Gründerszene unterstützen. Die Bundesregierung hat die Initiative „Compact with Africa“ im Rahmen ihrer G20-Ratspräsidentschaft 2017 angestoßen.

In Zusammenarbeit mit dem Internationalen Währungsfonds, der Weltbank und anderen G20-Staaten geht es zunächst darum, die Privatwirtschaft beim Aufbau des Kontinents besser einzubinden. Nicht Entwicklungshilfe oder Nothilfe für die Ärmsten steht hier im Fokus. Compact with Africa soll Länder, Projekte und Initiativen stärken, die bereits vielversprechende Fortschritte getan haben. CwA-Partnerländer sind in diesem Sinne Länder, die politisch relativ stabil sind, in denen es bereits eine Infrastruktur gibt, die es ausländischen Investoren einigermaßen gut ermöglicht, Fabriken aufzubauen oder Infrastrukturprojekte umzusetzen: Ägypten, Äthiopien, Benin, Elfenbeinküste, Ghana, Guinea, Marokko, Ruanda, Senegal und Tunesien.

Wichtiger wäre, dass Afrika selbst Unternehmer hervorbringt

Doch – und das ist vielleicht auch eine Lehre aus dem seit fast zwei Jahrzehnten massiven Engagement Chinas auf dem Kontinent – Afrikas Herrscher lassen sich zwar sehr gern den Bau von Häfen, Fernstraßen und Fußballstadien von Ausländern finanzieren, an großen Teilen der Bevölkerung gehen diese Projekte aber oft vorbei. Wichtig wäre, dass Afrika selbst Unternehmer hervorbringt.

Und so sind in Berlin auch Initiativen und Firmen eingeladen, die genau das sicherstellen wollen. Eine davon ist die Frankfurter Investmentfirma GreenTec Capital, die Start-ups in Äthiopien und Nigeria finanziert und deren Manager betreut. Und hier geht es nicht um Fairtrade-Kaffeebohnen oder Brunnenbau, sondern um Blockchain-Technologie. Da rätseln auch viele Konzerne im vermeintlich schlauen Westen derzeit noch, wie man die am besten einsetzen könnte. So ist GreenTec Capital zum Beispiel bei „Bisamart“ eingestiegen, einem Start-up der Kenianerin Eunice Wagithi Maina. Sie bringt Finanz- und Versicherungsprodukte per Handy-Apps an Afrikas junge Mittelschicht. Und bei „Netwookie“, einer Plattform für Facharbeitskräfte.

Bei der Gründerfinanzierung gibt es Probleme

„Wir hoffen sehr, dass der Schritt der Regierung, sich nicht nur auf Großprojekte zu fokussieren, sondern auch das Unternehmertum, und hier insbesondere Startups und KMUs zu unterstützen, weiter vorangetrieben wird“, sagt GreenTec-Capital-Finanzchef Thomas Festerling. Es werde in Afrika schon sehr viel gemacht, insbesondere in sehr frühen Investmentphasen, zum Beispiel durch Accelerator-Programme und dann mit Hilfe klassischer Investments in den späteren Wachstumsphasen. „Doch dazwischen klafft noch immer eine sehr große Lücke“, sagt Festerling.

In der Gründerszene spricht man vom „Valley of Death“, in dem viele Gründer finanziell verdursten. „Die gute Arbeit, die in den frühen Phasen gemacht wird, trägt deswegen leider oft nicht die Früchte, da es in dieser Phase sehr wenig Unterstützung und kaum Investments in Afrika gibt“, sagt Festerling. Er schätzt, dass 80 bis 90 Prozent der Unternehmen mit zum Teil vielversprechenden Geschäftsideen die Phase nicht überstehen. Gleichzeitig fehlten den Investoren in den späteren Phasen oft Investitionsziele, die internationalen Ansprüchen genügten. „Der von uns entwickelte Investmentansatz unterstützt insbesondere Unternehmen in dieser Phase, und kann somit als Katalysator wirken, um die schon existierenden Maßnahmen am Markt signifikant wirkungsvoller zu machen.“

20 afrikanische Unternehmen, viele davon mit ökologischem Ansatz, hat seine Frankfurter GreenTec Capital bereits im Portfolio. 400 sollen es in den nächsten Jahren werden. Die Experten helfen bei den Businessplänen, dem Zugang zu Technologien und internationalen Experten – und zu neuen Kunden. Sie helfen dabei, Zugriff auf weitere Teile der Wertschöpfungskette zu gewinnen und bei der Expansion innerhalb Afrikas. Und die Berater dieses Investmentfonds wollen die „Investment Readiness“ erreichen, die Firmen also so aufstellen, dass „normale“ Investoren aus dem Ausland bequem einsteigen können, ohne sich zu viele Gedanken über ernstzunehmende Risiken zu machen, die sich bei Investitionen in Staaten jenseits der EU-Grenzen oft ergeben.

„Wir haben diesen Ansatz durch einen sehr detaillierten Prozess so weiterentwickelt, dass wir auch lokale Investoren in Afrika einbinden und dadurch viel mehr Unternehmen erreichen können als ein klassischer Investmentfonds“, sagt Festerling. Das Geschäftsmodell seiner Investmentfirma ist nur einer von vielen Ansätzen, den die Teilnehmer des „G20 Investment Summit“ am Dienstag kennenlernen können.

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