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Das Logo von Fiat Chrysler.

© Harold Cunningham/AFP

Fusionspläne von Fiat Chrysler und Renault: Größe allein wird den Autobauern nicht helfen

Ein Automobil-Gigant könnte durch die Fusion von Fiat Chrysler und Renault entstehen. Das ist nur mäßig sinnvoll. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Henrik Mortsiefer

An der Spitze des Automarktes bahnt sich Großes an: Fiat Chrysler will mit Renault fusionieren. Der größte Autohersteller der Welt könnte entstehen und Volkswagen und Toyota überholen. Die Börsen feiern die Pläne mit steigenden Aktienkursen. Zu Recht?

Partnerschaften sind in der Automobilbranche überlebenswichtig geworden. Diese Erkenntnis treibt wohl Fiat Chrysler an, ein Bündnis auf Augenhöhe mit Renault anzustreben. Selbst Produkt einer Fusion, arbeitet Fiat Chrysler bereits mit dem französischen PSA-Konzern bei leichten Nutzfahrzeugen zusammen. Auch die Wettbewerber rücken zusammen. Selbst die Rivalen Daimler und BMW kooperieren. Vor Jahren wäre dies undenkbar gewesen. Ein Grund für den Vorstoß von Fiat Chrysler mag auch das Interesse einiger chinesischer Branchengrößen an einer Übernahme gewesen sein.

Es zeigt sich: Kein noch so großer Konzern kann die technologischen und finanziellen Herausforderungen der Branchen-Transformation alleine bewältigen. Klimaschutz, Digitalisierung und Vernetzung, der Abschied vom Verbrennungsmotor und die veränderten Mobilitätsbedürfnisse – all das kann nicht nacheinander abgearbeitet werden, sondern fordert die Unternehmen gleichzeitig.

Überzeugender Klimaschutz sieht anders aus

Fiat Chrysler hat hier im Vergleich zu den Konkurrenten noch am meisten zu tun. Vor Kurzem machte der US-italienische Autobauer Schlagzeilen, als er dem Elektroauto-Hersteller Tesla hunderte Millionen Euro zahlte, damit dessen Fahrzeuge auf dem Papier zur Flotte von Fiat Chrysler zählen und so die strengen CO2-Grenzwerte in der EU eingehalten werden. Überzeugender Klimaschutz sieht anders aus.

Renault ist hier mit seiner Flotte an Elektroautos Vorreiter. Ein Grund mehr, warum Fiat Chrysler um die Franzosen wirbt. Aus eigener Kraft scheint der Konzern den Wandel zur Elektromobilität nicht hinzubekommen. Denn die Abhängigkeit vom US-Markt ist stark, wo große, PS-starke Fahrzeuge immer noch gefragt sind. Wettbewerber wie Ford haben sich von diesem Markttrend emanzipiert und bedienen beides: die Pick-up-Sucht der meisten Amerikaner und die wachsende Nachfrage nach effizienten, kleineren Modellen.

Größe allein hilft nicht

Würde eine Fusion mit Renault Fiat Chrysler aus der Misere helfen? Zweifel sind angebracht. Die Franzosen machen gerade die Erfahrung, dass ihr Bündnis mit Nissan und Mitsubishi mehr Arbeit als Freude macht. Der Skandal um Ex-Chef Carlos Ghosn beschäftigt Renault mehr als dem Autobauer lieb ist, an dem der französische Staat 15 Prozent hält.

Fiat Chrysler und Renault hätten einen jahrelangen Fusionsprozess vor sich, wären also vor allem mit sich selbst beschäftigt. Auf den ersten Blick sind 15 Millionen gemeinsam verkaufte Autos beeindruckend. Auf den zweiten Blick überwiegen die Zweifel. Größe allein wird die Giganten der Branche nicht beweglicher machen. Sie müssen den Willen zum Wandel schon selbst aufbringen. Volkswagen zeigt, dass es geht.

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