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"Die Europäische Union muss sich entschieden gegen diesen Schritt der Amerikaner wehren", sagt Friedrich Merz.

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Friedrich Merz im Interview: „Trump versteht nur Powerplay“

Unter den US-Strafzöllen leiden die deutsch-amerikanischen Beziehungen, sagt Friedrich Merz, Vorsitzender der Atlantik Brücke. Im Interview spricht über Trump, Gegenmaßnahmen und neue Verbündet.

Von Carla Neuhaus

Herr Merz, was bedeuten die Strafzölle für die deutsch-amerikanischen Beziehungen?

Die Strafzölle auf Stahl und Aluminium sind ein schwerer Rückschlag - nicht nur für die transatlantischen Handelsbeziehungen, sondern für unser Verhältnis zu den USA insgesamt. Ich halte die Zölle für eine völlig unangemessene Reaktion auf einen Sachverhalt, der eine vertiefte Diskussion und eine nachhaltige Strategie verdient hätte. Die transatlantischen Beziehungen waren in der Vergangenheit immer davon geprägt, dass wir über Uneinigkeiten konstruktiv sprechen und gemeinsam Kompromisse finden konnten. Es ist äußerst bedauerlich, dass es bei der amerikanischen Regierung in diesem Fall keine echte Gesprächsbereitschaft gab.

Die EU bereitet als Gegenmaßnahme Zölle auf Jeans, Motorräder und Whiskey vor. Ist das der richtige Schritt?

Eines ist klar: Die Europäische Union muss sich entschieden gegen diesen Schritt der Amerikaner wehren. Da die Amerikaner das Gesprächsangebot nicht angenommen haben, bleiben in der aktuellen Situation nur Gegenmaßnahmen. Wichtig ist, dass diese Schritte mit Augenmaß und nicht emotional beschlossen werden. Der Handelsstreit mit den USA darf auf keinen Fall zum Handelskrieg werden.

Ist eine Einigung noch möglich?

Präsident Trump, das ist einmal mehr deutlich geworden, versteht nur Powerplay. Darum ist es wichtig, dass Europa sich – auch mit den G-7- Staaten ohne die USA – jetzt auf eine angemessene Reaktion verständigt. Wenn aus „America first“ dann „America alone“ wird, wird auch der amerikanische Präsident realisieren, dass die USA ohne Partner und Verbündete nichts erreichen können. Aber Amerika ist nicht Trump, das darf bei aller Empörung nicht untergehen. Es gibt auf der anderen Seite des Atlantiks viele Gesprächspartner, denen an guten Beziehungen mit Europa gelegen ist. Wir müssen miteinander im Austausch bleiben.

Sollten sich die Europäer nun andere Verbündete suchen?

Strategisch kommen die Kanadier mehr und mehr in den Fokus. Mit „Ceta“ haben wir erfreulicherweise ein Europäisch-Kanadisches Freihandelsabkommen, das nun hoffentlich nach und nach von den nationalen Parlamenten in Europa ratifiziert wird. Noch wichtiger ist jedoch im Moment, dass Europa zu sich selber findet und sich auf gemeinsame politische und wirtschaftliche Leitlinien einigt. Wenn das geschieht, hat Trump etwas erreicht, das er nicht wollte, das aber aus europäischer Sicht von großem Nutzen sein kann.

Friedrich Merz ist Vorsitzender des Netzwerks "Atlantik-Brücke“, das sich für ein enges deutsch-amerikanisches Verhältnis einsetzt.

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