zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Frauen - verzweifelt gesucht

Die Frauenbewegung ist tot - wer das glaubt, sollte sich von denen eines Besseren belehren lassen, die nie etwas mit ihr am Hut hatten. Sie heißt inzwischen ein bisschen modischer und auf beide Geschlechter bezogen "gender mainstreaming", trägt Businesskostüme und fordert nicht mehr Gerechtigkeit für Frauen, sondern braucht sie schlicht dringend.

Die Frauenbewegung ist tot - wer das glaubt, sollte sich von denen eines Besseren belehren lassen, die nie etwas mit ihr am Hut hatten. Sie heißt inzwischen ein bisschen modischer und auf beide Geschlechter bezogen "gender mainstreaming", trägt Businesskostüme und fordert nicht mehr Gerechtigkeit für Frauen, sondern braucht sie schlicht dringend. "Wir haben festgestellt", sagt Susanne Klöß, Deutschland-Geschäftsführerin des weltweit operierenden Unternehmensdienstleisters Accenture, "dass heterogene Teams auch im Management viel bessere Ergebnisse bringen." Die Mischung mache es. Die habe man zwar auch, wenn man unterschiedliche Kulturkreise zusammenbringe, aber Geschlechter-Unterschiede zu nutzen, liege eben besonders nah.

Darüber, wie der Schatz weiblicher Fähigkeiten nicht nur für die Chefetagen von Unternehmen, Politik und Verwaltung gehoben werden kann, diskutieren derzeit in Berlin mehr als 900 Frauen und wenige Männer, von der Kundenberaterin bis zur Vorstandsvorsitzenden. Die Beteiligung von Frauen sei für die Wirtschaft inzwischen ein "Topthema", sagt Helmut von der Lahr, der Kommunikationschef des Finanzdienstleisters Maleki. "Immer wieder gibt es dieses Problem: Da gab es diese gute Frau, dann bekam sie ein Baby und war weg." Das müssten die Firmen im "Krieg um Talente" lösen.

Außerhalb des Saales, in dem die Debatten geführt werden, ist auch zu hören, dass dieses Problem aber noch nicht von allen Führungskräften erkannt werde. Da berichten Bankerinnen oder Unternehmensberaterinnen, dass ihnen oder ihren Männern vor der Geburt des ersten Kindes ganz klar gemacht worden sei: Volle Stelle, Einsatz rund um die Uhr oder gar keine Rückkehr auf den alten Posten. Susanne Klöß hält das für einen Führungsfehler. In ihrem Team gebe es viele Leute mit kleinen Kindern, die ihre Eltern manchmal noch dringender brauchten als der Job: "Wir müssen täglich flexibel sein, das hat dann auch umgekehrt zu gelten. Eine Führungskraft muss damit umgehen können."

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false