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Im Ergebnis zielt die Forderung der IG Metall auf ein Rückkehrrecht zur Vollzeit.

© dpa/ Roland Weihrauch

Forderung nach Arbeitszeitverkürzung: Die Grünen unterstützen 28-Stunden-Woche der IG Metall

"Arbeitszeit ist Lebenszeit." Die Grünen unterstützen die Forderung der IG Metall nach einer Reduzierung der Arbeitszeit auf bis zu 28 Wochenstunden.

Die Grünen unterstützen die Forderung der IG Metall nach einer 28-Stunden-Woche. „Arbeitszeit ist Lebenszeit“, sagte Beate Müller-Gemmeke, Grünen-Sprecherin für Arbeitnehmerrechte, dem Tagesspiegel. Die IG Metall möchte in den anstehenden Tarifverhandlungen durchsetzen, dass die Metaller künftig ihre Arbeitszeit für zwei Jahre auf bis zu 28 Wochenstunden reduzieren könnten – zum Beispiel für Weiterbildung, die Kinderbetreuung oder die Pflege eines Angehörigen. „Auch wir Grüne wollen die Arbeitszeiten für die Beschäftigten beweglicher machen, denn Zeitsouveränität bedeutet mehr Lebensqualität“, sagte Müller-Gemmeke.

Es ginge ihrer Partei darum, dass die Menschen ihr „Arbeitspensum schaffen, ohne ständig zu hetzen“. Manche wollten gerne etwas später anfangen zu arbeiten, damit sie die Kinder zur Schule bringen können oder ein bisschen früher zu Hause sein, um ehrenamtlich etwas für die Gesellschaft zu tun. „Das alles passt zur Forderung der IG Metall.“ Über die temporäre Arbeitszeitverkürzung hinaus fordern die Grünen einen Arbeitszeit-Korridor von 30 bis 40 Stunden pro Woche für alle Beschäftigten.

Die Arbeitgeber sind von der Idee „entsetzt“

Im Ergebnis zielt die Forderung der IG Metall auf ein Rückkehrrecht zur Vollzeit, das so ähnlich auch die scheidende große Koalition versprochen hatte, aber das dann doch am Widerstand der Union scheiterte. Die Grünen wollen das Thema in die Gespräche über ein Jamaika-Bündnis mit Union und FDP voraussichtlich wieder einbringen.

Beate Müller-Gemmeke ist Grünen-Sprecherin für Arbeitnehmerrechte
Beate Müller-Gemmeke ist Grünen-Sprecherin für Arbeitnehmerrechte

© promo

Die Arbeitgeber sind von der 28-Stunden-Woche „entsetzt“. „Wer soll denn die Arbeit erledigen? Dazu schweigt die IG Metall“, sagte Stefan Moschko, Verhandlungsführer des Verbands der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg (VME), am Dienstag. Mehrere tausend Fachkräfte würden in der Region auf einen Schlag fehlen. Dabei werde es für die Unternehmen schon jetzt immer schwerer, offene Stellen zu besetzen. „Wenn die einen mehr Freizeit wollen, müssten dafür die anderen mehr arbeiten“, kritisierte Moschko, und wenn jemand weniger arbeiten wolle, finde sich „stets eine betriebliche Lösung“. Man brauche also keinen Tarifvertrag.

Wer ist schon acht Stunden konzentriert?

Gegen diese These spricht, dass viele Vollzeitbeschäftigte in Umfragen angeben, mit ihrer Arbeitszeit unzufrieden zu sein und sie gerne verkürzen würden. Vor allem Jüngere wollen nicht mehr so viel arbeiten wie ihre Eltern, was auch aus gesundheitlichen Gründen nachvollziehbar ist. Untersuchungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin kommen zu dem Schluss: Wer länger arbeitet, leidet häufiger unter Leiden wie Rückenschmerzen, Erschöpfung und Schlafstörungen. Außerdem sagen Wissenschaftler, dass kaum jemand acht Stunden am Stück wirklich konzentriert und produktiv ist.

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