zum Hauptinhalt
Gute Festgeld-Konditionen - gibt es die überhaupt noch? Ein Festgeld-Vergleich kann helfen.

© dpa

Wenig mehr als nichts: Festgeld bringt kaum Zinsen – die besten Angebote kommen aus dem Ausland

Viele attraktive Festgeld-Konditionen locken Kunden an. Dabei ist nicht jedes Angebot so gut wie es scheint. Was sollten Sie beachten? Wichtige Infos zum Thema Festgeld finden Sie hier.

Wer auf der Suche nach guten Konditionen fürs Festgeld ist, darf im Zinstief eine Zahl nicht aus den Augen verlieren. Der Zinssatz sollte über einem Prozent pro Jahr liegen. Wer weniger einfährt, verliert – denn die Inflation verbrennt aktuell pro Jahr von 100 Euro Geldwert einen Euro. Ein Blick auf die Konditionen der Banken und Sparkassen zeigt: Ein Plus nach Inflation ist möglich, solange der Anleger bereit ist, sein Geld zwar mit europäischer Einlagensicherung, aber doch in einem ausländischen Finanzkonzern anzulegen.

Vor allem Institute, hinter denen russische und türkische Banken stehen, sind mit attraktiven Festgeld-Konditionen auf dem Markt. Auf Termingelder mit drei Monaten Laufzeit etwa zahlen die Denizbank und die Vakifbank 1,3 Prozent. Seit 2012 ist die türkische Denizbank im Besitz der russischen Sberbank, womit der Anleger unter die Flügel der russischen Notenbank schlüpft, der diese größte Bank Osteuropas mehrheitlich gehört. Formal liegt das Geld jedoch bei der österreichischen Online-Tochter Denizbank AG, so dass es über die EU-weit gültige Einlagensicherung von 100 000 Euro pro Kunde abgesichert ist. Auch die Vakifbank arbeitet über eine Tochter in der Euro-Zone.

Hier geht es zum Festgeld-Vergleich

Auch über andere Zeiträume für Festgelder, von sechs bis zu 36 Monaten, führen die Russen und die türkische Bank die Ranglisten an. Auf den Plätzen folgen die Creditplus Bank aus dem Verbund der französischen Großbank Crédit Agricole, die VTB als österreichische Tochter der gleichnamigen russischen Finanzgruppe oder Moneyou aus dem Konzern der niederländischen ABN Amro.

Wer eine deutsche Bank bevorzugt, hat die Wahl: Entweder er legt unter der Inflationsrate an, oder er muss deutlich länger auf sein Geld verzichten. Mit den besten Sätzen lockt der deutsche Mittelstand: So zahlen die Akf-Bank für ein Jahr 1,45 und die SWK-Bank 1,3 Prozent. Die SWK gehört Vesta, einem süddeutschen Familienunternehmen, dessen bekannteste Marke der Pfannenhersteller Fissler ist. Die Akf-Bank ist Teil einer Gruppe, zu deren Besitzern auch der Staubsaugerhersteller Vorwerk und das Bankhaus Lampe aus dem Oetker-Konzern gehören. Bei beiden Banken sind Kundengelder nur mit der gesetzlichen EU-Einlagensicherung geschützt. Ihre Zinssätze toppen wiederum Denizbank und Crédit Agricole mit je 1,6 Prozent für zwölf Monate.

Anlegern, denen vor allem die großzügig gefasste deutsche Einlagensicherung wichtig ist, müssen nicht unbedingt bei einem deutschen Finanzkonzern anlegen. Auch die türkischen Institute Akbank und Ziraat sowie die französische Crédit Agricole haben deutsche Direktbank-Töchter, die Mitglieder in der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken sind und damit Festgelder höher absichern als mit 100 000 Euro pro Kunde.

So bietet die Ziraat Bank für einjährige Festgeldkonten 1,4 Prozent, die Creditplus Bank 1,35 Prozent. Abgesichert sind im ersten Fall 44,19 Millionen Euro pro Kunde, im zweiten Fall 48,2 Millionen Euro. Für 24 Monate zahlen Ziraat 1,75 und die Denizbank 1,9 Prozent.

FILIALBANKEN BIETEN WENIG

Bei großen deutschen Filialbanken oder Sparkassen reichen auch Anlagezeiträume von zwei Jahren nicht, um die Inflationsrate zu schlagen: Die Hypovereinsbank macht nur 0,15 Prozent locker und die Berliner Sparkasse zahlt mickrige 0,25 Prozent. Ein Angebot, das heraussticht: Die Deutsche Bank und ihrer Regionaltochter Berliner Bank bieten nun 1,25 Prozent für sechs Monate an.

Auffällig ist: Die Banken bieten ihren Kunden wenig Mehrwert dafür, dass sie länger auf ihr Geld verzichten. Während zwölfmonatige Festgelder maximal 1,6 Prozent pro Jahr abwerfen, bringt es nur maximal 0,3 Prozentpunkte mehr, wenn man der Bank für 24 Monate Geld anvertraut. Für vier Jahre gibt’s beim spendabelsten Anbieter 2,2 Prozent (Crédit Agricole), für fünf Jahre 2,35 (Renault Bank). Vor allem die Verzinsung von sehr langfristigen Spargeldern ist zuletzt deutlicher gefallen als kurzfristige Anlagen.

Hier geht es zum Festgeld-Vergleich

Lohnen kann es sich da auch für Festgeld-Fans, einen Blick auf die Konditionen für Tagesgelder zu werfen: So zahlten die Autobanken von VW/Audi und Renault sowie 1822 direkt, der Online-Arm der Frankfurter Sparkasse, durchaus attraktive Sätze von 1,4 und 1,3 Prozent auf Gelder, die für den Kunden dennoch täglich verfügbar bleiben. Zwar kann die Bank den Zinssatz jederzeit ändern. Doch eine Reihe von Banken macht ihre Geldangebote zu einer Art Tagesgeld- Festgeld-Zwitter, indem sie Zinsgarantien für einige Monate aussprechen. VW etwa garantiert den Satz für vier Monate, 1822 direkt bis Anfang November und Cortal Consors sichert ihre 1,2 Prozent sogar für ein Jahr zu. Danach allerdings tendierten viele Institute in der Vergangenheit dazu, die Sätze rapide zu kappen, so dass sich Kunden nach neuen Schnäppchen umsehen müssen.

WELTSPAREN LOCKT MIT HOHEN ZINSEN

Festgelder eignen sich für Anleger, die wenig Risiko eingehen wollen und sich für einen festgelegten Zeitraum nicht um ihre Geldanlage kümmern wollen. Anders als beim Tagesgeld gilt jedoch auch: Der Anleger kommt auch im Notfall für den fixen Zeitraum nicht an sein Geld.

Wer mehr aus dem Markt holen will, muss das Risiko erhöhen, etwa durch Anlage in anderen Währungen und außerhalb der Euro-Zone. Das Start-up Weltsparen etwa will deutschen Sparern den Zugang zu ausländischen Banken vereinfachen und vermittelt Festgelder etwa in Norwegen oder Portugal. Zwei Prozent Zinsen pro Jahr erhält derzeit, wer ein Jahr lang mindestens 10 000 Euro bei der norwegischen BN-Bank oder bei der portugiesischen Banco Espirito Santo deponiert. In Norwegen ist das Geld zwar in Euro angelegt, aber über die norwegische Einlagensicherung in Kronen abgesichert.

Dass höhere Risiken auch Realität werden können, zeigt die Fibank. Für Festgelder bei dem bulgarischen Institut konnten Weltsparen-Kunden zuletzt noch bis zu 3,3 Prozent einstreichen – bis das Start-up die Fibank vorerst aus dem Programm nahm. Grund dafür war ein Banken-Run in Bulgarien, ausgelöst von inzwischen verhafteten Personen, die per Mail und SMS vor einer angeblichen Schieflage gewarnt und Anleger zum Abzug aller Gelder aufgefordert hatten.

Zur Startseite