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Deutsche Bank

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Schlechte Zahlen: Finanzkrise belastet Deutsche Bank

Die Aktie der Deutschen Bank fiel zeitweise um mehr als drei Prozent. Experten erwarten aber keine dauerhaften Probleme.

Berlin - Die Folgen der US-Immobilienkrise werden im zweiten Halbjahr auf die Gewinne der deutschen Banken durchschlagen. Der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, erwartet schon im laufenden dritten Quartal eine Ergebnisbelastung, weil größere Kreditversprechen neu bewertet werden müssten. Er bezifferte das Volumen zur Finanzierung großer Übernahmen auf 29 Milliarden Euro. Diese Kredite könnten nun nicht mehr platziert werden und müssten deshalb anders bewertet werden, sagte Ackermann am Mittwochabend bei der Aufzeichnung der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“. Die Aktie der Deutschen Bank brach daraufhin am Donnerstag zeitweise um mehr als drei Prozent ein. Am Abend lag das Minus noch bei 2,5 Prozent.

Zwar hatte Ackermann sich bereits Anfang September auf einer Bankentagung ähnlich geäußert und auch die Kredithöhe von 29 Milliarden Euro genannt. Doch diesmal wollten die Börsianer einen etwas pessimistischeren Ton aus Ackermanns Äußerungen herausgelesen haben.

Am Donnerstag sah sich sogar Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) genötigt, der Deutschen Bank beizuspringen. „Die Deutsche Bank ist völlig stabil aufgestellt“, sagte Steinbrück am Donnerstag in Berlin. Das habe Firmenchef Josef Ackermann auch deutlich gemacht. „Die Kreditwirtschaft ist stark genug, um solche Unwetter zu überstehen“, sagte Steinbrück.

Auch das zweitgrößte deutsche Kreditinstitut, die Commerzbank, teilte am Donnerstag mit, das zweite Halbjahr könne durch die schwächere Marktentwicklung beeinträchtigt sein. Allerdings gab sich Vorstandschef Klaus-Peter Müller überraschend optimistisch und hielt am Renditeziel für das Gesamtjahr fest. Etwaige zusätzliche Belastungen infolge der Hypotheken-Krise „werden unsere dynamische Entwicklung aus heutiger Sicht nicht wesentlich beeinflussen“, sagte Müller am Donnerstag anlässlich des Investorentags der Bank. Die Aktie notierte am Donnerstag als einziger Finanzwert im Plus (0,1 Prozent). Nach früheren Aussagen geht die Commerzbank von einer Belastung von 80 Millionen Euro aus ihrem Gesamtinvestment von 1,2 Milliarden Euro im US-Markt für zweitklassige Hypothekendarlehen („Subprime“) aus.

Experten glauben, dass die deutschen Banken die Folgen der Krise bewältigen werden. „Die Banken werden noch Probleme bekommen, aber ich glaube nicht an eine Bankenkrise“, sagte Manfred Jäger, Finanzmarktexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Wenn die Verspannungen auf dem Geldmarkt anhalten, müssen die deutschen Banken nach Jägers Berechnung noch Kreditforderungen von bis zu 200 Milliarden in ihre Bilanzen nehmen. Dies sei eine „handhabbare Bedrohung“. Allerdings bestehe das Risiko, dass sich die Kreditkonditionen für Unternehmen etwas verschlechterten. Für die Konjunktur erwarte er aber nur „begrenzte Begleitschäden“, sagte Jäger.

Für die öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute gab Sparkassenpräsident Heinrich Haasis Entwarnung. „Wenn nicht völlig Unvorhergesehenes geschieht, sehen wir sowohl bei den Sparkassen als auch bei den Landesbanken keine Refinanzierungsprobleme mehr“, sagte er.

Aus den USA kamen am Donnerstag gemischte Zahlen. Während die Investmentbank Goldman Sachs den Folgen der Hypothekenkrise in die vergangenen drei Monaten trotzte und den Gewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 79 Prozent auf 2,9 Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro) steigerte, enttäuschten die Zahlen des Konkurrenten Bear Stearns die Anleger. Die Investmentbank, die zu Beginn der Krise bereits zwei Hedgefonds hatte schließen müssen, meldete einen Gewinneinbruch um 60 Prozent auf 171,3 Millionen Dollar.

Der Chef der US-Notenbank Fed äußerte sich in einer Rede vor dem US-Repräsentantenhaus zuversichtlich, dass das weltweite Finanzsystem in einer „relativ starken Position“ sei, um die Turbulenzen zu überstehen. Allerdings werde der Konjunkturausblick immer unsicherer, zitierte die Agentur Reuters vorab aus dem Redetext. Die Fed hatte am Dienstag die Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte gesenkt, um die US-Konjunktur zu stützen.

Stefan Kaiser

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