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Hypothekenkrise: Neue Milliarden-Verluste bei der IKB

Bei der Industriebank sind neue Milliardenverluste aufgetaucht. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau, als Teilhaber der Bank, muss Risiken in der Höhe von 4,8 Milliarden Euro absichern. Die Börse strafte das Unternehmen brutal ab.

Die Krise um die Mittelstandsbank IKB lässt Finanzminister Peer Steinbrück nicht los: Noch am Vormittag hatte der SPD-Politiker in der Haushaltsdebatte des Bundestags ein Loblied auf die schwarz-rote Finanzpolitik gesungen. Um 13:30 Uhr jedoch musste Steinbrück zum Telefon eilen und sich ein weiteres Mal mit der Düsseldorfer IKB und den Folgen der Finanzmarktkrise herumschlagen.

Rund eine dreiviertel Stunde dauerte die Telefonkonferenz des KfW-Verwaltungsrats. Danach verschickte die staatliche Förderbank, die 38 Prozent der IKB Deutsche Industriebank besitzt, eine Hiobsbotschaft. Die bestätigte Befürchtungen am Finanzmarkt, dass die Bankenkrise noch lange nicht ausgestanden sein dürfte.

IKB büßte zwei Drittel ihres Werts ein

Die KfW muss viel tiefer in die Tasche greifen und jetzt mögliche Kreditausfälle bei der IKB von bis zu 4,8 Milliarden Euro abschirmen. Die Börse reagierte prompt: Die im MDax notierte IKB-Aktie stürzte auf ein Allzeittief. Seitdem im Sommer aufflog, dass die IKB auf dem US-Hypothekenmarkt mit ihrer Zweckgesellschaft "Rhineland Funding" ein viel zu großes Rad drehte, büßte das Institut gemessen an der Marktkapitalisierung mehr als zwei Drittel seines Werts ein.

Die Opposition stellt Steinbrück seit Monaten bohrende Fragen, wie es soweit kommen konnte. Im Aufsichtsrat der IKB sitzen Vertreter von KfW und Finanzministerium. Die FDP fürchtet, dass die Krise die Substanz der KfW gefährden könnte. Die Bankengruppe versorgt den Mittelstand mit Kapital, fördert die Sanierung von Gebäuden, vergibt Studentenkredite und ist in der Entwicklungshilfe aktiv.

Bisher keine Regressansprüche an den Vorstand

Der Topf für allgemeine Bankrisiken der KfW sei mit 5,3 Milliarden Euro gefüllt, "so dass das Ende der Fahnenstange bald erreicht ist", fürchtet FDP-Finanzexperte Frank Schäffler. Erstaunlich sei, dass bislang keine Regressansprüche gegen den früheren IKB-Vorstand erhoben worden seien: "Dies kann nur bedeuten, dass der Aufsichtsrat der IKB frühzeitig über das Engagement der Bank im amerikanischen Subprime-Segment (zweitklassige Hypothekendarlehen) informiert war." Diese Darstellung wurde vom Finanzministerium stets bestritten.

Nach Ansicht von Steinbrück ist das Ausmaß der gesamten Finanzmarktkrise noch nicht abschätzbar. Er sehe mit "Irritation, wie schwer es Bankvorständen fällt, auch nach mehreren Wochen zu ermitteln, welche faulen Forderungen sie in ihren Bilanzen haben", sagte er dem "Handelsblatt". Verwunderlich sei auch, dass die Banken bis Weihnachten noch damit beschäftigt seien, "all diese komischen Produkte auszupacken, die sie sich da ausgedacht hatten".

Zweckgesellschaften sollen wieder in die Bilanzen

Die Bankenszene will jetzt reinen Tisch machen. Der Bundesverband Öffentlicher Banken (VÖB) kündigte an, dass die Landesbanken sich auf strengere Maßstäbe bei der Bilanzierung geeinigt hätten. So sollen ominöse Zweckgesellschaften wie "Rhineland Funding", in denen viele Banken bislang mit verbrieften Kreditrisiken unterlegte Anleihen gebündelt hatten, künftig wieder in den Bilanzen auftauchen.

Der KfW nutzt dies wenig. Die Staatsbank könnten die Fehler der IKB teuer zu stehen kommen. In der Bundesregierung ist bereits seit längerem der Entschluss gereift, dass die KfW ihren IKB-Anteil abstoßen und sich auf ihre Kerngeschäfte konzentrieren soll. Unter Zeitdruck wollte sich der Bund aber nicht setzen lassen, um dem neuen IKB-Vorstand Luft für eine Kurserholung und damit zur Wertsteigerung des Aktienpakets zu geben. Angesichts der Milliardenlöcher, die womöglich mit Steuergeld gestopft werden müssen, könnte Steinbrück aber auch recht bald nach dem Motto verfahren: "Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende." (mit dpa)

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