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Leerstehende Häuser stehen für den Wegzug aus dem Osten.

© imago/BildFunkMV

Fehlende Einwohner und Arbeitskräfte: Ostdeutschland braucht mehr Zuwanderung

Firmen aus dem Osten fehlen Mitarbeiter. Allein auf Rückkehrer zu setzen reicht nicht, so das Ifo-Institut. Ostdeutschland brauche Fachkräfte aus dem Ausland

Von Carla Neuhaus

Ostdeutschland fehlen Einwohner und damit auch Arbeitskräfte. Gerade Firmen in ländlichen Gegenden belastet das und zwar so stark, dass manche von ihnen wohl notgedrungen aufgeben müssen. „Unternehmen in den Regionen mit starkem Rückgang erwerbsfähiger Einwohner werden kaum noch Arbeitskräfte finden und deswegen wohl aus dem Markt ausscheiden müssen“, fürchtet Joachim Ragnitz von der Dresdner Niederlassung des Ifo-Instituts. Schon jetzt leben im Osten Deutschlands nur noch so viele Menschen wie 1905, wie eine Untersuchung zeigte. Die Wucht der deutschen Teilung, heißt es darin, sei völlig unterschätzt worden. Die meisten Ökonomen halten es deshalb auch für unrealistisch, dass Ostdeutschland jemals wirtschaftlich mit dem Westen gleichziehen wird, wie eine Befragung des Ifo-Instituts belegt.

Ein Problem ist Ragnitz zufolge, dass unter denen, die den Osten verlassen, besonders viele gut qualifizierte Fachkräfte sind. Auch unter Abiturienten und Hochschulabsolventen aus den ostdeutschen Bundesländern ist der Anteil der Abwanderer groß. Der Geburtenrückgang verstärkt das Problem. Während die Zahl der Einwohner im Westen in den kommenden 15 Jahren stabil bleiben soll, rechnen Experten für den Osten mit einem weiteren Rückgang der Bevölkerung um zwölf Prozent.

Allein auf Rückkehrer setzen, reicht nicht

Erkannt haben Bundesländer wie Sachsen, Thüringen oder Brandenburg das zwar. Ihre Bemühungen beschränken sich Ragnitz zufolge bislang aber vor allem darauf, Rückkehrer zu gewinnen: Sie versuchen also Menschen, die den Osten für einen Job im Westen verlassen haben, wieder zurück in die Heimat zu locken. Ausreichen wird das aber nicht, meint Ragnitz. Seiner Meinung nach müsste der Osten stattdessen sehr viel stärker als bisher auf ausländische Arbeitskräfte setzen. Zwar sei ihr Anteil an den Beschäftigten auch in Ostdeutschland in den letzten Jahren gestiegen, allerdings längst nicht so stark wie im Westen.

Um das zu ändern, müssten die Ost-Länder Ragnitz zufolge aktiv werden – etwa indem sie in ausgewählten Herkunftsländern gezielt um Fachkräfte werben. Noch weiter könnten sie gehen, indem sie einzelne Länder unterstützen, in bestimmten Bereichen die Aus- und Weiterbildung auszubauen. Schwieriger dürfte es dagegen werden, die Imageprobleme abzubauen. Schließlich gibt es gerade im Osten des Landes große Ressentiments, was die Beschäftigung von Ausländern angeht. Carla Neuhaus

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