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Optimistisch. Das Vertrauen in den Euro wächst, sagt EZB-Chef Draghi.

© dapd

Euro-Krise: Versicherer meiden Bonds aus Krisenländern

Die Versicherer haben Milliarden in Staatsanleihen aus den Euro-Ländern investiert. Sie haben ein Auge auf die Europäische Zentralbank, die jetzt massenhaft solche Papiere aufkaufen will.

Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), glaubt an sich selbst – und an die Märkte. Weltweit habe das Vertrauen in den Euro zugenommen, sagte der Italiener kürzlich in einem Interview, Fondsmanager würden ihr Geld zurückbringen nach Europa. Draghi weiß auch, wem der Euro die wiedererstarkte Beliebtheit verdankt – der EZB. Allein die Ankündigung der Notenbank, künftig unbegrenzt Anleihen von Euro-Ländern aufzukaufen, habe die Anleger wieder auf Euro-Kurs gebracht, glaubt er.

Nicht nur Fondsmanager, auch die Versicherer verfolgen die Politik der EZB genau. Sie haben Milliarden in Staatsanleihen investiert – Geld, das sie für ihre Kunden möglichst sicher anlegen. Weil es an der Sicherheit fehlt, haben sie ihr Engagement in den Krisenländern reduziert. Zum Teil drastisch. Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re hat insgesamt 92 Milliarden Euro in Staatsanleihen investiert – davon nichts mehr in Portugal und auch nichts mehr in Griechenland.

Auch die Hannover Rück, weltweit die Nummer drei der Rückversicherungsbranche, hat von ihren Kapitalanlagen in Höhe von 44,4 Milliarden keinen Euro mehr in griechischen Staatsanleihen. Selbst Irland, Italien, Portugal und Spanien stehen gerade einmal mit zusammen 147,4 Millionen Euro in den Büchern. Ändert sich das durch die neue Offensive der EZB? „Wir haben derzeit nicht vor, unser Engagement in europäischen Staatsanleihen wieder auszuweiten“, sagte Unternehmenssprecherin Silvia Schäfermeier dem Tagesspiegel. Die Entscheidung der EZB sei „rein politischer Natur.“

Auch beim Versicherungsverband ist man skeptisch. Man hoffe, dass nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, das in der vergangenen Woche den Rettungsschirm ESM gebilligt hatte, eine Stabilisierung der Finanzmärkte eintritt, sagte GDV-Sprecherin Ulrike Pott. „Zur nachhaltigen Überwindung der Staatsschuldenkrise sind jedoch Strukturreformen, insbesondere eine weitere Konsolidierung der Staatsfinanzen, zwingend erforderlich“, mahnt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft.

Zweifel gibt es auch in der Munich-Re-Gruppe. Kurzfristig werde es Ländern wie Spanien und Italien leichter fallen, ihre Anleihen zu platzieren, glaubt die Meag (Munich Ergo Asset Management GmbH), der Vermögensverwalter von Munich Re und ihrer Tochter Ergo. „Der Höhenflug der Bundesanleihen dürfte damit vorerst gestoppt sein“, sagte Reiner Back, Leiter des Portfoliomanagements Renten, Geld und Devisen. Allerdings könnten die niedrigeren Renditen und das Vertrauen in die Interventionen der EZB den Druck zur Konsolidierung in den Euro-Krisenländern schmälern, fürchtet der Experte. „Die weitere Zinseinschätzung wird daher in erster Linie von der Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit und der Verschuldung in den einzelnen Staaten abhängen.“ Back rät daher zu einer breiten Diversifikation „mit einem Fokus auf gute Bonitäten“.

Bei der Allianz stößt Draghis Ankaufprogramm auf Sympathie. „Die potenzielle Möglichkeit unbegrenzter Eingriffe dürfte die Finanzmärkte vor allzu großer Spekulation abschrecken“, sagte eine Sprecherin. Auch dass die EZB nur Anleihen mit kürzeren Laufzeiten erwerben will und das jeweilige Krisenland einen Hilfsantrag stellen muss, wird gern gesehen. Mit 480 Milliarden Euro ist die Versicherung einer der größten Anleger weltweit. Auch die Allianz sieht die europäische Schuldenkrise noch nicht überwunden. Aber: „Europäische Staatsanleihen sind und bleiben ein wesentlicher Bestandteil unseres breit gestreuten Kapitalanlageportfolios“, kündigt das Unternehmen an. EZB-Chef Draghi wird das freuen.

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