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Wirtschaft: Eternit wird erfolgreich in Litauen aktiv

Asbestfreie Wellplatten aus Akmene / Erste Produktionslinie in Betrieb genommenVON DANIEL RHEE-PIENINGLandung in Siauliai - für eine deutsche Zunge ist der Name nur schwer aussprechbar und auch das, was man zunächst von der litauischen Stadt sieht, stimmt eher nachdenklich - Verfallene Holzhäuser, heruntergekommene Wohnblocks.Doch schnell zeigt Siauliai auch seine schöneren Ecken.

Asbestfreie Wellplatten aus Akmene / Erste Produktionslinie in Betrieb genommenVON DANIEL RHEE-PIENING

Landung in Siauliai - für eine deutsche Zunge ist der Name nur schwer aussprechbar und auch das, was man zunächst von der litauischen Stadt sieht, stimmt eher nachdenklich - Verfallene Holzhäuser, heruntergekommene Wohnblocks.Doch schnell zeigt Siauliai auch seine schöneren Ecken.Beispielsweise eine Fußgängerzone, die sich mit bundesdeutschen Städten durchaus messen kann, und in der Tat, die Stadt, mit 175 000 Einwohnern die viertgrößte Litauens, hat ihre Reize. So ähnlich mag es auch der Berliner Eternit AG ergangen sein, als sie sich im Auftrag ihrer Mutter Etex, Brüssel, auf die Suche nach einem Werk für Zement-Wellplatten in der ehemaligen Sowjetunion machte.Seit 1992 durchreisten Vertreter der Eternit die ehemalige UdSSR.Was man sah, war maches Mal sehr ernüchternd, doch in Akmene - rund 65 Kilometer von Siauliai entfernt - schien alles recht zu sein.Das ehemalige größte Zementwerk der Sowjetunion hatte einen Bereich Wellplatten, die damals allerdings noch asbesthaltig waren, die Mitarbeiter waren motiviert, die ganze Sache auf- und ausbaufähig. Nach langen Verhandlungen mit der Akmene Cementas, die privatisiert wurde, wechselnden Bauministern, dem Industrieministerium und schließlich dem Umweltministerium war es endlich soweit.Was 1993 als Absichtserklärung begann, konnte schließlich im April 1995 unterschrieben werden: ein Joint-venture von Eternit und Akmene Cementas.Eternit hält 51 Prozent an der Eternit Akmene, die mit einem Grundkapital von umgerechnet 4,2 Mill.DM ausgestattet ist, das litauische Zementwerk die restlichen 49 Prozent.Eternit verpflichtete sich, schrittweise die asbestfreie Produktion einzuführen und das dafür notwendige Kow-how bereitzustellen. Auf dem Papier haben die Berliner das Werk billig bekommen.1 Mill.DM wurden gezahlt, so der Vorstandssprecher von Eternit, Werner Rühberg.Doch die Arbeit begann erst.In die neue Produktionslinie wurden bis heute 6,3 Mill.DM investiert, weitere etwa 4 Mill.DM sollen bis Ende des kommenden Jahres folgen.In der dieser Woche war es dann soweit.Die erste asbestfreie Produktionslinie konnte in Betrieb genommen werden.Die Anlage hat eine Kapazität von 3,5 Mill.Quadratmetern.1997 sollen 1 Mill.Quadratmeter produziert werden.Hinzu kommen 2 Mill.Quadratmeter asbesthaltige Wellplatten und 1 Mill.Quadratmeter Rohrmaterial.Ende 1998 sollen die Hochbauprodukte komplett asbestfrei hergestellt werden.Man hofft auch, die Zahl der Beschäftigten, die bereits von 165 auf 260 erhöht wurde, ausweiten zu können.Gegenwärtig werden noch alle Gewinne, die das Werk bereits macht, reinvestiert, doch bereits von 1999 an soll eine Dividende fließen.Bis es aber soweit ist, wird noch manches Mal eine kleine Chartermaschine von Tempelhof nach Siauliai starten.An Bord Mitarbeiter von Eternit, die ihren Kollegen in Litauen bestätigen, was Vorstandschef Rühberg in seiner Festrede anläßlich der Inbetriebnahme der neuen Produktionslinie wie folgt ausdrückte: "Wir haben Menschen getroffen, die Initiative ergreifen und ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen wollen". Doch so optimistisch die Aufbruchstimmung auch bei beiden Partner ist, Umwägbarkeiten bleiben.Kann sich die einheimische Bevölkerung (der Mindestlohn wurde gerade auf 400 Litas, rund 175 DM, angehoben) die Wellplatten überhaupt leisten? Wird es mit dem Export in die anderen baltischen Staaten Lettland und Estland sowie nach Polen und Weißrußland wie geplant klappen? Immerhin kostet eine farbig beschichtete, asbestfreie Wellplatte bis zu 28 Litas.Die alten, asbesthaltigen waren schon für 9 Litas zu haben. In Polen hat Eternit noch ein zweites, wenn auch nur noch schwach glühendes, Eisen im Feuer.Im Gespräch ist ein Joint venture in der Nähe von Posen.

DANIEL RHEE-PIENING

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