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Bargeldlos zahlen ist gerade in Corona-Zeiten erwünscht. Doch für Kunden kann das auf Dauer teuer werden.

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Erhebung der Stiftung Warentest: Wo es noch günstige Girokonten gibt

Immer mehr Banken erheben für die Kartenzahlung Gebühren. Welches Institut noch Gratiskonten anbietet und wann sich ein Wechsel lohnt.

Bargeldlos zahlen – das ist in Corona-Zeiten ratsam und wird oft ausdrücklich in Geschäften, Gaststätten oder an Tankstellen gewünscht. Doch für Kunden kann das auf Dauer teuer werden. Immer mehr Banken kassieren für jede Zahlung mit der Girocard Gebühren. Das merken viele erst, wenn die Kosten später auf dem Kontoauszug auftauchen.

Aber es geht auch anders. Die Stiftung Warentest hat 294 Kontomodelle von 125 Banken untersucht. Erfreuliches Ergebnis: Immerhin noch 20 Girokonten sind kostenlos, sofern sie online geführt werden. Darunter sind drei bundesweite und zehn regionale Angebote, bei denen es zum kostenlosen Online-Konto auch Filialen zur Beratung oder zum Geldabheben gibt. Bei neun der 20 Gratiskonten wird regelmäßiger Geldeingang verlangt, etwa Gehalt, Rente oder Arbeitslosengeld.

Wer sich über teure Kontogebühren ärgert, sollte daher den Aufwand eines Anbieterwechsels nicht scheuen. Das kann viel Geld sparen. Denn manche Kreditinstitute wie die Bremische Volksbank verlangen für ihr „Klassik-Konto“ fast 250 Euro im Jahr, wie das Stiftungsmagazin „Finanztest“ in seiner aktuellen Ausgabe (September 2020) anhand von Modellberechnungen herausgefunden hat.

Die Bremische Volksbank gehört damit zu den teuersten Anbietern. Auch bei den Kartenzahlungen langt das Unternehmen mächtig zu und berechnet ihren Kunden je Vorgang 50 Cent extra auf dem Girokonto, ebenso wie die Kasseler Sparkasse und die Salzlandsparkasse. Bereits bei 55 Konten werden laut „Finanztest“ Extragebühren für jedes Bezahlen mit der Girocard fällig – die Geldbranche bittet ihre Kunden also zunehmend für den bargeldlosen Zahlungsverkehr zur Kasse.

Extras müssen zumeist bezahlt werden

Noch gibt es Ausnahmen. Bei der Degussa Bank (Giro Digital Plus), der Santander (Best Giro) und der Bank im Bistum Essen (Giro Online) ist ein kostenloses Gehaltskonto sogar mit Nutzung von Filialen erhältlich. Ohne diese gibt es gebührenfreie Online-Konten bei 1822 direkt, Comdirect Bank, Consorsbank, DKB, Edekabank, N26, Norisbank, O2 Banking, Spardabank Hessen und der VR Bank Niederbayern-Oberpfalz.

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Extras wie Überweisungen per Beleg oder Telefonservice müssen aber auch bei diesen Kontomodellen zumeist bezahlt werden, sofern sie überhaupt angeboten werden. Bei Comdirect werden dafür zum Beispiel 4,90 Euro pro Vorgang fällig, bei der Degussa Bank sind es 2,50 Euro und bei Santander 1,50 Euro. Bei vielen Gratiskonten gibt es eine Kreditkarte kostenlos dazu, bei der Norisbank kann man damit auch im Ausland kostenlos Geld abheben.

60 Euro im Jahr ein akzeptabler Preis

Regional sind bei vielen PSD-Banken noch kostenlose Girokonten zu haben. Ähnlich wie bei den Spardabanken, einst erste Adresse für gebührenfreie Konten, gibt es aber inzwischen auch hier regionale Anbieter, die zulangen. So kostet das Modellkonto bei der Spardabank Berlin oder der PSD Nord knapp 60 Euro und liegt damit nur noch geringfügig unter der Grenze, ab der die Stiftung Warentest rät, einen Wechsel der Bank zu prüfen.

„60 Euro im Jahr inklusive Girocard ist ein akzeptabler Preis für ein Girokonto“, sagt „Finanztest“-Expertin Heike Nicodemus. Wer mehr bezahlt, sollte dem Rat der Verbraucherschützer folgen und zunächst seine Bank nach günstigeren Kontomodellen fragen. Zudem kann man einmal pro Jahr eine kostenlose Entgeltaufstellung verlangen, die zeigt, wie viel man insgesamt für das Girokonto bezahlt.

Geld ziehen an fremden Automaten kann teuer werden

Das schafft Kostentransparenz, denn bei Gebühren ist die Geldbranche ziemlich einfallsreich. So verlangt die Sparda West fünf Euro für eine einzige Überweisung am Terminal oder auf Papier. Auch das Abheben kann bei vielen Banken teuer werden: Wer Geld an einem Automaten zieht, der nicht zum Pool der Kundenbank gehört, zahlt bis zu sechs Euro.

Hier profitieren Kunden von Anbietern, die zu einem breiten Verbund gehören. Die Sparkassen-Kunden können an 23.600 Automaten kostenlos Geld von ihrem Konto abheben. Die Volks- und Raiffeisenbanken haben rund 17.600 Automaten, die Cash Group rund 9000. Dazu gehören Commerzbank, Deutsche Bank, Hypovereinsbank, Postbank und Shell-Tankstellen. Der Cash Pool bietet 3200 Geräte, angeschlossen sind Santander, Spardabanken, Targobank und gut 20 weitere Institute. Die ING hat 1200 Automaten, meist in Einkaufszentren und an Tankstellen.

Wer ein neues Girokonto eröffnet, kann von der bisherigen Bank einen Wechselservice verlangen. Dazu gehört zum Beispiel eine Aufstellung aller Daueraufträge und Lastschriften, was die Einrichtung erleichtert. Die Stiftung Warentest warnt aber davor, das alte Konto zu kündigen, bevor alle Vorgänge auf das neue Konto übertragen sind. Laufende Abbuchungen wie die Miete müssen gesichert sein.

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