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Kraftfahrer im Platooning-Test. Zu Forschungszwecken wurden über eine Brille Augenbewegungen und über die verkabelte EEG-Haube Wachheits- und Aktivierungsgrade gemessen.

© Soeren Stache/dpa

Erfolgreicher Platooning-Test: MAN und Schenker lassen Lkw automatisch Kolonne fahren

Von Computern gesteuerte, dicht hintereinander fahrende Lkw sind praxistauglich, wie ein Langzeittest zeigt. Doch nicht alle Hersteller sind von den Vorteilen überzeugt.

Mit dem Transport von Gütern in dicht hintereinander fahrenden Wagen hat die Bahn seit 100 Jahren Erfahrung – auf der Schiene. Auf der Straße sammelt sie diese Erfahrungen noch – mit ihrer Logistik Tochter Schenker und deren riesiger Lkw-Flotte. Ein erstes Großprojekt auf der Autobahn A9, das das Bundesverkehrsministerium mit knapp zwei Millionen Euro förderte, zeigt, dass es funktioniert. Allerdings wurden nicht alle Erwartungen erfüllt und der Weg bis zur Alltagstauglichkeit ist noch lang. Am Freitag lieferten die Beteiligten schon einmal einen Zwischenbericht in Berlin ab.

Platooning nennt man die von Computern gesteuerten, dicht hintereinander fahrenden Lkw- Kolonnen. Das Modell gilt als erster Schritt in Richtung des automatisierten und später autonomen Güterverkehrs auf der Straße. Sieben Monate lang haben Schenker und der Lkw-Hersteller MAN auf der stark befahrenen Teststrecke – der A9 bei München und Nürnberg – zwei digital gekoppelte Lkw insgesamt 35000 Kilometer Fracht transportieren lassen. Dabei fuhren die Lastwagen mit einem Abstand von nur 15 bis 21 Metern zueinander.

Die Ersparnis beim Spritverbrauch fällt bescheiden aus

Fazit der Unternehmen und der Hochschule Fresenius, die das Projekt wissenschaftlich begleitete: Technisch funktioniert Platooning zuverlässig, die Fahrer gewöhnen sich schnell an die computergesteuerten Abläufe und etwas weniger Sprit (drei bis vier Prozent) verbrauchen die Lkw auch. Hier hatte man sich allerdings bis zu zehn Prozent erhofft.

Dennoch sprach Alexander Doll, Bahn-Vorstand für Finanzen, Güterverkehr und Logistik, von einem „vollen Erfolg“. Eine Hochrechnung habe ergeben, dass etwa 40 Prozent der gefahrenen Kilometer im europäischen Schenker-Transportnetz in Platoons durchgeführt werden könnten. Dafür müssten sich aber die regulatorischen Rahmenbedingungen noch ändern. Marktfähig sei Platooning „Ende der 2020er Jahre“.

Daimler hat Tests mangels Vorteilen beendet

Technisch sei die Umsetzung kein großes Problem, sagte auch Joachim Drees, Vorstandschef von MAN Truck & Bus. So hätten die Fahrer auf der Teststrecke nur alle 2000 Kilometer in das System manuell eingreifen müssen. Eine andere Frage sei, wie sich der gesetzliche Rahmen ändern müsse und welche Geschäftsmodelle möglich seien. Im kommenden Jahr soll es einen weiteren Feldversuch im Hamburger Hafen geben.

Bahnexperten bezweifeln, dass sich Platooning durchsetzen wird. Ein Umweltvorteil im Vergleich zum Schienengüterverkehr sei noch nicht erwiesen. Außerdem bleibe es das verkehrspolitische Ziel, mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Daimler, der weltgrößte Lkw-Hersteller hatte seine Tests mit Platooning auf Eis gelegt, weil die Vorteile geringer als erhofft ausfielen. Daimler will sich stattdessen ganz auf die Entwicklung voll autonom fahrender Lkw konzentrieren.

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