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Mehr als eine Milliarde Euro Verlust machen Braunkohlekraftwerke im Jahr. Foto: dpa

© Patrick Pleul/dpa-Zentralbild

Energiewirtschaft: Braunkohle verdient oft kein Geld

Braunkohlekraftwerke laufen laut Aussage von Analysten meist im Minus.

Von Jakob Schlandt

Wie viel Geld werfen Braunkohlekraftwerke ab? Oder machen sie Verlust? Diese betriebswirtschaftliche Frage ist derzeit hochpolitisch, denn die sogenannte Kohle-Kommission soll bis Ende des Jahres einen Ausstiegsvorschlag aus der Kohle für die Bundesregierung entwerfen. Auch mögliche Entschädigungen für das frühere Abschalten der Kraftwerke stehen dabei im Raum. Eine Auswertung des Energie-Informationsdienstes Tagesspiegel Background legt nahe, dass die meisten Braunkohlekraftwerke zuletzt Verluste geschrieben haben. Basis ist eine Datenbank des Analysehauses Aurora Energy Research.

Pro Kilowatt Kapazität liefen demnach von Anfang 2016 bis Juli 2018 Verluste in Höhe von durchschnittlich 113 Euro auf. Auf den gesamten Braunkohlekraftwerkspark von zuletzt rund 20 Gigawatt Leistung hochgerechnet ergibt sich ein Verlust von 2,3 Milliarden Euro. Es gab zwar auch profitable Monate, aber in der weit überwiegenden Zeit in den vergangenen zweieinhalb Jahren rangierten die Kraftwerke im roten Bereich. Waren es anfangs vor allem die niedrigen Großhandelspreise im Strommarkt, die den Anlagen zu schaffen machten, belastet nun der auf über 17 Euro pro Tonne gestiegene Preis für CO2-Zertifikate die Bilanz. Braunkohlekraftwerke haben hohe Emissionen und müssen entsprechend viele Zertifikate kaufen.

Die Experten von Aurora Energy Research äußerten sich auf Nachfrage vorsichtig zu den Ergebnissen der Auswertung. Am problematischsten für die Aussagekraft ist, dass die Verträge der einzelnen Kraftwerke mit den Abnehmern unbekannt sind. Hinzu kommen in den Berechnungen nicht berücksichtigte Einnahmequellen wie die Wärmelieferung an Gemeinden oder Industrieanlagen.

Auf der anderen Seite liefert die Aurora-Datenbank einen guten Einblick in den Marktwert der Anlagen. Berücksichtigt wird unter anderem, wann die Kraftwerke tatsächlich laufen und wie hoch in dieser Zeit der Strompreis ist. Auch der aktuelle Preis für CO2-Zertifikate wird eingerechnet. „Die Aussage, dass Braunkohlekraftwerke generell unprofitabel sind, lässt sich nicht aus den Ergebnissen ableiten. Sie geben aber für den gesamten Braunkohlekraftwerkspark durchaus eine generelle Richtung vor“, sagte Aurora-Experte Alexander Esser. Der größte Braunkohlekraftwerksbetreiber RWE bestritt allerdings, mit seinen Anlagen im Minus zu sein. Die Erträge lägen „deutlich oberhalb der Vollkosten“, hieß es. Andere Betreiber wollten nicht Stellung nehmen.

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