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In manchen Läden wie hier in Berlin wird Bitcoin auch als Zahlungsmittel akzeptiert.

© imago/Klaus Martin Höfer

Ende eines Höhenflugs: Warum der Bitcoin-Kurs abstürzt

Noch vor zwei Tagen ging es kräftig aufwärts für die Digitalwährung Bitcoin - jetzt ist der Kurs abgestürzt. Was dahinter steckt und worauf Anleger achten sollten.

Von Carla Neuhaus

Ein Witz macht am Donnerstag bei Twitter die Runde: Für den Bitcoin habe der Black Friday schon einen Tag früher begonnen. So günstig ist die Kryptowährung plötzlich wieder. Denn der Kurs ist über Nacht eingebrochen. Kostete ein Bitcoin am Mittwoch noch mehr als 19.500 Dollar und damit so viel wie seit drei Jahren nicht mehr, waren es am Donnerstag zeitweise nur noch knapp 14.400 Dollar. Diesem Absturz ist eine regelrechte Rallye vorausgegangen. Erst vor zwei Tagen hat die Kryptowährung die Marke von 19.000 Dollar genommen und war kurz davor auf einen neuen Rekordwert zu steigen.

Mit dem Rücksetzer nun wiederholt sich ein Muster. Denn es ist längst nicht das erste Mal, dass der Kurs der Kryptowährung rasant ansteigt und dann einbricht. Anleger wie Spekulanten kaufen so lange Bitcoins, bis der Kurs so hoch ist, dass die Mehrheit nicht mehr an einen weiteren Kursanstieg glaubt. Dann steigen viele abrupt wieder aus, was den Kurs einbrechen lässt. Das heißt: Bei Kryptowährungen bildet sich regelmäßig eine Finanzblase, sie platzt, dann bildet sich eine neue Blase.

Finanzexperten haben dafür vor allem eine psychologische Erklärung: Viele Anleger würden von der Angst getrieben, sie könnten etwas verpassen. Sie nennen das den Fomo-Effekt, was die Abkürzung für die englische Bezeichnung („the fear of missing out“) ist. „Keine Anlageklasse der Welt ist dem Fomo so stark ausgesetzt wie der Bitcoin“, sagt der US-Investor Brian Kelly.

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Deshalb sehe man diese enormen Kursausschläge: Je stärker der Kurs der Kryptowährung steigt, desto mehr Anleger wollen mitmischen, ob sie sich nun mit dem Markt auskennen und die Risiken einschätzen können oder nicht – bis die Panik überhandnimmt und viele wieder aussteigen.

Wird der Handel mit Kryptowährungen massentauglich?

Getrieben haben den Kurs für Kryptowährungen dabei zuletzt vor allem zwei Entwicklungen: Zum einen steigen zunehmend auch professionelle Investoren in den Markt ein. So kaufen aufgrund der niedrigen Zinsen auch Pensionsfonds und Family Offices, die das Geld vermögender Familien anlegen, Bitcoins. Zum anderen hat die Nachricht für Auftrieb gesorgt, dass nun auch der US-Zahlungsdienstleister Paypal den Handel mit Kryptowährungen anbietet.

In den USA können Kunden seit Kurzem über ihr Paypal-Konto Bitcoin, Bitcoin Cash, Ether und Litecoin kaufen und verkaufen. Auch können sie mit den Digitalwährungen online bezahlen. Schon in der ersten Hälfte des neuen Jahres will Paypal diesen Dienst auch in anderen ausgewählten Ländern anbieten. Welche das sein werden, lässt der Zahlungsanbieter noch offen.

Paypal bietet in den USA jetzt auch den Handel mit Kryptowährungen an.
Paypal bietet in den USA jetzt auch den Handel mit Kryptowährungen an.

© picture alliance / Arco Images

„Für die Branche könnte der Einstieg Paypals in das Krypto-Geschäft Signalwirkung für andere Unternehmen haben, welche schon länger über die Implementierung digitaler Währungen grübeln“, sagt Analyst Timo Emden. Wie Paypal sind zuvor bereits die Finanzdienstleister Square und Robinhood Markets in den Handel mit Kryptowährungen eingestiegen. Allerdings haben sie längst nicht so viele Kunden wie Paypal mit seinen über 300 Millionen Konten. Bislang mussten sich Verbraucher deshalb für den Kauf von Bitcoin und Co. auf speziellen Börsen anmelden. Davor aber sind viele zurückgeschreckt. Ein Paypal-Konto hingegen haben viele ohnehin schon.

Paypal kauft Bitcoins im großen Stil auf

Um in dem Markt mitmischen zu können, muss der amerikanische Zahlungsdienstleister allerdings Auflagen erfüllen: Für jeden virtuellen Bitcoin, den ein Kunde über die Plattform kauft, muss er tatsächlich auch einen Bitcoin vorhalten. Das ist in etwa so, als müsste die Bank für jeden Euro, den ein Kunde auf dem Konto hat, eine Münze im Tresor bunkern. Um den Kunden den Handel mit Kryptowährungen zu ermöglichen, muss Paypal sie also selbst im großen Stil einkaufen – und tut das auch. Laut der Investmentfirma Pantera Capital hat Paypal zuletzt rund 70 Prozent aller Bitcoins aufgekauft, die neu auf den Markt gekommen sind. Auch das könnte zu dem jüngsten Preisanstieg beigetragen haben.

Doch auch wenn Bitcoins nun für Anleger leichter zu erwerben sind, mahnen Verbraucherschützer zur Vorsicht. „Wir sehen sogenannte Kryptowährungen als Geldanlage zum Vermögensaufbau kritisch“, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Ihr Wert hängt ausschließlich davon ab, welchen Wert die Menschen dem Kryptogeld zukünftig beimessen.“ Das gilt zwar auch für Papiergeld. Doch deshalb stehen hinter dem Dollar oder dem Euro auch Zentralbanken, die die Preisstabilität kontrollieren und im Zweifel lenkend eingreifen. Bitcoins hingegen kann man nur so lange einsetzen, wie man auch einen Vertragspartner findet, der sie akzeptiert. „Aus juristischer Sicht handelt es sich nicht um Geld“, warnt Nauhauser.

Sind Bitcoins vergleichbar mit Gold? Verbraucherschützer sagen: Nein.
Sind Bitcoins vergleichbar mit Gold? Verbraucherschützer sagen: Nein.

© dpa

Anhänger der Kryptowährungen sprechen dagegen gerne vom digitalen Gold: Sie kaufen also bewusst Bitcoins, um sich unabhängiger zu machen von den klassischen Währungen. Verbraucherschützer sehen allerdings einen entscheidenden Unterschied zum Edelmetall: „Kryptowährungen verfügen, anders als etwa Gold, weder über einen materiellen Wert noch über eine historische Preisentwicklung, die Anhaltspunkte für Risiken und Renditen liefern könnte.“

Angesichts der wachsenden Anzahl an Kryptowährungen sei zudem die Gefahr von irrationalen Übertreibungen bei der Preisentwicklung groß. Dazu kommt, dass Anleger je nach Plattform vor dem Kauf von Kryptowährungen nicht entsprechend über die Risiken aufgeklärt würden. „Der Vertrieb finden gänzlich außerhalb des Rechtsrahmens für spekulative Geldanlagen statt“, sagt Nauhauser.

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