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Laut der Studie der Stiftung für Zukunftsfragen sind Shopping-Center zwar beliebt, vielen Kunden ist es aber oft zu voll und zu hektisch.

© Getty Images/iStockphoto

Einkaufen der Zukunft: Der Job des Kassierers könnte bald aussterben

Die Kauflaune der Deutschen sinkt. Doch eine neue Studie zeigt, was Kunden in Zukunft vom Handel erwarten. Junge Verbraucher könnten den Markt radikal ändern.

Für Einkaufsmuffel dürfte der Satz eine Zumutung sein: "Shoppen macht mir Spaß." Doch laut einer aktuellen Studie der Stiftung für Zukunftsfragen stimmt die Hälfte der Bundesbürger diesen Worten zu. Sogar 60 Prozent sagen, sie würden einen Schaufensterbummel genießen. Bei Frauen fällt die Genussrate hier mit rund drei Viertel deutlich höher aus als bei Männern.

Wirft man einen genaueren Blick in die Untersuchung der Stiftung für Zukunftsfragen, die dem Tabakkonzern British American Tobacco zuzuordnen ist, erkennt man, dass sich der Handel in Zukunft ohnehin auf neue Ansprüche der Kunden einstellen muss. So sind sich 78 Prozent der Befragten sicher, dass Kunden in Hinblick auf Service, Produkt und Beratung in den kommenden 20 Jahren immer anspruchsvoller werden.

Kunden wollen den Offline-Handel unterstützen

Laut der Studie, für die 3000 Deutsche in persönlichen Interviews befragt wurden, sind das auch jetzt schon die Hauptgründe, wenn Kunden lieber online als im Geschäft einkaufen. "Die Motive der Online-Einkäufer lassen sich in die Kategorien „Service“ und „Warensortiment“ einteilen", heißt es dort. Gleichzeitig schätzen Kunden am stationären Handel, dass sie die Produkte anfassen, testen und direkt mitnehmen können. "Wenn dies weiterhin geboten wird, bleibt Online-Shopping auch zukünftig nur eine Ergänzung und kein Ersatz für den stationären Handel", meint Professor Ulrich Reinhardt, Wissenschaftlicher Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen.

Welch Vertrauensvorschuss der stationäre Handel bei den Kunden hat, wird dadurch deutlich, dass 51 Prozent der Befragten angeben, ein Grund für den Einkauf im Geschäft sei, "weil ich die Einzelhändler unterstützen möchte". Allerdings sollten die Läden auch einige Erwartungen erfüllen, um dieses Vertrauen nicht zu verspielen.

So erwarten Verbraucher der Umfrage zufolge etwa kompetente Beratung, Reparaturangebote, mehr Verkaufspersonal und "als Kunde erst genommen zu werden". Dies trifft vor allem auf über 55-Jährige zu. Jüngeren Kunden ist demnach vor allem die Verknüpfung mit der Online-Welt wichtig. Zum Beispiel sollten die Preise und die Auswahl online wie offline identisch sein, die Verfügbarkeit sollte im Internet überprüfbar sein und Click-und-Collect-Service sollte angeboten werden.

Einige Zahlen sprechen allerdings dafür, dass die heranwachsende Käufergeneration noch in anderen Bereichen andere Prioritäten setzt als ihre Vorgänger. So sagen 91 Prozent der Ruheständler, dass sie auch in Zukunft ihre Einkäufe an einer Kasse mit echten Menschen bezahlen wollen. Je jünger die Befragten, desto geringer ist dieser Wert. Bei den Jugendlichen sind es nur noch 37 Prozent. 60 Prozent geben hingegen an, dass ihnen persönlicher Kontakt beim Bezahlen nicht so wichtig ist. Der Job des Kassierers dürfte in Zukunft also weniger gefragt sein.

SB-Kassen nur in 350 Geschäften

Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg. Zwar stieg die Zahl der Selbstbedienungskassen zwischen 2015 und 2017 um zwei Drittel an. Allerdings bieten erst 350 Geschäfte in Deutschland diesen Service an - das macht nur einen Bruchteil der insgesamt rund 200.000 Kassen in deutschen Supermärkten aus. Dennoch gehen "knapp zwei Drittel der Deutschen davon aus, dass Kassierer, Verkäufer und ähnliche Berufsfelder der zunehmenden Automatisierung und Digitalisierung zum Opfer fallen", stellt die Studie fest.

Dafür spricht die Tatsache, dass 40 Prozent der befragten Jugendlichen in Zukunft am liebsten mit ihrem Smartphone bezahlen würden. Bargeld präferiert demnach nur gut ein Viertel der jungen Käufer. Dabei machen sie sich keine Illusionen darüber, das ihre Daten von den Unternehmen akribisch gesammelt werden. Mit 92 Prozent Zustimmungsrate gehen Jugendliche davon sogar noch stärker aus als ältere Generationen. Und auch die Angst vor Internetkriminalität ist quer durch alle Altersklassen angesichts eines Wertes von rund 80 Prozent aller Befragten allgegenwärtig.

Doch es gibt auch Technologien, denen auch die Jugendlichen skeptisch gegenüberstehen. So halten Kunden egal welcher Altersklasse nicht viel von Chatbots als Kundenberater. Auch Drohnen als Lieferinstrument werden von einer breiten Mehrheit abgelehnt. Freudig erwartet wird hingegen der 3D-Drucker für den Massenmarkt. Fast 70 Prozent der Jugendlichen und gut die Hälfte der Gesamtbevölkerung geht laut der Studie davon aus, in den kommenden Jahren vermehrt Alltagsgegenstände wie Möbel oder Ersatzteile zuhause selbst drucken zu können. Sollte das so kommen, wird der ein oder andere Gang in die Fußgängerzone ohnehin überflüssig.

Und dann könnten Nachrichten wie diese sehr viel häufiger zu lesen sein: Zum zweiten Mal in Folge ging der GfK-Konsumklimaindex in diesem Monat zurück. Für Juli prognostizieren die Experten einen Wert von 9,8 Punkten nach 10,1 im Juni. Der Indikator gilt als zuverlässiges Barometer für die Kauflaune der Deutschen.

Zwar schätzten die Befragten das konjunkturelle Klima wieder etwas besser ein, die eigene Einkommenssituation werde jedoch pessimistischer bewertet, erklärte Rolf Bürkl vom Marktforschungsinstitut GfK am Mittwoch. Der Blick auf die eigene Gehaltsaussichten sei so schlecht wie seit März 2017 nicht mehr.

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