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Die Deutsche Bank einigt sich im Streit um Hypothekengeschäfte mit den USA.

© Christoph Schmidt/dpa

Update

Einigung in den USA: Deutsche Bank zahlt Milliarden-Buße

Umstrittene Hypothekengeschäfte in den USA kommen die Deutsche Bank teuer zu stehen. Das Institut muss insgesamt 3,1 Milliarden Dollar Zivilbuße zahlen. Doch es hätte noch schlimmer kommen können.

Von Ronja Ringelstein

Für die Deutsche Bank ist die Sache einigermaßen glimpflich ausgegangen. Im Rechtsstreit um windige Hypothekengeschäfte zwischen 2005 und 2007 in den Vereinigten Staaten hat sich die Bank nun mit dem US-Justizministerium auf eine Vergleichssumme von 7,2 Milliarden Dollar geeinigt. Dem Institut war vorgeworfen worden, im Zusammenhang mit der Ausgabe hypothekengedeckter Wertpapiere zum Kollaps des US-Immobilienmarktes 2008 beigetragen zu haben, da teils wertlose Papiere verkauft worden seien. Die Immobilienblase führte zur Pleite des Geldhauses Lehman und dann zu einer weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise.

In der Vergleichsvereinbarung hat sich die Deutsche Bank nun verpflichtet, eine Strafe von 3,1 Milliarden Dollar zu zahlen und 4,1 Milliarden Dollar an „Erleichterungen für Verbraucher“ in den USA bereitzustellen. „Diese Erleichterungen erfolgen über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren, voraussichtlich vor allem durch veränderte Darlehensbedingungen, andere Hilfen für Wohneigentümer und Kreditnehmer und andere vergleichbare Maßnahmen“, teilte die Deutsche Bank mit. Einzelheiten des Vergleichs müssten noch ausverhandelt werden, sagte ein Banksprecher auf Anfrage. Die US-Regierung hatte zuletzt Druck auf die Verhandlungen ausgeübt, um noch während ihrer Amtszeit einen Vergleich zu erzielen. Am 20. Januar wird der neue Präsident Donald Trump in Washington vereidigt.

Auch die Credit Suisse handelte einen Vergleich aus

Nur wenige Stunden nach der Einigung mit der Deutschen Bank meldete auch die Schweizer Credit Suisse einen Vergleich wegen ähnlicher Hypothekengeschäfte – mit 5,3 Milliarden Dollar fällt die Summe hier niedriger aus. Die führende US-Investmentbank Goldman Sachs hatte sich im April in einem Vergleich zur Zahlung von knapp fünf Milliarden Dollar verpflichtet. Die britische Barclays will sich nicht vergleichen und lässt es auf eine Klage des US-Justizministeriums ankommen.

Die Deutsche Bank hat bislang noch 5,9 Milliarden Euro für Rechtsrisiken zurückgelegt. Für das Institut sind die Unsicherheiten über Kosten für Rechtsstreitigkeiten seit Jahren eine der größten Belastungen und werfen Vorstandschef John Cryan bei seinem Sanierungskurs immer wieder zurück. Der nun erzielte Vergleich werde das Ergebnis im vierten Quartal mit etwa 1,17 Milliarden Dollar belasten, teilte die Deutsche Bank mit. „Derzeit wird daraus kein wesentlicher Einfluss auf das Ergebnis des Geschäftsjahres 2016 erwartet.“ Der Gewinn vor Steuern hatte in den ersten neun Monaten 1,6 Milliarden Euro betragen.

Anleger reagierten erleichtert

Die Anleger reagierten erleichtert auf die Nachricht aus den USA. Die Aktie der Deutschen Bank stieg am Freitagvormittag zeitweise um vier Prozent, gab dann aber im Verlauf des Handels wieder nach. Der Tiefpunkt liegt wenige Monate zurück: Im September stürzte die Aktie unter zehn Euro. Unter anderem drückte damals die Befürchtung über eine enorme Strafzahlung in den USA den Kurs, ursprünglich hatte das US-Justizministerium 14 Milliarden Dollar gefordert. Spekulationen darüber, ob Cryan die Bundesregierung um Hilfe gebeten hatte, sorgten damals für Aufregung.

Als „guten Kompromiss“ bewertete Ingo Speich, Anlagemanager bei Union Investment, die zu den größten Aktionären der Deutschen Bank gehört, den Vergleich: „Die Bank hat ein großes Gewicht abgeworfen, und so wird ein wenig Unsicherheit aus dem Aktienkurs genommen. Es ist nicht das Ende all ihrer Probleme, aber es ist mit Sicherheit keine Enttäuschung“, sagte Speich der „Financial Times“. Börsenbriefautor Hans Bernecker sieht die „Kuh vom Eis“. Auch Daniel Saurenz von Feingold Research hält das Ergebnis für gut verkraftbar, weil sich die Zahlungen an US-Konsumenten auf mehrere Jahre verteilen.

Die Unternehmensberatung EY teilte am Freitag mit, was krumme Geschäfte die Großbanken in Europa und den USA kosten. Die Strafzahlungen der zehn größten Geldhäuser stiegen seit Jahresbeginn auf 20,9 Milliarden Euro. Rekordjahr an Strafzahlungen war aber 2014 mit 47,2 Milliarden Euro.

(mit dpa/rtr)

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