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Viele Pflegekräfte können von ihrem Lohn nicht leben.

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Einigung im Öffentlichen Dienst: Endlich eine finanzielle Anerkennung für Pflegekräfte

Mit der Tarifeinigung bekommen Pflegekräfte mehr Geld - endlich. Andere Beschäftige im Öffentlichen Dienst bekommen nur ein kleines Plus. Aber in der Krise ist auch das schon viel. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Carla Neuhaus

Eine gute Nachricht in einer Zeit, in der es an guten Nachrichten mangelt: Gewerkschaftler und Arbeitgeber haben sich auf einen Tarifabschluss für die mehr als zwei Millionen Beschäftigten im Öffentlichen Dienst geeinigt. Selbstverständlich war das nicht. Noch am Freitag lagen die Positionen weit auseinander, ein Scheitern der Gespräche schien möglich.

Für Pflegekräfte und Mitarbeiter in Gesundheitsämtern ist die Einigung eine gute Nachricht: Sie bekommen mehr Geld. In der Pflege etwa steigen die Gehälter um 8,7 Prozent, Intensivkräfte erhalten bis zu zehn Prozent mehr. Dazu kommt noch eine Coronaprämie. Andere Branchen profitieren weniger, besonders niedrig zum Beispiel fällt das Plus bei den Sparkassen aus. Es ist aber richtig, gerade die Pflegekräfte jetzt besser zu stellen. Alles andere wäre weder gerecht noch vermittelbar gewesen.

Viele Pflegekräfte können von ihrem Lohn nicht leben

Nicht ohne Grund haben Krankenpfleger in den vergangenen Monaten immer wieder darauf hingewiesen, dass sie sich von Applaus nichts kaufen können. Erst kürzlich zeigte eine Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbunds, dass 54 Prozent der Beschäftigten in Pflegeberufen große Probleme haben, mit ihrem Lohn über die Runden zu kommen. Ausgerechnet diejenigen, die sich täglich für andere aufopfern, die Menschen in Notlagen helfen, verdienen seit Jahren extrem schlecht. Mit dieser Tarifrunde werden sie nun immerhin ein Stück weit bessergestellt. Für eine Krankenschwester bedeutet das ein Plus von 300 Euro im Monat. Traurig genug, dass es erst zu einer Pandemie kommen musste, um das möglich zu machen.

Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes auf der Streikkundgebung in Potsdam.
Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes auf der Streikkundgebung in Potsdam.

© ZB

Auch die übrigen Beschäftigten im Öffentlichen Dienst können sich freuen. Große Sprünge sind mit 1,4 Prozent im nächsten und 1,8 Prozent im übernächsten Jahr zwar nicht drin. Doch in Krisenzeiten ist selbst das viel. Zum einen bedeutet das Plus eine enorme Belastung für Bund und Kommunen, die unter sinkenden Steuereinnahmen leiden. Zum anderen stehen Mitarbeiter abseits des Öffentlichen Dienstes sehr viel schlechter da. Für sie stellt sich die Frage nach mehr Gehalt im Zweifel gar nicht.

So fordert etwa der designierte Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Stefan Wolf, von den Mitarbeitern Mehrarbeit ohne Lohnaufschlag. Heißt also: Fürs gleiche Geld mehr arbeiten. Manche dürften dazu sogar bereit sein. Zu groß ist in manchen Branchen derzeit die Angst vor dem Jobverlust. Die IG Metall zum Beispiel geht mit dem Vorschlag einer Vier-Tage-Woche in die Tarifrunde Ende des Jahres. Lieber weniger arbeiten, als gar nicht mehr, ist da die Devise.

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