zum Hauptinhalt
Auf welcher Seite steht Ronald McDonald? Hier haben sich Demonstranten in Davos der Werbefigur bemächtigt.

© Fabrice COFFRINI/AFP

Ein Wendepunkt auch für Davos?: Kapitalismus und Klima schließen sich nicht mehr aus

Beim Weltwirtschaftsforum in Davos steht der Klimawandel im Fokus. Auch Konzerne müssen reagieren. Am Ende könnte sich das für sie auszahlen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Carla Neuhaus

Sie wollen die Welt verbessern – doch erst mal schaden sie dem Klima. Über 1000 zusätzliche Flugzeuge und Hubschrauber landen ab diesem Dienstag in der Schweiz, um die Mächtigen aus Politik und Wirtschaft zum Weltwirtschaftsforum in Davos zu bringen. US-Präsident Donald Trump fliegt mit der Airforce One nach Zürich, Kanzlerin Angela Merkel steigt in Friedrichshafen in den Helikopter, Konzernchefs landen mit Businessjets auf einem Militärflugplatz. Und das obwohl es diesmal in Davos vor allem um eins geht: das Klima.

Viele Konzernlenker reisen im Businessjet in die Schweiz, um am Weltwirtschaftsforum teilzunehmen.
Viele Konzernlenker reisen im Businessjet in die Schweiz, um am Weltwirtschaftsforum teilzunehmen.

© REUTERS

Selten haben die Veranstalter das Thema für das viertägige Treffen der Wirtschaftselite bereits im Vorfeld so eindeutig festgelegt. In ihrem Weltrisikobericht benennen sie die fünf größten Gefahren unserer Zeit – alle fünf sind Klimathemen: Extremwetter, das Scheitern der Klimapolitik, Naturkatastrophen, der Verlust der Biodiversität und menschengemachte Umweltschäden.

Die Veranstalter erhöhen so den Druck auf die Konzerne, mehr zu tun, als sich ein grünes Image zu geben. Und das obwohl mit BP, Chevron und Saudi Aramco Konzerne zu den Finanzierern der Veranstaltung zählen, die ihr Geld mit fossilen Brennstoffen verdienen. Auch sie müssen nun eine Antwort auf die drängende Frage finden: Passen Kapitalismus und Klima zusammen? Und wenn ja, wie?

Banal ist das nicht. Seit Beginn der Industrialisierung war die Umwelt für die Wirtschaft eher zweitrangig, hatten Fortschritt und Wohlstand Priorität. Auch heute, wo die negativen Folgen eines klimaschädlichen Handels offensichtlicher und messbarer sind, fließen sie nur begrenzt in die Entscheidungen der Konzernspitzen ein. Denn Klimaschutz ist eine Aufgabe für Generationen, während Unternehmen kurzfristiger handeln. Ihr Erfolg spiegelt sich im Aktienkurs. Und steigende Umsätze beeindrucken Aktionäre nun mal stärker als Umweltbewusstsein. Noch jedenfalls.

Konzerne stehen wegen klimaschädlichen Aktivitäten unter Druck

2020 könnte ein Wendepunkt werden. Das zeigen allein die Ereignisse der vergangenen Tage. Mit Siemens steht ein großer deutscher Konzern unter Druck, weil er Signalanlagen für eine Bahnstrecke in Australien liefert, über die Kohle aus dem weltgrößten Bergwerk abtransportiert werden soll. Rechtlich hat sich Siemens damit nichts zuschulden kommen lassen. Trotzdem wächst der Unmut der Bevölkerung, der nicht nur durch den Aufstand der Fridays-for-Future-Bewegung zum Ausdruck kommt.

Verfolgen Sie hier die Debatten in Davos im Live-Stream:

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Nun mag man sagen, Proteste gegen Entscheidungen von Konzernen hat es immer gegeben. Doch eines ist diesmal anders: Nicht nur Bürger begehren auf, sondern auch Geldgeber. „Jede Regierung, jedes Unternehmen und jeder Anleger muss sich mit dem Klimawandel auseinandersetzen“, schreibt Larry Fink, der Chef des Vermögensverwalters Blackrock, in einem Brief an die Konzernvorstände. Keiner verwaltet weltweit so viel Geld wie Fink. Und ausgerechnet er nutzt diese Macht nun, um Unternehmen zu mehr Klimaschutz zu drängen. Er droht gar: Es komme andernfalls zu einer enormen Umschichtung von Kapital.

Klimapolitik wird zum Wirtschaftsfaktor

Was das so bemerkenswert macht: Fink ist kein Weltverbesserer. Dem US-Sender CNBC sagte er prompt: „Ich habe den Brief nicht als Umweltschützer geschrieben. Ich habe ihn als Kapitalist geschrieben.“ Denn der Klimawandel ist zu einem Risiko geworden, das Geldgeber nicht mehr ignorieren können. Wenn etwa ein Konzern in einer Region aktiv ist, die von Extremwetter bedroht ist, kann das seinen Gewinn schmälern. Klimapolitik wird so zum Wirtschaftsfaktor.

Klimaaktivisten haben sich bereits am Sonntag auf den Weg nach Davos gemacht - zu Fuß.
Klimaaktivisten haben sich bereits am Sonntag auf den Weg nach Davos gemacht - zu Fuß.

© dpa

Dabei zeigt das Beispiel der erneuerbaren Energien, dass ein Wandel sich rechnet. Anfangs musste der Staat die Produktion von Wind- und Solarstrom subventionieren – heute ist Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien günstiger als die aus Kohle- und Gaskraftwerken. Klima und Kapitalismus sind also nicht per se Gegensätze.

Jetzt muss nur noch Kerosin klimaneutral werden. Dann können die Mächtigen auch wieder ohne schlechtes Gewissen in ihren Flieger nach Davos steigen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false